
Quelle: E&M
AUS DER AKTUELLEN AUSGABE:
Schneller zur Quote
Kooperationen sind nach Überzeugung des Bundeswirtschaftsministeriums der Schlüssel zu einem schnelleren Rollout intelligenter Messsysteme.
Ingo Schönberg ist quasi Berufsoptimist, wenn es um das Tempo geht, mit dem die Zahl der installierten intelligenten Messsysteme
steigt. „Die Skalierung greift“, schrieb er jüngst in einem Online-Post auf Linkedin. Er muss es wissen, schließlich ist er
Vorstandschef des Smart-Meter-Gateway-Herstellers PPC. Smart Meter Gateways als Kommunikationseinheit bilden zusammen mit
einem digitalen Zähler ein intelligentes Messsystem.
Sehr erfreulich seien die aktuellen Auslieferungszahlen, fuhr Schönberg fort. Von 2,5 bis 3 Millionen bis Ende des Jahres ausgerollten intelligenten Messsystemen, über alle Hersteller im gesamten Markt, geht er aus. Wobei laut Bundesnetzagentur das quotenrelevante Pflichteinbauvolumen − die grundzuständigen Messstellenbetreiber müssen 20 Prozent ihrer jeweiligen Pflichteinbaufälle auf Verbraucherseite bis Ende 2025 abgearbeitet haben − branchenweit bei rund 4,5 Millionen Einheiten liegt. Aber schon ab dem kommenden Jahr werde der jährliche Ausbau bei 2 Millionen intelligenten Messsystemen liegen, sodass man in den nächsten acht Jahren bis zur gesetzlich gesetzten Deadline 2032 auf insgesamt 20 Millionen Einheiten komme.
Das in Diskussionen um das Rollout-Tempo häufig anzutreffende Narrativ, Deutschland hinke weit hinter anderen europäischen Staaten her, lässt der PPC-Chef, der auch Vorstandsmitglied des Forums Netztechnik/Netzbetrieb beim VDE ist, nicht gelten. „Wir sind tatsächlich First Mover“, betonte er bei einem Gespräch mit Journalisten am Rande des VDE-Fachkongresses ZMP. Mittlerweile schaue Europa auf den „deutschen Sonderweg“: Der Cyber Resiliance Act der EU nehme das BSI-zertifizierte Smart Meter Gateway als Referenz, der europäische Metering-Verband spreche von einem „richtungsweisenden Ansatz“ und die EU habe Cenelec, dem Europäischen Komitee für elektrotechnische Normung, ein Standardisierungsmandat für ein cybersicheres Smart Meter Gateway gegeben.
In anderen EU-Ländern würden die Smart Meter und die darauf basierende Flexibilisierung von Erzeugung und Verbrauch in der Regel marktorientiert genutzt. Von einem Smart-Grid-Ansatz, der die Steuerbarkeit von Anlagen im Sinne der Netzstabilisierung mit berücksichtige wie hierzulande sei bei den vermeintlichen Vorreitern keine Rede. „Wir sind Vorreiter, auch wenn wir zugegebenermaßen mit dem Rollout etwas spät gestartet sind. Wir starten jetzt zumindest mit den richtigen Lösungen“, so der FNN-Vorstand.
Deutschland ist Vorreiter beim Smart-Grid-Ansatz
Bei der ZMP Ende Juni in Leipzig hatten Schönberg und seine Kollegen von den anderen Gateway-Herstellern Theben, EFR, Sagemcom Dr. Neuhaus und EMH Metering, die mittlerweile mehrfach vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) zertifiziert sind, ihren Optimismus aufs Podium gebracht. Da hatte die Bundesnetzagentur die aktuellen Zahlen zum Rollout der intelligenten Messsysteme mit Bezugsdatum 31. März 2025 noch nicht veröffentlicht. Dies geschah erst Anfang Juli.
