Quelle: E&M
AUS DER ZEITUNG:
Smart durch die Wand
E&M hat sich beim „Forum Netz & Vertrieb“ in Osnabrück erläutern lassen, wie es zwischen vielen Zählern und einem Smart Meter Gateway über Stockwerke hinweg funken kann.
Der Rollout von intelligenten Messsystemen hat mit regulatorischen Herausforderungen und bürokratischen Hürden zu kämpfen.
Technische Tücken kommen hinzu. Die Gemengelage strapaziert nicht zuletzt die Geduld von Prosumern, die endlich die Verheißungen
von dynamischen Stromtarifen handfest erfahren wollen. Wer steuerbare Verbraucher wie Wärmepumpe oder E-Auto hat und Strom
flexibel, netzdienlich und kosteneffizient einspeisen und verbrauchen will, wartet auf das Go seines Versorgers und Messstellenbetreibers.
Das kann dauern, auch weil dem Start häufig einfach eine profane Wand im Wege steht.
So scheitert eine 1:n-Lösung in größeren Immobilien, also das Anbinden mehrerer moderner Stromzähler an nur ein Smart Meter Gateway, heute noch häufig an zu großen Distanzen und dickem Beton zwischen den Etagen. Kabelverbindungen oder kabellose M-Bus-Lösungen stoßen damit an ihre Grenzen. Eine umständliche und kostspielige Umleitung ist es, für jeden Zähler im Wohnblock ein eigenes Gateway als zentrale Übermittlungseinheit einzubauen.
Die „peerMetering“ GmbH aus Osnabrück wählt dagegen den direkten Weg für ihr neues Produkt: durch die Wand. Mit einem Kommunikationsadapter geht das Osnabrücker Start-up über Stock(werke) und Stein, um den Stromverbrauch einzelner Parteien an ein einziges Smart Meter Gateway im Mehrparteienhaus zu übermitteln. Peer Metering verspricht dabei, per Funkverbindung bis zu 30 Zähler an ein Gateway anschließen zu können. Allein diese Anzahl stellt Gateway-Entwickler schon unter normalen Umständen vor eine knifflige, weil störungsfrei zu erledigende Aufgabe.

Den Erstling „PM-01“ präsentierte Peer-Metering-Gründer Jan-Frederic Graen während des Osnabrücker Fachforums „Netz & Vertrieb“ im September. Das Forum ist eine Veranstaltung des Messwesendienstleisters Smartoptimo, einst als Kind der Stadtwerke aus Osnabrück (SWO) und Münster (SWM) auf die Welt gekommen. Die SWO sind der Hauptgeldgeber für Peer Metering. Für den Versorger sagte Vorstandsvorsitzender Daniel Waschow auf dem Forum, er habe der Serienreife von „PM-01“ entgegengefiebert, weil sie einen Beitrag zu niedrigeren Systemkosten bei Netzbetreibern leisten könne.
Per Funk über eine Distanz von 150 Metern
Peer Metering versteht die eigene Entwicklung folglich als wirtschaftlicher und zeitsparender, weil sie Daten per Funk über eine Distanz von 150 Metern und durch Betonwände hindurch an das Gateway senden könne. Der Wirtschaftlichkeitsaspekt erstreckt sich auch auf den Zeitgewinn beim Einbau und Anschluss an die intelligenten Messsysteme und Gateways. Denn der eine Teil des Kommunikationsadapters lässt sich mit wenigen Handgriffen auf die Gehäuse elektronischer Stromzähler in den Wohneinheiten aufsetzen. Das ist die Sendeeinheit. Der Empfänger lasse sich ebenso leicht anbringen, so Graen. Der empfangende Wireless M-Bus setzt per „plug & play“ direkt am Gateway auf und gibt die einlaufenden Daten unmittelbar digital weiter.
Im Moment, sagt Jan-Frederic Graen im Gespräch mit E&M, sei der Adapter auf Zähler des Herstellers EBZ zugeschnitten. Davon gebe es etwa eine halbe Million Exemplare in Deutschland, Tendenz steigend. Auf EHZ-Steckzähler sowie Dreipunktzähler etwa der DZG wolle Peer Metering sein Produkt künftig ebenfalls anpassen.
Smartoptimo-Geschäftsführer Fritz Wengeler zeigte sich erfreut, dass die Testläufe mit 110 Modulen in Osnabrück, Münster oder auch Kiel erfolgreich waren. Die Erprobungsphase habe bewiesen, dass die Hardware in verschiedenen Konstellationen kompatibel sei und sich in die Prozesskette einfüge. Allein in Osnabrück könnte der „Meilenstein“ von Peer Metering für 20 bis 30 Prozent des Wohnungsbestands infrage kommen, sagte Tino Schmelzle, der Chef der Stadtwerke-Netzgesellschaft SWO Netz.
