
Quelle: Quelle: E&M
AUS DER AKTUELLEN AUSGABE:
RechtEck: Keine Angst vor Künstlicher Intelligenz
Der Einsatz von künstlicher Intelligenz birgt bedeutende Risiken, jedoch stecken in dieser Technologie auch Vorteile. Thomas Schmeding* erläutert die regulatorische Seite der KI.
Denken wir an künstliche Intelligenz (KI), spielen sich bei vielen Menschen Filmszenen vor ihrem geistigen Auge ab. Wir denken
beispielsweise an den Bordcomputer „Hal 9000“ aus dem Epos „Odyssee im Weltraum“, der sich mit tödlichen Mitteln gegen seine
Abschaltung zur Wehr setzt, oder an den von Arnold Schwarzenegger gespielten Terminator, der im gleichnamigen Film weniger
subtil, jedoch gleichwohl kaltherzig und -blütig sein Tagwerk verrichtet. Gemeinsam haben unsere cineastischen Vorstellungen
von KI meist, dass wir darin eine Gefahr sehen, die wir weder einschätzen noch kontrollieren können. In jedem Fall sollten
wir Angst vor ihr haben.
Vor diesem Hintergrund verwundert es nicht, dass wir zunächst mit Unbehagen reagieren, wenn wir hören, dass sowohl die deutsche als auch europäische Digitalstrategie den Umgang mit KI als eines ihrer zentralen Themen ausgemacht hat. Beispielsweise soll bis zum Jahr 2027 ein europäisches Maßnahmenpaket Investitionen in generative KI in Höhe von rund 4 Milliarden Euro ermöglichen und eine weitere Förderung öffentlicher und privater Investitionen in Start-ups und Scale-ups im Bereich der KI ist unter anderem durch Risikokapital- oder Eigenkapitalunterstützung vorgesehen. Diese Maßnahmen sind dabei lediglich kleine Rädchen auf dem Weg zum großen Ziel einer umfassenden digitalen Transformation. Hierfür hat die Europäische Kommission die sogenannte „digitale Dekade“ ausgerufen, die konkrete Vorgaben und Ziele für den digitalen Wandel in Europa bis zum Jahr 2030 vorgibt.
Wie es sich für die EU gehört, lässt sie es sich nicht nehmen, in diesem Rahmen eine Welle an Gesetzen zu initiieren beziehungsweise zu verabschieden, welche die digitale Transformation ermöglichen beziehungsweise regulieren sollen. Dazu gehören der Data Act, der Digital Services Act, der Digital Operations Resilience Act oder auch der Cyber Resilience Act, um nur einige zu nennen. Es wird somit kaum großes Erstaunen hervorrufen, dass auch für die Regulierung von KI ein eigenes Gesetz entwickelt wurde, nämlich der Artificial Intelligence Act (AI Act), zu Deutsch KI-Verordnung. Nachdem sich auf dieses Gesetz geeinigt wurde, steht noch die Veröffentlichung und das Inkrafttreten aus.
AI Act soll die Sicherheit für die Bevölkerung gewährleisten
Der AI Act soll zum einen dafür Sorge tragen, dass die Möglichkeiten von KI-Systemen großflächig nutzbar werden, dennoch gleichzeitig die Sicherheit für die Bevölkerung bewahrt wird. Ein erklärtes Ziel ist dabei, Vertrauen in diese Technologie zu schaffen, denn jenseits der Phantasmen von Hollywood-Schreibern gibt es sehr konkrete Vorbehalte und berechtigte Sorgen im Rahmen des Umgangs mit künstlicher Intelligenz.
Eine wesentliche Befürchtung ist die Möglichkeit, dass KI-Systeme von außen manipuliert werden. Das Problem menschlichen Eingreifens ist selbstverständlich nichts Neues, ein besonderes Gefährdungspotenzial besteht bei KI-Systemen dennoch. KI ist gerade zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht perfekt, es ist von außen betrachtet faktisch nicht möglich nachzuvollziehen, wie ein KI-System konkret zu einem bestimmten Ergebnis gelangt, und gleichzeitig ist vorherzusehen, dass in der Zukunft viele Entscheidungen zumindest KI-unterstützt getroffen werden.
Gerade in Bereichen, die eine besondere Sicherheitsrelevanz aufweisen, birgt der Einsatz von KI auch bedeutende Risiken. Weiter sieht insbesondere die Kunstindustrie die Gefahr, dass KI-Systeme in einen Verdrängungswettbewerb mit Menschen treten könnten, der potenziell von Letzteren verloren werden könnte.
Warum machen wir also ein solches Aufheben um eine labil anmutende Technologie? Nun, wie so oft liegt es daran, dass die Vorteile die Nachteile überwiegen (könnten). Bereits jetzt ist es grundsätzlich möglich, große Datenmengen mit KI-Einsatz auszuwerten, was beispielsweise helfen kann, die Prognose von Stromverbräuchen und somit der nötigen Energieerzeugung in der Zukunft zu erleichtern. KI kann zudem bestimmte manuelle Tätigkeiten automatisieren, womit die frei werdende Arbeitskraft weiter für wertschöpfende Tätigkeiten eingesetzt werden könnte, und KI kann zur Steuerung des Stromnetzes dienen, was sich positiv auf die Stabilität auswirken könnte. Die Anwendungsfelder sind also zu spannend, um die Potenziale von KI einfach links liegen zu lassen.