Auch wenn der Rollout offensichtlich Fahrt aufgenommen hat, hat sich die grundsätzliche Situation aus dem dritten und vierten Quartal 2024 im ersten Quartal des laufenden Jahres nicht grundlegend geändert. Zwar liege bei den 18 Messstellenbetreibern mit mehr als 500.000 Messlokationen die Quote des Pflichteinbaus bereits bei durchschnittlich 20,4 Prozent, schreibt die Behörde auf ihrer Website zur Quartalserhebung. Bei den 67 Unternehmen, die zwischen 100.000 und 500.000 Messstellen betreiben, betrage die Einbauquote im Durchschnitt 10,1 Prozent. Mit 7,5 Prozent gibt die Bundesnetzagentur den durchschnittlichen Wert für die Messstellenbetreiber mit 30.000 bis 100.000 Messlokationen an. Aber das Gros, die 578 Messstellenbetreiber und Stadtwerke mit weniger als 30.000 Messlokationen, hatte bis zum 31. März lediglich 4,6 Prozent erreicht.
Entsprechend sind Vertreter des Bundeswirtschaftsministeriums in diesen Tagen auch eher mahnend als lobend in der Branche unterwegs. Christoph Scholten ist da keine Ausnahme. Einerseits sei sichere und interoperable Technik, die Smart-Grid-Anforderungen erfülle, bereits am Markt verfügbar. Denn immerhin hat das BSI mit dem Gerät des Herstellers EFR mittlerweile die neunte Steuerbox zertifiziert.
Andererseits gehe es aber nicht nur um technische Themen, sondern auch darum, strukturelle Defizite zu beheben, betonte der Leiter des Referats für die Digitalisierung der Energiewende im BMWE bei der ZMP. Ähnliche Worte waren auch schon vom BSI zu hören. Trotz der nahenden Deadline zur Erfüllung der 20-Prozent-Quote beim Pflicht-Rollout seien zahlreiche Messstellenbetreiber beileibe „noch nicht auf Ballhöhe“, bedauerte Scholten. Ein solcher Flickenteppich sei ein schwerwiegendes Hindernis auf dem Weg zum Smart Grid.
Oberste Priorität für die resiliente Fähigkeit zu steuern
Scholten mahnte: „Wir sollten den Rollout beschleunigen und vereinfachen, aber Kurs halten beim Thema Cybersicherheit und einheitlichen Standards.“ Und er betonte, die resiliente Fähigkeit zu steuern entlang der gesamten Kaskade zwischen Netzbetreiber und Kunde beziehungsweise Anlagenbetreiber habe oberste Priorität. „Die erforderlichen Schritte werden wir in den nächsten Monaten im Detail erarbeiten und mit der Branche weiterentwickeln“, kündigte er an. Dass wichtige Empfehlungen des vom Bundestag beauftragten Digitalisierungsberichts von vor einem Jahr noch nicht angegangen worden seien, liege vor allem an der Fokussierung auf die Stromspitzenregelung in der letzten Legislaturperiode.
Während Scholten vom Ziel spricht, den Rollout zu beschleunigen, hat der Verband kommunaler Unternehmen (VKU) konkrete Vorstellungen, wie Vereinfachungen aussehen könnten. Gegenüber E&M erklärte eine Sprecherin, die sternförmige Kommunikation aus dem Smart Meter Gateway sei ein Beispiel für eine technisch aufwendige, aber in der Praxis kaum relevante Vorgabe. „Auch bei den Informationspflichten sehen wir Vereinfachungspotenzial“, sagte sie. Außerdem könnten „punktuelle Fristverlängerungen“ wie etwa bei der Eichfrist für moderne Messeinrichtungen, also für die einfachen elektronischen Zähler ohne Gateway, die Messstellenbetreiber insgesamt entlasten.
