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Enerige & Management > Wirtschaft - So viel zahlt die Industrie für Strom
Quelle: Pixabay / Steve Buissinne
WIRTSCHAFT:
So viel zahlt die Industrie für Strom
Die rot-grüne Regierung will energieintensive Unternehmen bei den Stromkosten entlasten. Welcher Preisentwicklung sieht sich die Industrie gegenüber?
 
Die Union sah darin einen „Show-Gipfel“, der Bundeskanzler dagegen eine Bekräftigung seines Vorhabens, die Industrie zu unterstützen. Bereits vergangene Woche hatte Olaf Scholz (SPD) durchblicken lassen, dass die rot-grüne Bundesregierung 1,3 Milliarden Euro als Zuschuss zur Senkung der Netzentgelte bereitstellen will. Beim „Stahl-Gipfel“ hat der Kanzler jetzt unterstrichen, die Gebühr zu dämpfen und energieintensive Betriebe bei den Stromkosten zu entlasten. Die Bundesregierung werde auf EU-Ebene darauf dringen, dass Entlastungsinstrumente für den Industriezweig bestehen blieben oder verbessert würden, schreibt die Deutsche Presseagentur.

Die geplante Finanzspritze in Höhe von 1,3 Milliarden Euro bezeichnet der Verband der Industriellen Energie- und Kraftwirtschaft (VIK) als „kleinen Schritt zur Lösung eines großen Problems“. Der Vorschlag komme „angesichts der dramatischen Verschlechterung der Wettbewerbssituation energieintensiver Branchen in Deutschland“ auch spät. „Unsere Mitgliedsunternehmen stehen täglich im internationalen Wettbewerb mit Anbietern aus anderen Weltregionen, die nur einen Bruchteil der hiesigen Energiekosten zu tragen haben“, sagt VIK-Hauptgeschäftsführer Christian Seyfert.

So günstig wie seit 2016 nicht

Die Netzentgelte für Industriekunden mit einem Jahresverbrauch von 160.000 bis 20 Millionen kWh sind nach einer Aufstellung des VIK von 1,5 Ct/kWh im Jahr 2007 auf 4,50 Ct/kWh in diesem Jahr gestiegen. Was die internationale Wettbewerbssituation angeht, weist der Verband auf eine Studie der Denkfabrik Agora und Afry Management Consulting vom Oktober 2023 hin. Danach lag der Strompreis für Industriekunden in Deutschland zwischen 101 und 114 Euro je Megawattstunde. Energieintensive mittelständische Unternehmen zahlten zwischen 162 und 186 Euro je Megawattstunde.

Teurer war in dem Agora- und Afry-Vergleich der Strom in Polen (Industrie: 123 bis 148 Euro; energieintensiver Mittelstand: 163 bis 188 Euro). Für Spanien zeigte sich bei der Industrie eine ähnliche Preisspanne wie Deutschland, die für den Mittelstand war geringer. In Frankreich, wo der Staat Subventionen in den Markt pumpt, lagen die Preise zwischen 53 und 64 Euro (Industrie) und 86 und 120 Euro (energieintensiver Mittelstand). Für China ergab die Aufstellung Preisspannen von 55 bis 69 Euro (und 81 bis 101 Euro, für die USA von 44 bis 49 Euro und 42 bis 51 Euro.

Für Deutschland seien „aufgrund der fallenden Commodity-Preise und dem Ausbau der Erneuerbaren sinkende Großhandelspreise bei steigenden Netzentgelten zu erwarten“, so die Studienautoren. „Insgesamt ist die Erwartung, dass Großhandelsstrompreise in den USA, ähnlich wie in der EU, mittel- bis langfristig fallen“, resümierten sie. In China sei aufgrund der Liberalisierung kurzfristig mit sinkenden, perspektivisch jedoch wegen steigender Nachfrage und CO2-Kosten mit höheren Beschaffungskosten zu rechnen.

Im europaweiten Vergleich keine Spitzenpreise

Für Deutschland hat sich die Prognose im laufenden Jahr erfüllt. Nach Zahlen des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) und des Verbandes der Energieabnehmer (VEA) ist Industriestrom so günstig wie lange nicht. Auf 16,99 Ct/kWh beziffert der BDEW auf seiner Website den aktuellen Preis für Betriebe mit einem Jahresverbrauch zwischen 160.000 und 20 Millionen kWh. Weniger kostete Industriestrom zuletzt im Jahr 2016 mit 15,55 Ct/kWh. Zum Vergleich: 2023 betrug der Preis laut BDEW-Zeitreihe 24,46 Ct/kWh, 2022 waren es 43,20 Ct/kWh.

Fast traditionell mutet das Abschneiden Deutschlands im europaweiten Vergleich mittelgroßer Verbraucher, die keine Haushalte sind, an. In der Datenbank des Statistischen Amtes der Europäischen Union, Eurostat, rangiert das deutsche Strompreisniveau aktuell auf Rang 5 − hinter Irland, Kroatien, Ungarn und Luxemburg und nur knapp vor Österreich und Liechtenstein. Auch in früheren Jahren gab es Strompreise in anderen europäischen Ländern, die deutlich höher waren als hierzulande. In China und den USA sind sie seit Langem niedriger.
 

Manfred Fischer
© 2025 Energie & Management GmbH
Montag, 09.12.2024, 17:40 Uhr

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