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Enerige & Management > Photovoltaik - Solarpartys erlauben den Blick auf Nachbars Dach
Der Solarenergie-Förderverein gewinnt weitere Kommunen für die "Packsdrauf"-Idee. Quelle: SFV
PHOTOVOLTAIK:
Solarpartys erlauben den Blick auf Nachbars Dach
Von oben herab auf den Nachbarn schauen: Das ist tatsächlich ein Erfolgsrezept für die Energiewende. Mit „Solarpartys“ im Quartier bringen immer mehr Kommunen den Anlagenausbau voran.
 
Mund-zu-Mund-Propaganda im Wohnviertel soll Menschen für die Solaranlage auf dem eigenen Dach erwärmen. Das ist das Ziel so genannter „Solarpartys“ in der Nachbarschaft. Der von einem Verein entwickelten Idee mit dem Namen „Packsdrauf“ schließen sich immer mehr Kommunen an.

Wie der in Aachen beheimatete Solarenergie-Förderverein Deutschland in einer Mitteilung schreibt, sind zu den Teilnehmern der ersten Stunde, Aachen (NRW) und Lüneburg (Niedersachsen), sechs weitere Kommunen und Kreise gestoßen. Inzwischen tragen auch die bayerischen Kommunen Erlangen und Unterhaching, aus Baden-Württemberg Ludwigsburg und der Gemeindeverwaltungsverband Denzlingen sowie der Landkreis Steinfurt und die Stadt Münster aus Nordrhein-Westfalen das Informationskonzept in ihre Quartiere.

Dabei steigen Solarenergie-Interessierte ihren Nachbarn im übertragenden Sinne aufs Dach. Denn bei den „Solarpartys“ erklären eine geschulte Botschafterin oder ein Botschafter einer kleinen Gruppe von Menschen aus der Umgebung die Funktionsweise einer existierenden Anlage. Bei dieser kann es sich sowohl um eine Stecker-Lösung (Balkonkraftwerk) als auch um netzgebundene Dachmodule handeln.

Für die Nachbarschaftsfeste gibt es übrigens eine klare Rollenaufteilung zwischen Gastgeber, Botschafter und Publikum: Wer das Fest ausrichtet, muss also weder über eine Solaranlage verfügen noch diese erklären. Ähnlichkeiten mit dem Konzept von Verkaufspartys für Haushaltsgeräte aus Plastik sind übrigens wohl rein zufällig.

Münster zahlt Festveranstaltern bis zu 300 Euro

Der Solarenergie-Förderverein ist von seinem Konzept überzeugt und schreibt auch den jüngsten Zubau in Lüneburg zu einem gewissen Teil der nachbarschaftlichen Aufklärungskampagne zugute. 2023 habe der Ausbau von Solaranlagen in Lüneburg um 300 Prozent zugenommen, 6 MW seien hinzugekommen. 
Der Verein betont das ehrenamtliche Engagement der Menschen, die sich als Solarbotschafter zur Verfügung stellen. Kommunen sind dabei erste Ansprechpartner, um ein Netzwerk zu gründen und so etwa die Arbeit der regulär beschäftigten Klimaschutzmanager zu unterstützen. Bei „Packsdrauf“ ist eine sechsmonatige intensive Begleitung durch den Solarenergie-Förderverein inklusive – und kostenfrei.

Die beteiligten Kommunen haben bei ihren Aktivitäten auch Gestaltungsspielraum. Die Stadt Münster etwa unterstützt die lokalen Botschaften auch mit Zuschüssen. Wer im Rahmen von „Packsdrauf“ Wohnung oder Garten für eine „Solarparty“ zur Verfügung stellt, erhält eine Aufwandsentschädigung von 150 Euro. Voraussetzung ist, dass dem Publikum mindestens fünf Menschen angehören, die nicht zum eigenen Haushalt zählen. Ist eine Dach-Anlage Gegenstand der Party, gibt es 300 Euro.

Der Ideengeber Solarenergie-Förderverein Deutschland machte 2018 bundesweit Schlagzeilen, als er gemeinsam mit dem BUND eine Verfassungsbeschwerde gegen die Klimapolitik der Bundesregierung einreichte, der sich weitere Organisationen und Einzelklagende anschlossen. Das Bundesverfassungsgericht verurteilte den Gesetzgeber im März 2021 zu ambitionierteren Maßnahmen zum Schutz des Klimas.
 

Volker Stephan
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Dienstag, 04.06.2024, 14:47 Uhr

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