Die Frist für die Erfüllung der Rollout-Quote steht jedoch. Scholten ließ keinen Zweifel daran, dass Eile geboten ist, denn die Bundesnetzagentur habe „scharfe Aufsichtsbefugnisse“ und beobachte die Einhaltung der Pflichteinbauquoten sehr genau. Wie die Behörde kürzlich auf Anfrage von E&M erklärte, sei beispielsweise die Verhängung eines Zwangsgeldes eine mögliche Maßnahme, um Unternehmen zu einem gesetzeskonformen Verhalten zu bewegen (siehe Seite 1). „Wer jetzt noch nicht im Rollout ist, für den wird es sehr eng werden“, prophezeite der BMWE-Referatsleiter und riet vor allem kleineren Stadtwerken davon ab, den Rollout alleine stemmen zu wollen. Dass gerade Kooperationen den Rollout beschleunigen, sagen nicht nur das Bundeswirtschaftsministerium, die Bundesnetzagentur und das BSI, sondern auch jene, die mit Dienstleistungen rund um das intelligente Messwesen ihr Geld verdienen.
Der Metering-Spezialist Voltaris, ein Joint Venture der Pfalzwerke und VSE, hat schon vor neun Jahren eine Anwendergemeinschaft ins Leben gerufen, der mittlerweile rund 50 Stadtwerke angehören. Unter anderem pflegen sie einen regen Erfahrungsaustausch, lassen sich beim Aufbau der erforderlichen IT-Landschaft begleiten und testen Hard- und Software im Labor und im Feld − nun auch für das Steuern in der Niederspannung. Auch Smartoptimo, das von den Stadtwerken in Münster und Osnabrück gegründet wurde und mittlerweile 30 kommunale Unternehmen als Gesellschafter hat, wirbt für sich mit Beratung, Systemen und Services.
Metering-Dienstleister im eigenen Haus
Wer einen Metering-Dienstleister im eigenen Haus hat, wird kaum Gefahr laufen, bei regulatorischen Feinheiten ins Schleudern zu geraten, frühzeitige Tests zu verschlafen oder bei der Suche nach einem geeigneten Gateway- und Steuerbox-Administrator wertvolle Zeit zu verlieren. Die Stadtwerke Saarbrücken Netz AG hat zusammen mit ihrer Schwester „co.met“ zum Ende des ersten Quartals 2025 eine Quote von 19,73 Prozent erreicht. Den dafür mitverantwortlichen 1/N-Ansatz, also die Anbindung mehrerer Zähler an ein Smart Meter Gateway, hatten die Partner schon 2023 erfolgreich getestet.
Auch Rheinenergie und N-Ergie setzen auf Kooperationen und Dienstleister. Die Kölner haben bei 99.447 verbrauchsseitigen Pflichteinbaufällen bereits 24,13 Prozent erreicht. Anfangs habe eigenes Personal die Montage durchgeführt, um Erfahrungen zu sammeln, berichtet ein Sprecher. „Danach haben wir punktuell auf externe Dienstleister zurückgegriffen. Aktuell bereiten wir die Ausweitung der externen Dienstleistungen vor“, fährt er fort. Die Nürnberger erhielten externe Unterstützung von der PCC-Tochtergesellschaft „Coms4Grid“, als sie die Anbindung ihrer Smart Meter wegen unzureichender Abdeckung von Mobilfunk auf Breitband-Powerline umstellen mussten.
Nach eigener Aussage ist das Stadtwerk am See gut vorbereitet in den Rollout gestartet. Allerdings sei die in der Übersicht der Bundesnetzagentur aus unerklärlichen Gründen verzeichnete Quote von 53,7 Prozent nicht zutreffend, räumt ein Sprecher ein. Die 20 Prozent der nach aktuellem Stand relevanten 2.958 Pflichteinbaufälle werde man aber „auf jeden Fall“ fristgerecht schaffen. Aktuell seien bereits 550 der 591 erforderlichen Einheiten installiert − und dies ausschließlich mit eigenen Mitarbeitern.
