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Enerige & Management > Aus Der Aktuellen Ausgabe - Sonnenschein in die Windagentur
Quelle: Quelle: E&M
AUS DER AKTUELLEN AUSGABE:
Sonnenschein in die Windagentur
In der FA Wind arbeiten öffentliche Hand, Windbranche und organisierter Naturschutz zusammen, ihre Studien sind legendär. Daran knüpft sie jetzt bei PV an.
 
Die FA Wind will sich schon länger in Richtung Photovoltaik verbreitern. Ihr Vorstandsvorsitzender Peter Ahmels hatte dies 2023 in der E&M-Beilage „Stark im Wind“ angekündigt. Der FA-Wind-Newsletter vom April 2024 zeigte dann nach außen den ersten handfesten Hinweis: ein Interview mit Catherine Rollet, die seit Dezember als erste Solarreferentin angestellt ist.

Ein zweites Zeichen des Wandels war nur im Impressum und im digitalen Vereinsregister erkennbar: Die „Fachagentur zur Förderung eines natur- und umweltverträglichen Ausbaus der Windenergie an Land e.V.“ bekam den Zusatz „und der Solarenergie“. Peter Ahmels erklärt E&M auf Anfrage die Hintergründe dieser Änderung.

Was ist die 2013 gegründete FA Wind- und Solarenergie eigentlich, wie sie von nun an abgekürzt heißt? Ihre legendären Studien zum Stand der deutschen Onshore-Windkraft, was installierte Leistung, Zu- und Rückbau, Genehmigungen und deren Dauer angeht, sind Höhepunkte von Konferenzprogrammen und werden von der dpa für jedes Bundesland zusammengefasst und damit auch in der Regionalpresse rezipiert, ebenso ihre Akzeptanzumfragen.

Ihre windkraftrechtlichen Handreichungen und runden Tische wirken eher nach innen, sollen doch die Mitglieder aus Bund, Ländern und kommunalen Spitzenverbänden sowie Umweltverbänden am Ende an einem Strang ziehen, damit Deutschland seine nationalen Ziele verträglich umsetzt.

Ein Forschungsinstitut also? Ein Vernetzungs- und Diskussionsgremium? Einer der mehreren Hundert Bund-Länder-Ausschüsse? Peter Ahmels wiegt jedes Mal den Kopf, meint, das Wort „Fachagentur“ treffe es eben am besten.

Geld, Leute, Strategie: Klare Vorstellungen

Die PV-Kompetenz soll nach dem Vorbild von Onshore-Wind aufgebaut werden. Das bedeutet: mehr Geld, mehr Leute und eine Strategie, was man erreichen will und was nicht. Davon hat der niedersächsische Ex-Landwirt und Ex-Präsident des Bundesverbands Windenergie eine klare Vorstellung. „Ganz überwiegend wird bei uns die PV-Freifläche im Vordergrund stehen. Das sind die Standorte, bei denen in Zukunft konzentriert Akzeptanzprobleme auftauchen werden, nicht bei der Aufdach-PV, auch nicht bei der Solarthermie“, antwortet Ahmels E&M.

Bioenergie oder Wasserkraft hätten „auch ihre Herausforderungen, sind aber nicht Gegenstand der FA. Diskussionen über PV frühzeitig sichtbar zu machen, das ist unsere Aufgabe. Es gibt sie jetzt schon örtlich − mit Streitpunkten, die oft berechtigt sind.“ Ende 2023 etwa erklärte der Rat der thüringischen Stadt Altenburg einstimmig, für großflächige PV außerorts Bebauungspläne künftig zu verweigern, um Agrarböden zu erhalten. „Das Thema der Flächennutzungskonkurrenz ist aktuell“, erkennt Peter Ahmels an. Hier könne die FA Wind- und Solarenergie zur Versachlichung beitragen.

Noch im Frühjahr soll Catherine Rollet die erste Solarstudie veröffentlichen: eine Metastudie über die Akzeptanz von Freiflächen-PV. Die Straßburgerin schrieb für französische PV-Fachmedien und war zuletzt im Deutsch-französischen Büro für die Energiewende (DFBEW) angestellt.
 
Catherine Rollet, die erste Solarreferentin der Fachagentur: „Unsere Geschäftsstelle möchte Licht ins Dunkel bringen und Transparenz bezüglich der PV-Zubauzahlen schaffen.“
Quelle: FA Wind- und Solarenergie

Am 1. Juni (nach Redaktionsschluss) nimmt die zweite PV-Referentin ihren Dienst auf: Sie stürzt sich dann auf Rechtsthemen, wie es bisher zwei ihrer Kollegen bei Wind tun. Bis 2026 sollen es fünf, sechs Solarreferenten sein. Bisher arbeiten 14 Menschen für die FA Wind- und Solarenergie.

