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Enerige & Management > Wasserstoff - Regulierung soll Planungssicherheit schaffen
Podiumsdiskussion auf der Veranstaltung Megatrend Wasserstoff. Quelle: Susanne Harmsen
WASSERSTOFF:
Regulierung soll Planungssicherheit schaffen
Über die Voraussetzungen und Hürden des Wasserstoffhochlaufs diskutierten Branchenvertreter auf dem Event „Megatrend Wasserstoff“ in Berlin. Gerade die Regulierung war ein Thema.
 
Am 9. und 10. Oktober treffen sich Wirtschaft, Wissenschaft und Politik zum „Megatrend Wasserstoff 2025“ in Berlin. Zum Auftakt der Konferenz ging es um die politische Rahmensetzung und die Ansprüche der Wirtschaft, um einen raschen Hochlauf des neuen Gases zu erreichen. Wasserstoff soll perspektivisch klimaneutral erzeugt werden und als Energieträger fossile Brennstoffe wie Erdgas, Erdöl und Kohle ersetzen, besonders in der Industrie.

Dazu aber müsse erst einmal ein liquides Angebot entstehen, waren sich Christian Küchen (En2X), Wolfram Axthelm (BWE), Sandra Ehrnsperger (Bundesnetzagentur), Mathias Koch (Agora Energiewende), Axel Bree (Leiter der Unterabteilung Wasserstoffhochlauf im BMWE) und Kerstin Andreae (BDEW) einig (von links, siehe Bild oben). Moderiert wird die Veranstaltung von Werner Diwald (ganz rechts im Bild) von der PtX Solutions Group.

Für die Wasserstofferzeuger seien staatliche Förderungen nötig, um das Gas zu Preisen anbieten zu können, die auch Abnehmer finden. Kunden verlangten Sicherheit des Belieferungszeitraums und der Kosten, sagte Küchen. Die Windstrombranche wolle gern grünen Strom liefern, müsse aber auch sichere Abnehmerkonditionen finden, erläuterte Axthelm vom Bundesverband Windenergie.

Für den Anfang sei es wichtiger, entstehende Wasserstoffnetze schnell zu befüllen, erklärte Kerstin Andreae vom Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW). Dabei solle es nicht dogmatisch darum gehen, ob der Wasserstoff aus Erdgas mit CO2-Abscheidung oder Grünstrom erzeugt werde. Dies entscheide sich in einem Markt am Ende über Angebot und Nachfrage. Zudem stiegen die Kosten für den Treibhausgasemissionen künftig weiter an, weshalb sich langfristig grüner Wasserstoff durchsetzen werde, so Andreae.

H2-Beiträge der Bundesnetzagentur

„Die Regulierung kann den Wasserstoffhochlauf begleiten, ohne ihn auszubremsen“, zeigte sich Sandra Ehrnsperger überzeugt. Die stellvertretende Leiterin des Referates für Gas-, Transport- und Wasserstoffnetze der Bundesnetzagentur bekräftige auf der Veranstaltung „Megatrend Wasserstoff“ die Bedeutung eines regulierten Marktes für den Wasserstoff. Der Regulierer müsse den Marktteilnehmern Orientierung bieten, dürfe aber die Dynamik des neuen Marktes nicht hemmen. „Wir können einen Rahmen schaffen, aber keine Förderung leisten“, sagte Ehrnsperger.


Um diesen Rahmen zu gestalten, brauche es jedoch eine rechtlich verankerte Grundlage, die europaweit gleiche Spielregeln schafft. Ehrnsperger verwies auf das neue EU-Binnenmarktpaket für Gas und Wasserstoff, das seit Februar 2024 gilt. Die Richtlinie soll in nationales Recht umgesetzt werden und sieht vor, dass Wasserstoff spätestens ab 2034 vollständig reguliert wird. Aktuell existiere in Deutschland noch eine optionale Regulierung, die dann entfallen wird. Neben Transportnetzen sollen künftig auch Speicher und Terminals einbezogen werden, so Ehrnsperger weiter. Ziel sei es, erneuerbare und CO2-arme Gase schrittweise in das bestehende Gasnetz zu integrieren und damit die Dekarbonisierung voranzutreiben.

Sobald die Anpassung des Energiewirtschaftsgesetzes (EnWG) vorgenommen sei, werde Wasserstoff als Energieträger gleichberechtigt neben Strom und Erdgas verankert sein. Die Regulierung werde sich, so Ehrnsperger weiter, weitgehend an der bestehenden Gasregulierung orientieren. „Letztlich nutzen wir dieselbe Infrastruktur, nur für andere Moleküle“, erklärte sie. Für die Bundesnetzagentur als Reguliererin bedeute das, bewährte Prinzipien wie Entflechtung, Festlegungsbefugnisse und Kostenkontrolle auf den neuen Markt zu übertragen.
 
„Regulierung solle Orientierung geben – nicht bremsen“, versicherte Sandra Ehrnsperger von der Bundesnetzagentur
Quelle: Susanne Harmsen

Zu den konkreten Fortschritten, die die Bundesnetzagentur in Bezug auf den Markthochlauf bereits erzielen konnte, zählt Ehrnsperger etwa das im Oktober 2023 genehmigte Kernnetz mit über 9.000 Kilometern Leitungslänge, davon 56 Prozent umgestellte Erdgasleitungen. Die Kosten schätzt die Behörde derzeit auf rund 18,9 Milliarden Euro. Ziel sei die Inbetriebnahme bis 2032, was „sehr ambitioniert“ sei. Ehrnsperger zeigte sich jedoch optimistisch, da erste Projekte bereits angelaufen seien.

Mit Blick auf die kommenden Jahre geht Ehrnsperger von einer Gratwanderung zwischen Rechtssicherheit und Anpassungsfähigkeit aus. Der Regulierer müsse mit den Marktteilnehmern im engen Austausch bleiben und lernen, flexibel auf neue Entwicklungen zu reagieren. „Wir sind optimistisch, dass sich die einzelnen Puzzleteile fügen“, sagte sie.
 

Susanne Harmsen / Davina Spohn
© 2025 Energie & Management GmbH
Donnerstag, 09.10.2025, 16:17 Uhr

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