Dennoch, „Hilfe zur Selbsthilfe“ ist das Credo des Bundeswirtschaftsministeriums. In einem Maßnahmenpaket zur Beschleunigung des Rollouts sollen daher künftig behördliche Maßnahmen verstärkt Anreize zur Kooperation und Bündelung von Kompetenz gerade zwischen kleineren Messstellenbetreibern setzen, kündigte Scholten in Leipzig an.

Sehr erfreulich seien die aktuellen Auslieferungszahlen, fuhr Schönberg fort. Von 2,5 bis 3 Millionen bis Ende des Jahres ausgerollten intelligenten Messsystemen, über alle Hersteller im gesamten Markt, geht er aus. Wobei laut Bundesnetzagentur das quotenrelevante Pflichteinbauvolumen − die grundzuständigen Messstellenbetreiber müssen 20 Prozent ihrer jeweiligen Pflichteinbaufälle auf Verbraucherseite bis Ende 2025 abgearbeitet haben − branchenweit bei rund 4,5 Millionen Einheiten liegt. Aber schon ab dem kommenden Jahr werde der jährliche Ausbau bei 2 Millionen intelligenten Messsystemen liegen, sodass man in den nächsten acht Jahren bis zur gesetzlich gesetzten Deadline 2032 auf insgesamt 20 Millionen Einheiten komme.
Das in Diskussionen um das Rollout-Tempo häufig anzutreffende Narrativ, Deutschland hinke weit hinter anderen europäischen Staaten her, lässt der PPC-Chef, der auch Vorstandsmitglied des Forums Netztechnik/Netzbetrieb beim VDE ist, nicht gelten. „Wir sind tatsächlich First Mover“, betonte er bei einem Gespräch mit Journalisten am Rande des VDE-Fachkongresses ZMP. Mittlerweile schaue Europa auf den „deutschen Sonderweg“: Der Cyber Resiliance Act der EU nehme das BSI-zertifizierte Smart Meter Gateway als Referenz, der europäische Metering-Verband spreche von einem „richtungsweisenden Ansatz“ und die EU habe Cenelec, dem Europäischen Komitee für elektrotechnische Normung, ein Standardisierungsmandat für ein cybersicheres Smart Meter Gateway gegeben.
In anderen EU-Ländern würden die Smart Meter und die darauf basierende Flexibilisierung von Erzeugung und Verbrauch in der Regel marktorientiert genutzt. Von einem Smart-Grid-Ansatz, der die Steuerbarkeit von Anlagen im Sinne der Netzstabilisierung mit berücksichtige wie hierzulande sei bei den vermeintlichen Vorreitern keine Rede. „Wir sind Vorreiter, auch wenn wir zugegebenermaßen mit dem Rollout etwas spät gestartet sind. Wir starten jetzt zumindest mit den richtigen Lösungen“, so der FNN-Vorstand.
Deutschland ist Vorreiter beim Smart-Grid-Ansatz
Bei der ZMP Ende Juni in Leipzig hatten Schönberg und seine Kollegen von den anderen Gateway-Herstellern Theben, EFR, Sagemcom Dr. Neuhaus und EMH Metering, die mittlerweile mehrfach vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) zertifiziert sind, ihren Optimismus aufs Podium gebracht. Da hatte die Bundesnetzagentur die aktuellen Zahlen zum Rollout der intelligenten Messsysteme mit Bezugsdatum 31. März 2025 noch nicht veröffentlicht. Dies geschah erst Anfang Juli.
Auch wenn der Rollout offensichtlich Fahrt aufgenommen hat, hat sich die grundsätzliche Situation aus dem dritten und vierten Quartal 2024 im ersten Quartal des laufenden Jahres nicht grundlegend geändert. Zwar liege bei den 18 Messstellenbetreibern mit mehr als 500.000 Messlokationen die Quote des Pflichteinbaus bereits bei durchschnittlich 20,4 Prozent, schreibt die Behörde auf ihrer Website zur Quartalserhebung. Bei den 67 Unternehmen, die zwischen 100.000 und 500.000 Messstellen betreiben, betrage die Einbauquote im Durchschnitt 10,1 Prozent. Mit 7,5 Prozent gibt die Bundesnetzagentur den durchschnittlichen Wert für die Messstellenbetreiber mit 30.000 bis 100.000 Messlokationen an. Aber das Gros, die 578 Messstellenbetreiber und Stadtwerke mit weniger als 30.000 Messlokationen, hatte bis zum 31. März lediglich 4,6 Prozent erreicht.
