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Enerige & Management > Gastbeitrag - Speicherpotenzial liegt in Deutschland brach
Quelle: E&M
GASTBEITRAG:
Speicherpotenzial liegt in Deutschland brach
Warum die Energiewende jetzt mutige Regulierungsreformen im Bereich Energiespeicher braucht, erklärt Niels Keunecke* im Gastbeitrag für E&M.
 
Die Energiewende hat in den vergangenen Jahren einen deutlichen Aufschwung erlebt. Aus Kostengründen scheint die jetzige Bundesregierung diesen jedoch eher bremsen zu wollen. Diesen Schritt sehen manche sowohl aus wirtschaftlichen als auch aus klimapolitischen Gründen kritisch.

Fakt ist aber auch: Um den Ausbau der erneuerbaren Energien weiter voranzutreiben, wäre es entscheidend, regulatorischen Hürden im Bereich der Speichertechnologie abzubauen. Die Technologien sind längst marktreif, Investoren stehen bereit und trotzdem nimmt der Ausbau nicht schnell genug Fahrt auf. Der Grund dafür ist das regulatorische Korsett, das den Ausbau systematisch ausbremst. Doch wo genau hakt es?

Speicher werden wie Netzkunden behandelt

Speicher werden nicht wie das behandelt, was sie sein sollen: Netzdienstleister. Dass Speicher mit pauschalen Baukostenzuschüssen von bis zu 20 Prozent der Investitionssumme belastet werden, ist energiepolitisch überholt: Batteriespeicher können entscheidend zur Netzstabilisierung beitragen, indem sie Systemdienstleistungen übernehmen, die durch den Ausstieg aus konventionellen Kraftwerken entfallen. Wer BESS (Battery Energy Storage System) entgelttechnisch genauso behandelt wie Großverbraucher, verkennt ihre Funktion und gefährdet die Energiewende. Die Politik sollte die Stromnetzentgeltverordnung und das EnWG anpassen, um Batteriespeicher rechtlich als netzdienliche Infrastruktur anzuerkennen. Genauso gilt: Wer BESS kostentechnisch behandelt wie Großverbraucher, verkennt ihre Funktion und schadet wiederum der Energiewende.

Rechtsunsicherheit verhindert Investitionen

Noch immer sind Batteriespeicher in Deutschland rechtlich ein Niemandsland. Da sie weder klassischer Erzeuger noch Verbraucher sind, fehlen klare Definitionen und einheitliche Regeln. Dieses regulatorische Vakuum ist für Investoren ein Problem. Wer ernsthaft Speicherkapazitäten in großem Stil schaffen möchte, benötigt eine kohärente Weiterentwicklung des rechtlichen Rahmens einschließlich der einheitlichen Definition von Stromspeichern im EnWG, klaren Regelungen zur Befreiung von Umlagen und Entgelten, einheitlichen Prozessen für den Netzanschluss sowie langfristig verlässliche Rahmenbedingungen für netzdienliche Geschäftsmodelle.

Veraltete Genehmigungsverfahren

Obwohl die Windenergie durch das Bundesimmissionsschutzgesetz längst privilegiert ist, müssen Speicherprojekte immer noch den gleichen langwierigen Genehmigungsmarathon durchlaufen wie klassische Industrieanlagen. Obwohl BESS eine zentrale Rolle für die Energiewende spielen. Richtig wäre es, sie über beschleunigte und vereinfachte Verfahren als Schlüsseltechnologie zu behandeln.

Netzengpässe bleiben im Dunkeln

Die bestehende Regulierung führt zu einem Paradoxon: Netzengpässe von Nord (Stromüberschuss durch Windenergie) nach Süd (Strommangel) werden unter den derzeitigen rechtlichen Rahmenbedingungen durch Batteriespeicher verstärkt, obwohl technisch eine netzdienliche Nutzung der Speicher möglich wäre. Der Grund sind fehlende adäquate Geschäftsmodelle sowie eine Marktstruktur, in der Speicheranlagen nicht gleichzeitig profitabel und netzdienlich sein können. Ohne entsprechende rechtliche Anpassungen für mehr Transparenz bleiben die Potenziale von Batteriespeichern in Milliardenhöhe ungenutzt.

Mut oder Stillstand

Deutschland steht an einem Scheideweg: Entweder die Politik wagt jetzt eine echte Speicher-Agenda mit klarer rechtlicher Einordnung, fairen Kostenregeln und schnellen Genehmigungen. Oder sie riskiert, dass das enorme Potenzial von Batteriespeichern ungenutzt bleibt. Jede weitere Verzögerung ist nicht nur ein Bremsklotz für die Energiewende, sondern birgt auch Risiken für die Versorgungssicherheit und die Wettbewerbsfähigkeit.

Die Technologien und Investoren sind vorhanden. Was fehlt, ist der politische Wille, Speicher endlich aus dem regulatorischen Niemandsland zu befreien. Ohne mutige Reformen wird Deutschland seine Klimaziele nur schwer erreichen können. Mit ihnen hingegen könnte es Vorreiter für eine zukunftsfähige, flexible und resiliente Energiewirtschaft werden.
 
Niels Keunecke
Quelle: Meistro GmbH

*Niels Keunecke ist Co-CEO der Meistro GmbH und CCO bei deren Tochtergesellschaft Meistro Re.
 
 

Redaktion
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Mittwoch, 03.09.2025, 10:53 Uhr

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