Inzwischen seien Anfragen für gut 550 Geräte bei Peer Metering eingegangen, so Jan-Frederic Graen. Gedacht seien sie grundsätzlich für alle Messstellenbetreiber in Deutschland, auch wettbewerbliche. Zum Start der Serienproduktion wolle Peer Metering Geräte „in fünfstelliger Anzahl“ fertigen lassen. Die Produktion erfolge komplett in Deutschland, teilweise am Firmensitz in Osnabrück.
Es ist ein Vorteil des Kommunikationsadapters, dass Kabelverbindungen oder mehrere Gateways in großen Objekten obsolet werden. Das spart wertvolle Zeit. „Wir haben doch jetzt schon zu wenig Hände, um die Energiewende umzusetzen“, sagte SWO-Chef Daniel Waschow. Also sei das einfache Aufstecken für einen Handwerker ein Gewinn, weil viel einfacher und schneller zu bewerkstelligen als der Einbau eines zusätzlichen Gateways. Und es gehe um Tempo, mit dem die Hardware ins Feld kommt, um nun auch „schnell dynamische Tarife in die Anwendung zu bringen“. Im Moment seien zwar noch die grundzuständigen Messstellenbetreiber die vorrangige Zielgruppe für „PM-01“, so Waschow. Durch die bald mögliche Visualisierung von Stromverbräuchen in Echtzeit aber werde allgemein „Dynamik entstehen“. Wer Lasten bewusst verschieben und dadurch sparen könne, werde künftig seine Freude an solchen Entwicklungen haben.
Jan-Frederic Graen sieht das Neue in seinem Produkt, also die geheime Coca-Cola-Rezeptur, einmal darin, mit einem Sende- und einem Empfangsmodul zu arbeiten. „Das macht bisher keiner“, so der Geschäftsführer. Dazu war noch eine funktionierende Frequenz zu finden, auf der die modulierten Daten ihren teils langen Weg von den Zählern durch die Wände zum Empfangsmodul am Gateway antreten können. Auch den letzten Zentimeter legen die Daten per Funk zum Gateway zurück, um die regulatorisch erforderlichen Timingvorgaben bei der Übermittlung zu erfüllen.
Wer will, kann „PM-01“ wie den Entwickler Peer Metering als Kind einer Kooperation betrachten. Die SWO ist Hauptförderer. Deren Netztochter sowie Smartoptimo sind eng in die Produktentwicklung eingebunden. Smartoptimo als Unternehmen im intelligenten Messwesen wiederum ist inzwischen getragen von mehr als 80 Partnern im Stadtwerkenetzwerk.
Kooperation ist auch Liebe auf Zeit
Münsters Stadtwerkevorstand Sebastian Jurczyk hält solches Bündeln von Kräften für wegweisend, denn für ihn ist „Kooperation der neue Wettbewerb“. Mit Blick auf die Versorger − egal welcher Größe − versteht er dies als Aufforderung und Warnung zugleich. „Wer sich Kooperationen verschließt, wird die Energiewende nicht schaffen“, sagte er während seiner Keynote beim Forum in Osnabrück. Gleichwohl wolle er in zehn Jahren einmal schauen, ob seine „steile These“ sich bewahrheitet habe.
Osnabrück und Münster hätten Kooperationen frühzeitig als Chance und Notwendigkeit erkannt − und sich über die Zusammenarbeit bei Smartoptimo hinaus Partner in weiteren Bereichen gesucht: beim Ausbau des Glasfasernetzes (beide Stadtwerke), bei dem Bau von Großspeichern (Münster) oder dem Vertrieb von Wärmepumpen samt Dienstleistungen (Osnabrück). SWO-Chef Daniel Waschow empfahl in seiner Keynote die Zusammenarbeit mit anderen auch aus strategischen und wirtschaftlichen Gründen. Er sieht „vereinzelt“ sogar Fusionen von Versorgern oder Dienstleistern kommen. Für Osnabrück stellte er aber klar: „Wir werden die eigene Identität nicht aufgeben.“
Das sieht Sebastian Jurczyk nicht anders. Er drückte es so aus: Bei einem Großspeicherprojekt in Münster haben die Westfalen sich mit „Energy4Business Germany“, der Deutschland-Tochter des österreichischen Energie-Multis Verbund, zusammengetan. „Wir bauen das Geschäftsfeld jetzt gemeinsam auf. Dabei wollen wir aber so viel dabei lernen, dass wir Großspeicher irgendwann allein machen können.“ Kooperation ist auch Liebe auf Zeit, so darf man Jurczyk verstehen.