Bund und Länder stocken Budget auf

Das Budget der Einrichtung soll daher in diesem Jahr auf circa 3 Millionen Euro steigen, so Ahmels. 2022 waren es noch knapp 1,5 Millionen Euro. Das Bundeswirtschaftsministerium (BMWK) hat zugesagt, seinen Beitrag, der drei Jahre zuvor noch bei 500.000 Euro gelegen hatte, auf 1,35 Millionen Euro zu erhöhen.

Die 16 Länder, alle ebenso FA-Mitglieder, haben ihren Beitrag auf 500.000 Euro verdoppelt. Einen Anteil haben auch die Fördermitglieder mit gut 150.000 Euro. Der Rest kommt aus zusätzlicher Forschungsförderung und durch Aufträge. Eine institutionelle (Dauer-)Förderung durch den Bund wie neuerdings bei der Stiftung Umweltenergie wäre laut Ahmels wünschenswert, er möchte sich aber nicht darauf verlassen.

Disziplinarisch-organisatorisch zugeordnet sind die PV-Referenten wie ihre Windkollegen Antje Wagenknecht, einer Spezialistin der Wissenschaftsorganisation, die seit 2018 geräuschlos die Geschäfte der FA führt. Fachlich-inhaltlich soll sich Forschungskoordinator Dirk Sudhaus auch um die sonnigen Kollegen kümmern, so Ahmels.

Die Gemeinden haben zumeist das Sagen

Das deutsche Planungsrecht unterscheidet sich bei Freiflächen-PV zum Teil stark von der Windenergie. „Für Freiflächen-PV ist − außer in einem Streifen an bestimmten Verkehrstrassen und für Agri-PV − ein Bebauungsplan für das konkrete Projekt erforderlich. Dieser wird von den Kommunen vor Ort entschieden“, erläutert Ahmels. Für Windenergie dagegen werden in den meisten Ländern überörtliche Raumordnungspläne erstellt, um die besten Standorte auszuwählen. Die Arbeit der FA werde also in Sachen Solar in Richtung Gemeindeebene zunehmen, so Ahmels.

„Wir planen eine Marktübersicht der Freiflächen-PV“, verrät er. Solarreferentin Rollet erklärte zum Hintergrund in dem Newsletter der FA: „Projektierer von Windenergieanlagen registrieren Projekte, die eine Genehmigung nach BImSchG (Bundesimmissionsschutzgesetz; d. Red.) erhalten haben, im Marktstammdatenregister. Das erlaubt Prognosen zum Zubau.

Für geplante Solaranlagen gibt es keine vergleichbare Registrierungspflicht vor der Inbetriebnahme (...) und damit auch keine Möglichkeit, die zukünftig installierte PV-Leistung abzuschätzen. Unsere Geschäftsstelle möchte hier Licht ins Dunkel bringen und Transparenz bezüglich der PV-Zubauzahlen schaffen, sowohl für PV-Freiflächenanlagen als auch für besondere Solaranlagen.“

Immerhin soll die PV-Freifläche laut EEG künftig etwa die Hälfte der PV ausmachen, das wären 2030 deutlich mehr als 100.000 MW. „Wir wollen in diesem Zusammenhang eine Datengrundlage schaffen, mit der die Politik in Ländern und dem Bund frühzeitig Entwicklungen sehen und nachsteuern kann“, so Ahmels weiter.
 
„Agri-PV scheint noch hinter den Erwartungen herzuhinken“ − diese Vermutung äußert Peter Ahmels, Vorstandsvorsitzender der Fachagentur. Er wünscht sich, dass sie anhand harter Fakten geprüft wird
Quelle: Studio Monbijou Berlin

Oder: Wie verteilt sich der Ausbau zwischen Solarparks, deren Projektierer an Subventionsausschreibungen teilnehmen, und solchen, die sie förderfrei über Power Purchase Agreements finanzieren − „so ganz genau weiß man das auch nicht“, sagt Ahmels. Ebenso hätte er gern gewusst, ob seine Vermutung stimmt: „Agri-PV scheint noch hinter den Erwartungen herzuhinken.“ Zu Solaranlagen, unter denen Landwirtschaft weiter möglich ist, müssten viele Länder- und Kreisdaten erhoben und geprüft werden, ahnt Peter Ahmels.

Und wie sieht eigentlich die heimische PV-Lieferkette konkret aus in Zeiten, in denen Meyer Burger sein Modulwerk im sächsischen Freiberg schließt? Ahmels knapp: „Fragen zur Wertschöpfung sind bei uns nicht im Fokus.“ Auch ohnedies wird die FA Wind- und Solarenergie, so scheint es, in den nächsten Jahren gut ausgelastet sein.
 

Georg Eble
Redakteur
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Mittwoch, 26.06.2024, 09:15 Uhr

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