Was soll uns also der AI Act bringen? Zunächst sieht dieses Gesetz Pflichten für Unternehmen vor, die KI-Systeme nutzen. Dabei sind die Anforderungen umso höher, je risikoreicher das KI-System ist. Gerade das kann jedoch Unternehmen, die sich bereits heute mit der Thematik auseinandersetzen und eine KI-Compliance aufbauen, helfen, einen Wettbewerbsvorteil zu erlangen. Jetzt werden die Grundlagen dafür geschaffen, eine einsatzbereite KI zu haben, während die Konkurrenz, sobald der AI Act anwendbar ist, von den für sie „neuen“ regulatorischen Anforderungen überrascht sein wird.
Alles in allem bleibt die Vorstellung eines die Menschheit vernichtenden Killer-Computers (vorerst) ein Fall für Science-Fiction-Autoren. Dennoch steht die Welt nicht still und technologische Entwicklungen sind selten aufzuhalten. Es wird demnach kein Weg daran vorbeiführen, dass sich jedes Unternehmen − eher früher als später − mit dem Einsatz von KI-Systemen auseinandersetzen muss. Wer das tut, wird aller Wahrscheinlichkeit nach die Mitbewerber abhängen, die den Wandel verschlafen haben. Dieser Gedanke ist doch erfreulicher als Arnold Schwarzenegger in einer Lederjacke.
* Thomas Schmeding, Rechtsanwalt, Becker Büttner Held, Hamburg
Vor diesem Hintergrund verwundert es nicht, dass wir zunächst mit Unbehagen reagieren, wenn wir hören, dass sowohl die deutsche als auch europäische Digitalstrategie den Umgang mit KI als eines ihrer zentralen Themen ausgemacht hat. Beispielsweise soll bis zum Jahr 2027 ein europäisches Maßnahmenpaket Investitionen in generative KI in Höhe von rund 4 Milliarden Euro ermöglichen und eine weitere Förderung öffentlicher und privater Investitionen in Start-ups und Scale-ups im Bereich der KI ist unter anderem durch Risikokapital- oder Eigenkapitalunterstützung vorgesehen. Diese Maßnahmen sind dabei lediglich kleine Rädchen auf dem Weg zum großen Ziel einer umfassenden digitalen Transformation. Hierfür hat die Europäische Kommission die sogenannte „digitale Dekade“ ausgerufen, die konkrete Vorgaben und Ziele für den digitalen Wandel in Europa bis zum Jahr 2030 vorgibt.
Wie es sich für die EU gehört, lässt sie es sich nicht nehmen, in diesem Rahmen eine Welle an Gesetzen zu initiieren beziehungsweise zu verabschieden, welche die digitale Transformation ermöglichen beziehungsweise regulieren sollen. Dazu gehören der Data Act, der Digital Services Act, der Digital Operations Resilience Act oder auch der Cyber Resilience Act, um nur einige zu nennen. Es wird somit kaum großes Erstaunen hervorrufen, dass auch für die Regulierung von KI ein eigenes Gesetz entwickelt wurde, nämlich der Artificial Intelligence Act (AI Act), zu Deutsch KI-Verordnung. Nachdem sich auf dieses Gesetz geeinigt wurde, steht noch die Veröffentlichung und das Inkrafttreten aus.
AI Act soll die Sicherheit für die Bevölkerung gewährleisten
Der AI Act soll zum einen dafür Sorge tragen, dass die Möglichkeiten von KI-Systemen großflächig nutzbar werden, dennoch gleichzeitig die Sicherheit für die Bevölkerung bewahrt wird. Ein erklärtes Ziel ist dabei, Vertrauen in diese Technologie zu schaffen, denn jenseits der Phantasmen von Hollywood-Schreibern gibt es sehr konkrete Vorbehalte und berechtigte Sorgen im Rahmen des Umgangs mit künstlicher Intelligenz.
Eine wesentliche Befürchtung ist die Möglichkeit, dass KI-Systeme von außen manipuliert werden. Das Problem menschlichen Eingreifens ist selbstverständlich nichts Neues, ein besonderes Gefährdungspotenzial besteht bei KI-Systemen dennoch. KI ist gerade zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht perfekt, es ist von außen betrachtet faktisch nicht möglich nachzuvollziehen, wie ein KI-System konkret zu einem bestimmten Ergebnis gelangt, und gleichzeitig ist vorherzusehen, dass in der Zukunft viele Entscheidungen zumindest KI-unterstützt getroffen werden.
Gerade in Bereichen, die eine besondere Sicherheitsrelevanz aufweisen, birgt der Einsatz von KI auch bedeutende Risiken. Weiter sieht insbesondere die Kunstindustrie die Gefahr, dass KI-Systeme in einen Verdrängungswettbewerb mit Menschen treten könnten, der potenziell von Letzteren verloren werden könnte.
Warum machen wir also ein solches Aufheben um eine labil anmutende Technologie? Nun, wie so oft liegt es daran, dass die Vorteile die Nachteile überwiegen (könnten). Bereits jetzt ist es grundsätzlich möglich, große Datenmengen mit KI-Einsatz auszuwerten, was beispielsweise helfen kann, die Prognose von Stromverbräuchen und somit der nötigen Energieerzeugung in der Zukunft zu erleichtern. KI kann zudem bestimmte manuelle Tätigkeiten automatisieren, womit die frei werdende Arbeitskraft weiter für wertschöpfende Tätigkeiten eingesetzt werden könnte, und KI kann zur Steuerung des Stromnetzes dienen, was sich positiv auf die Stabilität auswirken könnte. Die Anwendungsfelder sind also zu spannend, um die Potenziale von KI einfach links liegen zu lassen.
Was soll uns also der AI Act bringen? Zunächst sieht dieses Gesetz Pflichten für Unternehmen vor, die KI-Systeme nutzen. