Quelle: E&M
AUS DER AKTUELLEN AUSGABE:
Sagen Sie mal: Cecil von Croy
In der Rubrik „Sagen Sie mal“ stellen wir ein paar kurze Fragen und bitten um kurze Antworten zu einem aktuellen Thema.

Cecil von Croy ist Mitgründer und CEO der ALVA Energie GmbH, einem Solaranlagendienstleister mit Sitz in Berlin
Quelle: Alva Energie GmbH
Quelle: Alva Energie GmbH
Natürlich boomt Mieterstrom hierzulande, keine Frage. Doch bei näherer Betrachtung zeigt sich eine angezogene Handbremse, insofern also nur ein ‚halber‘ oder künstlich klein gehaltener Boom. Mieterstrommodelle und On-Site-PPA-Konzepte sind nach wie vor enorm komplex. Die vielen beteiligten Akteure − allein über 900 Verteilnetzbetreiber in Deutschland − und die oft unklaren regulatorischen Rahmenbedingungen machen die Umsetzung alles andere als einfach. Noch ist viel Pionierarbeit gefragt. Doch es gibt Licht am Ende des Tunnels.
Genau hier setzen wir an: Unsere Aufgabe ist es, Eigentümern diese Komplexität abzunehmen. Durch unsere Erfahrung, eingespielte Prozesse und starke Partnerschaften in allen relevanten Bereichen schaffen wir es, wirtschaftlich tragfähige Mieterstrommodelle umzusetzen. Der Rückenwind wird stärker: Politische Signale, dynamische Netzentgelte und regulatorische Vorgaben machen deutlich, dass PV- und Speicherkonzepte künftig vor allem dann funktionieren, wenn der Strom vor Ort verbraucht wird − und nicht ins Netz einspeist. Es ist der Beginn eines neuen Zeitalters.
Sie sagen, die zunehmende Netzüberlastung spiele Mieterstrom in die Hände. Wieso?
Es steht fest, dass die Verteilnetze vor Ort vor allem in Spitzenzeiten überlastet sind. Jede Maßnahme für mehr lokal erzeugten und verbrauchten Strom ist da willkommen. Das hatte auch die ehemalige Bundesregierung erkannt. Mit dem neuen Solarspitzengesetz wollte sie Eigenverbrauch, Speicherlösungen und die Digitalisierung des Stromnetzes fördern. Für Mieterstrommodelle bedeutet das mehr Flexibilität, mehr Wirtschaftlichkeit und weniger Probleme, Einspeisebegrenzungen oder negative Strompreise. Natürlich nur so lange der Strom lokal verbraucht wird. Gleichzeitig fallen Netzentgelte und Steuern weg, was den wirtschaftlichen Vorteil von Mieterstrom stärkt. Für Mieter und Vermieter wird lokale Versorgung so immer attraktiver. Im überlasteten Netzsystem wird jede Kilowattstunde entscheidend, die nicht transportiert werden muss.
Wie sieht das Segment Mieterstrom Ihrer Ansicht nach in fünf bis zehn Jahren aus?
Ich rechne zunächst mit deutlich mehr Dynamik. Der Wettbewerb wird auch zu einer Professionalisierung der Player führen, was wiederum den Kunden zugutekommen wird. Gleichzeitig werden wir größere Ausschreibungsvolumina sehen, die nur noch einige große Unternehmen stemmen werden können. Das können auch Wohnungsunternehmen mit eigenen Energietöchtern oder Stadtwerke mit ihren Ökostromablegern sein, die das Geschäft in großem Stil betreiben. Der Trend zur dezentralen Versorgung wird sich verstärken. In diesem Feld werden dann auch große Energiekonzerne mitmischen, indem sie Mieterstrom als Geschäftsmodell erschließen.
Mit Blick auf die Mieterstromverträge würde ich dafür plädieren, dass sich Opt-out-Modelle durchsetzen. Das ist beim Gewerbe mit Green-Lease-Verträgen − also Mietverträgen mit verbindlichen Nachhaltigkeitsklauseln − bereits üblich. Mieter nehmen automatisch am Mieterstrom teil, solange sie nicht widersprechen. Das würde die Teilnahmequote erhöhen und die Planbarkeit für Investoren verbessern. Auch die Technik wird übrigens immer einfacher: automatisierte Abrechnung, digitale Messung, standardisierte Prozesse. Mieterstrom ist dann keine Nische mehr, sondern eine unabdingbare Säule der Energiewende.
© 2025 Energie & Management GmbH
Donnerstag, 25.09.2025, 08:50 Uhr
Donnerstag, 25.09.2025, 08:50 Uhr
Mehr zum Thema
teilen
teilen
teilen
teilen
Brüssel will mehr Eingreifpotenzial bei ETS2