Entsprechend sind Vertreter des Bundeswirtschaftsministeriums in diesen Tagen auch eher mahnend als lobend in der Branche unterwegs. Christoph Scholten ist da keine Ausnahme. Einerseits sei sichere und interoperable Technik, die Smart-Grid-Anforderungen erfülle, bereits am Markt verfügbar. Denn immerhin hat das BSI mit dem Gerät des Herstellers EFR mittlerweile die neunte Steuerbox zertifiziert.
Andererseits gehe es aber nicht nur um technische Themen, sondern auch darum, strukturelle Defizite zu beheben, betonte der Leiter des Referats für die Digitalisierung der Energiewende im BMWE bei der ZMP. Ähnliche Worte waren auch schon vom BSI zu hören. Trotz der nahenden Deadline zur Erfüllung der 20-Prozent-Quote beim Pflicht-Rollout seien zahlreiche Messstellenbetreiber beileibe „noch nicht auf Ballhöhe“, bedauerte Scholten. Ein solcher Flickenteppich sei ein schwerwiegendes Hindernis auf dem Weg zum Smart Grid.
Oberste Priorität für die resiliente Fähigkeit zu steuern
Scholten mahnte: „Wir sollten den Rollout beschleunigen und vereinfachen, aber Kurs halten beim Thema Cybersicherheit und einheitlichen Standards.“ Und er betonte, die resiliente Fähigkeit zu steuern entlang der gesamten Kaskade zwischen Netzbetreiber und Kunde beziehungsweise Anlagenbetreiber habe oberste Priorität. „Die erforderlichen Schritte werden wir in den nächsten Monaten im Detail erarbeiten und mit der Branche weiterentwickeln“, kündigte er an. Dass wichtige Empfehlungen des vom Bundestag beauftragten Digitalisierungsberichts von vor einem Jahr noch nicht angegangen worden seien, liege vor allem an der Fokussierung auf die Stromspitzenregelung in der letzten Legislaturperiode.
Während Scholten vom Ziel spricht, den Rollout zu beschleunigen, hat der Verband kommunaler Unternehmen (VKU) konkrete Vorstellungen, wie Vereinfachungen aussehen könnten. Gegenüber E&M erklärte eine Sprecherin, die sternförmige Kommunikation aus dem Smart Meter Gateway sei ein Beispiel für eine technisch aufwendige, aber in der Praxis kaum relevante Vorgabe. „Auch bei den Informationspflichten sehen wir Vereinfachungspotenzial“, sagte sie. Außerdem könnten „punktuelle Fristverlängerungen“ wie etwa bei der Eichfrist für moderne Messeinrichtungen, also für die einfachen elektronischen Zähler ohne Gateway, die Messstellenbetreiber insgesamt entlasten.
Die Frist für die Erfüllung der Rollout-Quote steht jedoch. Scholten ließ keinen Zweifel daran, dass Eile geboten ist, denn die Bundesnetzagentur habe „scharfe Aufsichtsbefugnisse“ und beobachte die Einhaltung der Pflichteinbauquoten sehr genau. Wie die Behörde kürzlich auf Anfrage von E&M erklärte, sei beispielsweise die Verhängung eines Zwangsgeldes eine mögliche Maßnahme, um Unternehmen zu einem gesetzeskonformen Verhalten zu bewegen (siehe Seite 1). „Wer jetzt noch nicht im Rollout ist, für den wird es sehr eng werden“, prophezeite der BMWE-Referatsleiter und riet vor allem kleineren Stadtwerken davon ab, den Rollout alleine stemmen zu wollen. Dass gerade Kooperationen den Rollout beschleunigen, sagen nicht nur das Bundeswirtschaftsministerium, die Bundesnetzagentur und das BSI, sondern auch jene, die mit Dienstleistungen rund um das intelligente Messwesen ihr Geld verdienen.
