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Enerige & Management > Gas - Russische LNG-Schattenflotte am Horizont
Quelle: Shutterstock / Wojciech Wrzesien
GAS:
Russische LNG-Schattenflotte am Horizont
Die Gerüchte zum Aufbau einer russischen Schattenflotte für LNG nach dem Vorbild der Schattenflotte für Öl verdichten sich: Unternehmen in Dubai kaufen dazu anscheinend LNG-Tanker.
 
Seit Anfang dieses Jahres gehören die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) zum Staatenbund der BRICS-Staaten, den Brasilien, Russland, Indien und China 2009 gründeten, während Südafrika ein Jahr später hinzukam. Das neue Mitglied bildet für Russland eine Plattform, um dem Sanktionsdruck des Westens zu entgehen.

Nicht nur der russische Staatskonzern Rosatom macht mit dem Logistikkonzern DB World der Emirate gute Geschäfte, um die ganzjährige Schiffbarkeit im Eismeer auf Trab zu bringen. Auch Unternehmen registrierten sich vermehrt offenbar in Dubai und kauften LNG-Tanker in solch großen Stückzahlen, dass es dem Beratungsunternehmen für Risiken Windward auffiel, worüber die Financial Times jüngst im Juli berichtete.

Nach Angaben von Windward hätten seit dem zweiten Quartal 2023 mehr als 50 LNG-Schiffe den Besitzer an Unternehmen mit Sitz in den VAE gewechselt, was zuvor selten der Fall gewesen sei. Breits im Juni kamen Berichte über Russlands Plan auf, eine Schattenflotte für LNG aufzubauen. Laut dem Schiffsmakler SSY, der den Verkauf von Schiffen von Eigentümer zu Eigentümer unterstützt, hätten die vermehrten Käufe die Preise für billigere und weniger effiziente LNG-Schiffe, die älter als 15 Jahre sind, in die Höhe getrieben. Ein im Jahr 2007 gebautes LNG-Schiff sei im Jahr 2022 für etwa 50 Millionen US-Dollar (heute 46 Millionen Euro) und ein anderes in diesem Jahr bereits für 80 Millionen Dollar (74 Millionen Euro) verkauft worden.

Nach Daten des Schiffsverfolgungsunternehmens Kpler sind einige der neu erworbenen LNG-Schiffe jetzt auf Routen unterwegs, die traditionell dem Abtransport von LNG aus Russland dienen. Ein solches Schiff LNG verlädt demzufolge von der Jamal-Halbinsel, wo Russlands führender Flüssigerdgas-Produzent Novatek sein derzeit größtes Werk „Jamal LNG“ betreibt.

Zugleich hat immer noch kein LNG-Eistanker von der gegenüberliegenden Halbinsel Gydan abgelegt. Dort entsteht das zweite große Gasverflüssigungswerk von Novatek, „Arctic LNG 2“. Die erste Verflüssigungslinie ist seit Dezember 2023 fertig. Das Werk ist - anders als Jamal LNG - von Sanktionen betroffen. Von Jamal brach im Juni russischen Medien zufolge das erste Mal in diesem Jahr ein LNG-Tanker gen Osten auf.

Erste Fracht dieses Jahres übers Eismeer in China

Bei der Nachrichtenagentur Bloomberg hieß es jetzt, dass die „Eduard Toll“, ein Schiff vom Flottenbetreiber Seapeak, Russland verlassen und Anfang Juli ein Terminal in der chinesischen Provinz Fujian erreicht habe. Schiffsverfolgungsdaten zeigten, dass es sich um die erste Jamal-Lieferung nach China in diesem Jahr über die nördliche Handelsroute handelte, über die russische Medien im Juni berichtet hatten.

Der Umschlag von LNG aus Russland in europäischen Häfen zum Weitertransport nach Asien und China ist seit dem 14. Sanktionspaket bis auf Ausnahmen verboten. Daher wird der LNG-Transport über das russische Eismeer wichtiger.

US-Investoren verwickelt

Pikant an Seapeak: Sie ist die Nachfolgegesellschaft der US-Seereederei „Teekay LNG Partners“, die der Investmentfond Stonepeak mit Hauptsitz in New York mit Geldern von US-amerikanischen Investoren im Januar 2022 erworben hatte. Somit gingen an Stonepeak Eigentumsanteile an Dutzenden von Tankern, darunter sechs von 16 Eisklasse-Schiffen, die in diesem Jahr LNG von Jamal exportiert haben.

Von den bisher 160 Lieferungen aus Jamal im Jahr 2024 erfolgte mehr als ein Drittel auf Tankern von Seapeak, zeigte Bloomberg anhand zusammengestellten Schiffsverfolgungsdaten. „Ohne diese Schiffe wäre Novatek und damit auch Russland nicht in der Lage, LNG aus dem größten Projekt des Landes zu exportieren“, sagte Malte Humpert, Gründer des Arctic Institute, einer Denkfabrik mit Sitz in Washington. Die USA haben Russland mit schärfsten Sanktionen belegt, die jeder US-Bürger und jedes US-Unternehmen weltweit befolgen muss.

Das 14. Sanktionspaket der EU hat jetzt in gewisser Weise den Druck auf Russland erhöht, nach Europa weiter LNG zu liefern und dort zu löschen, während sich die Schiffsfrachten für China erhöhen. Nach Aussage der chinesischen Allgemeinen Zollbehörde importierte China aus Russland russischen Medien zufolge im ersten Halbjahr 9,2 Prozent oder 3,5 Millionen Tonnen weniger LNG als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum.
 

Josephine Bollinger-Kanne
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Donnerstag, 25.07.2024, 09:39 Uhr

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