GAS:
Russland verfehlt sein Ausbauziel beim LNG
Auch wenn Russlands Regierung daran festhält, bis 2030 die Produktionskapazität auf 100 Millionen Tonnen LNG auszubauen, erklären russische Experten, wieso das nicht machbar ist.
Das Ziel der russischen Regierung, bis 2030 etwa 100 Millionen Tonnen LNG pro Jahr zu produzieren, sei tatsächlich schwer zu erreichen, „aber in einem optimistischen Szenario
bei einer zumindest teilweisen Normalisierung der geopolitischen Lage, ist es möglich, 60 bis 80 Millionen Tonnen LNG pro Jahr zu produzieren“, erklärte Sergej Kaufman, Analyst von der Finanzgruppe Finam gegenüber dem russischen
Wirtschaftsnachrichtenportal RBC am 14. Oktober.
Laut einer aktuellen Studie der russischen Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft Kept, die bis Juni 2022 zum internationalen Netzwerk von KPMG gehörte, verflüssigen in Russland derzeit die Großanlagen „Sakhalin-2“ auf der Pazifikinsel Sakhalin, „Yamal LNG“ auf der nordsibirischen Halbinsel Yamal und die erste Produktionslinie vom Werk „Arctic LNG 2“ auf der Nachbarinsel Gydan Gas. In Betrieb sind außerdem die mittelgroßen Produktionsanlagen „Cryogas-Vysotsk“ und „Portovaya“ an der Ostsee.
Die Kapazität all dieser Anlagen beträgt 2024 insgesamt 51 Milliarden Kubikmeter. Dies entspricht umgerechnet etwa 37 Millionen Tonnen LNG. Die Kept-Analysten schätzen die Auslastung der Anlagen auf rund 90 Prozent und erwarten einen Exportumfang von rund 33 Millionen LNG.
Ziel erst nach 2035 erreichbar
In ihren Szenarien zum weltweiten LNG-Ausbau geht Kept davon aus, dass die zwei noch ausstehenden Produktionslinien von „Arctic LNG 2“ bis 2030 fertig werden, wodurch sich die Produktionskapazitäten um 13,2 auf rund 50 Millionen Tonnen LNG im Jahr erhöhen. Das umfasst lediglich die Hälfte der ehrgeizigen Regierungspläne.
Anbieter vor allem in den USA und im Nahen Osten können dagegen laut Studie bis zum Jahr 2030 ihre umfangreicheren Ausbaupläne umsetzen und die Produktionskapazitäten um mindestens 20 Prozent steigern. Dieses Wachstum dürfte den Anstieg der Nachfrage übertreffen, was den Preiswettbewerb verstärken wird. Davon könnten Anbieter, die mit den geringsten Kosten und einer eigenen oder zuverlässig gecharterten Flotte agieren sowie diejenigen, die die größte Flexibilität bei den Vertragsbedingungen bieten, profitieren.
„Leider verfügen bestehende russische Projekte zur großtechnischen LNG-Produktion nicht vollständig über diese Qualitäten“, räumen die Kept-Analysten ein. „Die russische LNG-Industrie steht unter einem beispiellosen Druck“ und sei gefordert, die technologische Lücke bei der großtechnischen Produktion und dem Transport von LNG zu schließen. Angesichts dessen und des hohen Sanktionsdrucks könne Russland das Ziel, mit einem Export von weit über 110 Millionen Tonnen LNG bis zu 25 Prozent des Weltmarktes einzunehmen, erst nach 2035 erreichen.
Noch weit von einer Lösung entfernt
Russland verfügt laut Kept über eine Rohstoffbasis für eine wettbewerbsfähige LNG-Produktion, braucht jedoch seine eigene Gasverflüssigungstechnologie, eine umfangreiche Transportflotte und Absatzmärkte außerhalb von Europa und Nordostasien. „Wir sind noch weit davon entfernt, alle drei Probleme zu lösen“, sagt Alexej Belogorjew, Forschungsdirektor des Instituts für Energie und Finanzen, laut der Nachrichtenagentur RBC.
Nach wie vor zählen Europa und Japan zu den größten Abnehmern von russischem LNG. Technisch hat der größte russische LNG-Produzent Novatek mit seinem Arctic Mix bei der großtechnischen Produktion von LNG vorgelegt. Doch die Schwachstelle ist weiterhin die technische Ausrüstung wie Spiralwärmetauscher, Turbinen und Kompressoren, um Temperaturen und Energieversorgung zur Gasverflüssigung sicherzustellen.
Wie Medien jüngst berichteten, sind drei Schiffe aus China in verdeckter Mission unterwegs, um Kraftwerksmodule und eine Umspannstation nach Gydan zu transportieren. Den leidigen Mangel an geeigneten LNG-Tankern für arktische Gewässer mit Atom-U-Booten zu beheben, hat Michail Kowaltschuk, Direktor des Kurtschatow-Instituts, seinem Freund Präsident Wladimir Putin im Rahmen des Petersburger Gasforums im Oktober vorgeschlagen. Dies berichten russische Medien.