Der Metering-Spezialist Voltaris, ein Joint Venture der Pfalzwerke und VSE, hat schon vor neun Jahren eine Anwendergemeinschaft ins Leben gerufen, der mittlerweile rund 50 Stadtwerke angehören. Unter anderem pflegen sie einen regen Erfahrungsaustausch, lassen sich beim Aufbau der erforderlichen IT-Landschaft begleiten und testen Hard- und Software im Labor und im Feld − nun auch für das Steuern in der Niederspannung. Auch Smartoptimo, das von den Stadtwerken in Münster und Osnabrück gegründet wurde und mittlerweile 30 kommunale Unternehmen als Gesellschafter hat, wirbt für sich mit Beratung, Systemen und Services.
Metering-Dienstleister im eigenen Haus
Wer einen Metering-Dienstleister im eigenen Haus hat, wird kaum Gefahr laufen, bei regulatorischen Feinheiten ins Schleudern zu geraten, frühzeitige Tests zu verschlafen oder bei der Suche nach einem geeigneten Gateway- und Steuerbox-Administrator wertvolle Zeit zu verlieren. Die Stadtwerke Saarbrücken Netz AG hat zusammen mit ihrer Schwester „co.met“ zum Ende des ersten Quartals 2025 eine Quote von 19,73 Prozent erreicht. Den dafür mitverantwortlichen 1/N-Ansatz, also die Anbindung mehrerer Zähler an ein Smart Meter Gateway, hatten die Partner schon 2023 erfolgreich getestet.
Auch Rheinenergie und N-Ergie setzen auf Kooperationen und Dienstleister. Die Kölner haben bei 99.447 verbrauchsseitigen Pflichteinbaufällen bereits 24,13 Prozent erreicht. Anfangs habe eigenes Personal die Montage durchgeführt, um Erfahrungen zu sammeln, berichtet ein Sprecher. „Danach haben wir punktuell auf externe Dienstleister zurückgegriffen. Aktuell bereiten wir die Ausweitung der externen Dienstleistungen vor“, fährt er fort. Die Nürnberger erhielten externe Unterstützung von der PCC-Tochtergesellschaft „Coms4Grid“, als sie die Anbindung ihrer Smart Meter wegen unzureichender Abdeckung von Mobilfunk auf Breitband-Powerline umstellen mussten.
Nach eigener Aussage ist das Stadtwerk am See gut vorbereitet in den Rollout gestartet. Allerdings sei die in der Übersicht der Bundesnetzagentur aus unerklärlichen Gründen verzeichnete Quote von 53,7 Prozent nicht zutreffend, räumt ein Sprecher ein. Die 20 Prozent der nach aktuellem Stand relevanten 2.958 Pflichteinbaufälle werde man aber „auf jeden Fall“ fristgerecht schaffen. Aktuell seien bereits 550 der 591 erforderlichen Einheiten installiert − und dies ausschließlich mit eigenen Mitarbeitern.
Dennoch, „Hilfe zur Selbsthilfe“ ist das Credo des Bundeswirtschaftsministeriums. In einem Maßnahmenpaket zur Beschleunigung des Rollouts sollen daher künftig behördliche Maßnahmen verstärkt Anreize zur Kooperation und Bündelung von Kompetenz gerade zwischen kleineren Messstellenbetreibern setzen, kündigte Scholten in Leipzig an.

Quelle: Katia Meyer-Tien

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Donnerstag, 14.08.2025, 08:50 Uhr
Donnerstag, 14.08.2025, 08:50 Uhr
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