So scheitert eine 1:n-Lösung in größeren Immobilien, also das Anbinden mehrerer moderner Stromzähler an nur ein Smart Meter Gateway, heute noch häufig an zu großen Distanzen und dickem Beton zwischen den Etagen. Kabelverbindungen oder kabellose M-Bus-Lösungen stoßen damit an ihre Grenzen. Eine umständliche und kostspielige Umleitung ist es, für jeden Zähler im Wohnblock ein eigenes Gateway als zentrale Übermittlungseinheit einzubauen.
Die „peerMetering“ GmbH aus Osnabrück wählt dagegen den direkten Weg für ihr neues Produkt: durch die Wand. Mit einem Kommunikationsadapter geht das Osnabrücker Start-up über Stock(werke) und Stein, um den Stromverbrauch einzelner Parteien an ein einziges Smart Meter Gateway im Mehrparteienhaus zu übermitteln. Peer Metering verspricht dabei, per Funkverbindung bis zu 30 Zähler an ein Gateway anschließen zu können. Allein diese Anzahl stellt Gateway-Entwickler schon unter normalen Umständen vor eine knifflige, weil störungsfrei zu erledigende Aufgabe.

Das „Forum Netz & Vertrieb“ in Osnabrück
Quelle: Volker Stephan
Quelle: Volker Stephan
Den Erstling „PM-01“ präsentierte Peer-Metering-Gründer Jan-Frederic Graen während des Osnabrücker Fachforums „Netz & Vertrieb“ im September. Das Forum ist eine Veranstaltung des Messwesendienstleisters Smartoptimo, einst als Kind der Stadtwerke aus Osnabrück (SWO) und Münster (SWM) auf die Welt gekommen. Die SWO sind der Hauptgeldgeber für Peer Metering. Für den Versorger sagte Vorstandsvorsitzender Daniel Waschow auf dem Forum, er habe der Serienreife von „PM-01“ entgegengefiebert, weil sie einen Beitrag zu niedrigeren Systemkosten bei Netzbetreibern leisten könne.
Per Funk über eine Distanz von 150 Metern
Peer Metering versteht die eigene Entwicklung folglich als wirtschaftlicher und zeitsparender, weil sie Daten per Funk über eine Distanz von 150 Metern und durch Betonwände hindurch an das Gateway senden könne. Der Wirtschaftlichkeitsaspekt erstreckt sich auch auf den Zeitgewinn beim Einbau und Anschluss an die intelligenten Messsysteme und Gateways. Denn der eine Teil des Kommunikationsadapters lässt sich mit wenigen Handgriffen auf die Gehäuse elektronischer Stromzähler in den Wohneinheiten aufsetzen. Das ist die Sendeeinheit. Der Empfänger lasse sich ebenso leicht anbringen, so Graen. Der empfangende Wireless M-Bus setzt per „plug & play“ direkt am Gateway auf und gibt die einlaufenden Daten unmittelbar digital weiter.
Im Moment, sagt Jan-Frederic Graen im Gespräch mit E&M, sei der Adapter auf Zähler des Herstellers EBZ zugeschnitten. Davon gebe es etwa eine halbe Million Exemplare in Deutschland, Tendenz steigend. Auf EHZ-Steckzähler sowie Dreipunktzähler etwa der DZG wolle Peer Metering sein Produkt künftig ebenfalls anpassen.
Smartoptimo-Geschäftsführer Fritz Wengeler zeigte sich erfreut, dass die Testläufe mit 110 Modulen in Osnabrück, Münster oder auch Kiel erfolgreich waren. Die Erprobungsphase habe bewiesen, dass die Hardware in verschiedenen Konstellationen kompatibel sei und sich in die Prozesskette einfüge. Allein in Osnabrück könnte der „Meilenstein“ von Peer Metering für 20 bis 30 Prozent des Wohnungsbestands infrage kommen, sagte Tino Schmelzle, der Chef der Stadtwerke-Netzgesellschaft SWO Netz.