Diese 360-Meter-U-Boote sollen mit drei Kernreaktoren ausgestattet sein und etwa 180.000 Tonnen LNG laden können. Mit einer Geschwindigkeit von bis zu 17 Knoten würde sich die Schiffspassage über die arktische See nach Osten auf zwölf Tage verkürzen. Nach einer kurzfristigen Lösung klingt das nicht. Da liefert die heimische Swesda-Werft bestimmt eher erste LNG-Tanker der Eisklasse Arc 7 aus. Das legen jedenfalls die Kept-Analysten nahe.
Laut einer aktuellen Studie der russischen Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft Kept, die bis Juni 2022 zum internationalen Netzwerk von KPMG gehörte, verflüssigen in Russland derzeit die Großanlagen „Sakhalin-2“ auf der Pazifikinsel Sakhalin, „Yamal LNG“ auf der nordsibirischen Halbinsel Yamal und die erste Produktionslinie vom Werk „Arctic LNG 2“ auf der Nachbarinsel Gydan Gas. In Betrieb sind außerdem die mittelgroßen Produktionsanlagen „Cryogas-Vysotsk“ und „Portovaya“ an der Ostsee.
Die Kapazität all dieser Anlagen beträgt 2024 insgesamt 51 Milliarden Kubikmeter. Dies entspricht umgerechnet etwa 37 Millionen Tonnen LNG. Die Kept-Analysten schätzen die Auslastung der Anlagen auf rund 90 Prozent und erwarten einen Exportumfang von rund 33 Millionen LNG.
Ziel erst nach 2035 erreichbar
In ihren Szenarien zum weltweiten LNG-Ausbau geht Kept davon aus, dass die zwei noch ausstehenden Produktionslinien von „Arctic LNG 2“ bis 2030 fertig werden, wodurch sich die Produktionskapazitäten um 13,2 auf rund 50 Millionen Tonnen LNG im Jahr erhöhen. Das umfasst lediglich die Hälfte der ehrgeizigen Regierungspläne.
Anbieter vor allem in den USA und im Nahen Osten können dagegen laut Studie bis zum Jahr 2030 ihre umfangreicheren Ausbaupläne umsetzen und die Produktionskapazitäten um mindestens 20 Prozent steigern. Dieses Wachstum dürfte den Anstieg der Nachfrage übertreffen, was den Preiswettbewerb verstärken wird. Davon könnten Anbieter, die mit den geringsten Kosten und einer eigenen oder zuverlässig gecharterten Flotte agieren sowie diejenigen, die die größte Flexibilität bei den Vertragsbedingungen bieten, profitieren.
„Leider verfügen bestehende russische Projekte zur großtechnischen LNG-Produktion nicht vollständig über diese Qualitäten“, räumen die Kept-Analysten ein. „Die russische LNG-Industrie steht unter einem beispiellosen Druck“ und sei gefordert, die technologische Lücke bei der großtechnischen Produktion und dem Transport von LNG zu schließen. Angesichts dessen und des hohen Sanktionsdrucks könne Russland das Ziel, mit einem Export von weit über 110 Millionen Tonnen LNG bis zu 25 Prozent des Weltmarktes einzunehmen, erst nach 2035 erreichen.
Noch weit von einer Lösung entfernt
Russland verfügt laut Kept über eine Rohstoffbasis für eine wettbewerbsfähige LNG-Produktion, braucht jedoch seine eigene Gasverflüssigungstechnologie, eine umfangreiche Transportflotte und Absatzmärkte außerhalb von Europa und Nordostasien. „Wir sind noch weit davon entfernt, alle drei Probleme zu lösen“, sagt Alexej Belogorjew, Forschungsdirektor des Instituts für Energie und Finanzen, laut der Nachrichtenagentur RBC.
Nach wie vor zählen Europa und Japan zu den größten Abnehmern von russischem LNG. Technisch hat der größte russische LNG-Produzent Novatek mit seinem Arctic Mix bei der großtechnischen Produktion von LNG vorgelegt. Doch die Schwachstelle ist weiterhin die technische Ausrüstung wie Spiralwärmetauscher, Turbinen und Kompressoren, um Temperaturen und Energieversorgung zur Gasverflüssigung sicherzustellen.
Wie Medien jüngst berichteten, sind drei Schiffe aus China in verdeckter Mission unterwegs, um Kraftwerksmodule und eine Umspannstation nach Gydan zu transportieren. Den leidigen Mangel an geeigneten LNG-Tankern für arktische Gewässer mit Atom-U-Booten zu beheben, hat Michail Kowaltschuk, Direktor des Kurtschatow-Instituts, seinem Freund Präsident Wladimir Putin im Rahmen des Petersburger Gasforums im Oktober vorgeschlagen. Dies berichten russische Medien.
Diese 360-Meter-U-Boote sollen mit drei Kernreaktoren ausgestattet sein und etwa 180.000 Tonnen LNG laden können. Mit einer Geschwindigkeit von bis zu 17 Knoten würde sich die Schiffspassage über die arktische See nach Osten auf zwölf Tage verkürzen. Nach einer kurzfristigen Lösung klingt das nicht. Da liefert die heimische Swesda-Werft bestimmt eher erste LNG-Tanker der Eisklasse Arc 7 aus. Das legen jedenfalls die Kept-Analysten nahe.
Josephine Bollinger-Kanne
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Donnerstag, 17.10.2024, 11:11 Uhr
Donnerstag, 17.10.2024, 11:11 Uhr
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