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Enerige & Management > Aus Der Zeitung - Smart statt light
Quelle: E&M
AUS DER ZEITUNG:
Smart statt light
In den vergangenen Wochen wurde deutlich, dass nicht jeder, der sich für Smart Meter Light ausspricht, das intelligente Messsystem infrage stellt.
 
Wer flexible Tarife oder die Vermarktung von Flexibilität anbieten will, ist in der Regel auf intelligente Messsysteme angewiesen. Mit einem einfachen und günstigen Messsystem, das „schlanken Anforderungen“ genügt, und der Orientierung an Lösungen in anderen Ländern könnten der Rollout beschleunigt und der Massenmarkt schnell für innovative Tarife erschlossen werden, war etwa von Octopus Energy zu hören. Die Übermittlung von Zählerdaten in Echtzeit sei das Gebot der Stunde, damit die Tarife zum Fliegen kommen und der Blindflug der Netzbetreiber in der Niederspannung ein Ende hat.

Im vergangenen Sommer hatten allerdings andere wettbewerbliche Messstellenbetreiber, darunter Enpal, für Aufsehen gesorgt, als sie sich skeptisch bis ablehnend über einen „Rollout-Light“ äußerten. „Nicht der Zählertyp verursacht die hohen Kosten, sondern die komplizierten Abläufe und notwendigen Systeme. Wir sollten bei der Sicherheit keine Kompromisse machen und uns stattdessen voll auf die Umsetzung konzentrieren“, sagte Markus Meyer, der bei Enpal den Bereich Regulierung und Energiepolitik leitet.

Während Octopus-Deutschland-Chef Bastian Gierull auch ein Steuern von Anlagen wie in anderen Ländern „digital über die Cloud“ vorschlägt, hat die Initiative „Simplify Smart Metering“ in einem Positionspapier klargestellt, dass insbesondere Steuerungsvorgänge über gesicherte Kanäle erfolgen müssen. „Hier sehen wir das Gateway (das Smart Meter Gateway als Teil des intelligenten Messsystems; Anm. d. Red.) als gesetzt an“, schrieben die Autoren. Daher sei ihr Ansatz auch nicht, wie gelegentlich fälschlicherweise behauptet, eine Konkurrenz zum intelligenten Messsystem.

„Stranded Investments“ vermeiden

Den Initiatoren geht es vielmehr um eine „smarte moderne Messeinrichtung“, also einen intelligenten elektronischen Zähler ohne Smart Meter Gateway. Dadurch könnten dynamische Tarife schneller und einfacher umgesetzt werden. Genauso könnten optionale Einbaufälle, also unterhalb der Verbrauchsschwelle für den Pflichteinbau. Außerdem könnte die Netztransparenz durch eine schnelle und flächendeckende Bereitstellung von 15-Minuten-Messwerten erhöht und gegebenenfalls teurer Netzausbau vermieden werden. Die Liste ließe sich noch fortsetzen.

Der Kritik, mit einer smarten modernen Messeinrichtung würde eine Parallelwelt errichtet, die letztlich die Gefahr von Stranded Investments in sich birgt, treten die Initiatoren von Simplify Smart Metering“ mit dem Argument entgegen, die Aufrüstung zu einem intelligenten Messsystem zu einem späteren Zeitpunkt sei ohne Zählertausch möglich.

Die Initiative wird mittlerweile nach eigenen Angaben von 45 Unternehmen unterstützt, zu denen neben wettbewerblichen Messtellenbetreibern wie Tibber und Octopus auch grundzuständige Messstellenbetreiber wie Netze Duisburg, Enercity aus Hannover oder N-Ergie aus Nürnberg gehören. Eine der Personen, die als Autoren der Positionspapiere der Initiative ein Gesicht geben, ist Marcel Linnemann, der den Bereich Innovation und Grundsatzfragen beim IT-Dienstleister Items leitet, an welchem unter anderem die Stadtwerke Münster, Osnabrück, Solingen und Lübeck beteiligt sind.

Wissenschaftler der Forschungstelle für Energiewirtschaft in München haben sich kürzlich allerdings in einem Whitepaper skeptisch gezeigt, dass mit einer niederschwelligen Lösung, wie sie die Initiative vorschlägt, tatsächlich die Probleme beim Tempo und die Kosten des Smart Meter Rollouts „adäquat“ adressiert werden.

Denn smarte moderne Messeinrichtungen würden ebenfalls regulatorische Eingriffe und Zertifizierungsprozesse voraussetzen. Unter anderem bestehe auch die Gefahr einer Repriorisierung von Installationskapazitäten zuungunsten von intelligenten Messsystemen.
 

Fritz Wilhelm
Stellvertretender Chefredakteur
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Dienstag, 14.10.2025, 09:15 Uhr

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