Inzwischen seien Anfragen für gut 550 Geräte bei Peer Metering eingegangen, so Jan-Frederic Graen. Gedacht seien sie grundsätzlich für alle Messstellenbetreiber in Deutschland, auch wettbewerbliche. Zum Start der Serienproduktion wolle Peer Metering Geräte „in fünfstelliger Anzahl“ fertigen lassen. Die Produktion erfolge komplett in Deutschland, teilweise am Firmensitz in Osnabrück.
Es ist ein Vorteil des Kommunikationsadapters, dass Kabelverbindungen oder mehrere Gateways in großen Objekten obsolet werden. Das spart wertvolle Zeit. „Wir haben doch jetzt schon zu wenig Hände, um die Energiewende umzusetzen“, sagte SWO-Chef Daniel Waschow. Also sei das einfache Aufstecken für einen Handwerker ein Gewinn, weil viel einfacher und schneller zu bewerkstelligen als der Einbau eines zusätzlichen Gateways. Und es gehe um Tempo, mit dem die Hardware ins Feld kommt, um nun auch „schnell dynamische Tarife in die Anwendung zu bringen“. Im Moment seien zwar noch die grundzuständigen Messstellenbetreiber die vorrangige Zielgruppe für „PM-01“, so Waschow. Durch die bald mögliche Visualisierung von Stromverbräuchen in Echtzeit aber werde allgemein „Dynamik entstehen“. Wer Lasten bewusst verschieben und dadurch sparen könne, werde künftig seine Freude an solchen Entwicklungen haben.
Jan-Frederic Graen sieht das Neue in seinem Produkt, also die geheime Coca-Cola-Rezeptur, einmal darin, mit einem Sende- und einem Empfangsmodul zu arbeiten. „Das macht bisher keiner“, so der Geschäftsführer. Dazu war noch eine funktionierende Frequenz zu finden, auf der die modulierten Daten ihren teils langen Weg von den Zählern durch die Wände zum Empfangsmodul am Gateway antreten können. Auch den letzten Zentimeter legen die Daten per Funk zum Gateway zurück, um die regulatorisch erforderlichen Timingvorgaben bei der Übermittlung zu erfüllen.
Wer will, kann „PM-01“ wie den Entwickler Peer Metering als Kind einer Kooperation betrachten. Die SWO ist Hauptförderer. Deren Netztochter sowie Smartoptimo sind eng in die Produktentwicklung eingebunden. Smartoptimo als Unternehmen im intelligenten Messwesen wiederum ist inzwischen getragen von mehr als 80 Partnern im Stadtwerkenetzwerk.
Kooperation ist auch Liebe auf Zeit
Münsters Stadtwerkevorstand Sebastian Jurczyk hält solches Bündeln von Kräften für wegweisend, denn für ihn ist „Kooperation der neue Wettbewerb“. Mit Blick auf die Versorger − egal welcher Größe − versteht er dies als Aufforderung und Warnung zugleich. „Wer sich Kooperationen verschließt, wird die Energiewende nicht schaffen“, sagte er während seiner Keynote beim Forum in Osnabrück. Gleichwohl wolle er in zehn Jahren einmal schauen, ob seine „steile These“ sich bewahrheitet habe.
Osnabrück und Münster hätten Kooperationen frühzeitig als Chance und Notwendigkeit erkannt − und sich über die Zusammenarbeit bei Smartoptimo hinaus Partner in weiteren Bereichen gesucht: beim Ausbau des Glasfasernetzes (beide Stadtwerke), bei dem Bau von Großspeichern (Münster) oder dem Vertrieb von Wärmepumpen samt Dienstleistungen (Osnabrück). SWO-Chef Daniel Waschow empfahl in seiner Keynote die Zusammenarbeit mit anderen auch aus strategischen und wirtschaftlichen Gründen. Er sieht „vereinzelt“ sogar Fusionen von Versorgern oder Dienstleistern kommen. Für Osnabrück stellte er aber klar: „Wir werden die eigene Identität nicht aufgeben.“
Das sieht Sebastian Jurczyk nicht anders. Er drückte es so aus: Bei einem Großspeicherprojekt in Münster haben die Westfalen sich mit „Energy4Business Germany“, der Deutschland-Tochter des österreichischen Energie-Multis Verbund, zusammengetan. „Wir bauen das Geschäftsfeld jetzt gemeinsam auf. Dabei wollen wir aber so viel dabei lernen, dass wir Großspeicher irgendwann allein machen können.“ Kooperation ist auch Liebe auf Zeit, so darf man Jurczyk verstehen.
Volker Stephan
© 2025 Energie & Management GmbH
Freitag, 10.10.2025, 09:21 Uhr
Freitag, 10.10.2025, 09:21 Uhr
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