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Enerige & Management > Stromnetz - Schaltanlagen ohne Fluorgas für die Höchstspannung
Gasisolierte Schaltanlage im Umspannwerk Großgartach bei Heilbronn. Quelle: Transnet BW
STROMNETZ:
Schaltanlagen ohne Fluorgas für die Höchstspannung
Hitachi hat nach eigenen Angaben die erste SF6-freie Schaltanlage für die 550-kV-Ebene entwickelt. Auch eine Version für den Markt hier gibt es. Sie soll bei Tennet zum Einsatz kommen.
 
Schwefelhexafluorid (SF6) kommt in Indoor-Schaltanlagen als Isoliergas zum Einsatz. Es ermöglicht einen kompakten Aufbau, hat aber einen entscheidenden Nachteil: Es ist extrem klimaschädlich: 24.000 Mal mehr als CO2. Allerdings wird es im Normalfall nicht freigesetzt, sondern verbleibt in gekapselten Röhren, in denen wiederum die Hochspannungsverbindungen verlaufen. Trotzdem sind vielfältige Bestrebungen im Gange, das Isoliergas durch andere Stoffe zu ersetzen, zum Beispiel durch getrocknete und gereinigte Luft.

In der EU ist der Ausstiegsweg schon vorgezeichnet, ab 2030 sollen keine neuen SF-6-Anlagen im Mittel- und Hochspannungsbereich mehr in Betrieb genommen werden.

Der von Hitachi Energy jetzt auf den Markt gebrachte „Econ iQTM“ 550 kV-Leistungsschalter ist für gasisolierte Schaltanlagen dieser Spannungsebene konzipiert, für den europäischen Markt gibt es den „Econi Q 420 kV Live Tank Breaker“. Die Geräte sollen weltweit zum Einsatz kommen – bei gleichbleibender Größe, Leistung und Zuverlässigkeit wie in herkömmlichen Schaltanlagen, wie es in einer Unternehmensmitteilung heißt.

Komponenten können nachgerüstet werden

Markus Heimbach, Executive Vice President und Managing Director des Geschäftsbereichs High Voltage Products bei Hitachi Energy, erklärte zu den neuen Produkten: „Es ist kaum zu überschätzen, was für eine entscheidende Rolle dieses wenig bekannte Gas spielt, wenn es darum geht, die Lichter am Leuchten zu halten − es ist für den Aufbau unserer modernen Welt genauso wichtig wie Stahl und Beton.“

Diese Tatsache mache den Ausstieg aus SF6 zu einer Herausforderung. Die Industrie stehe vor dem Problem, den strengen SF6-Vorschriften nachkommen zu müssen und gleichzeitig die Übertragungsnetze im Zuge der Energiewende weiter umfassend auszubauen. Mit den Neuentwicklungen können Versorger und Netzbetreiber nach Angaben von Hitachi alte Schaltanlagen nachrüsten und Komponenten austauschen oder neue Anlagen installieren, ohne dass neue Konstruktionsanforderungen gestellt werden.

Der Übertragungsnetzbetreiber Tennet hat, wie es seitens Hitachi heißt, bereits den Econi Q 420 kV LTA für das Umspannwerk Erzhausen (Niedersachsen) bestellt. Die Anlage gehört zum größten Wechselstrom-Netzausbauprojekt des Übertragungsnetzbetreibers zwischen Wahle (Niedersachsen) und Mecklar (Hessen). 

Auch das Unternehmen „SSEN Transmission“ hat mehrere geordert und will sie in Umspannanlagen im Norden von Schottland einbauen. In Nordamerika, wo mit 550 kV gearbeitet wird, haben zwei Kunden Aufträge für den neuen Econi Q 550 kV DTB erteilt: Hydro One und Wesco.

Auch GE Vernova setzt SF-6-freie Produkte

Ebenso auf SF-6-freie Produkte setzt die GE Vernova mit Sitz in den USA. Mit dem Portfolio „GriDEA“ will man Lösungen für Schaltanlagen − ebenfalls bis hin zur Höchstspannungsebene − bieten, die nicht nur auf das klimaschädliche Isoliergas verzichten, sondern auch mit weniger Rohstoffeinsatz auskommen, eine längere Lebensdauer haben und effizienter arbeiten. Zum Angebot gehört unter anderem ein Leistungsschalter, der auch bei extrem niedrigen Temperaturen eingesetzt werden könne.

Eric Chaussin, Leiter des Geschäftsbereichs Power Transmission, erklärte dazu: „Da sich das globale Stromnetz weiterentwickelt, ist es von entscheidender Bedeutung, dass wir unsere Kunden mit Lösungen ausstatten, die sowohl innovativ als auch anpassungsfähig sind.
 

Günter Drewnitzky
Redakteur
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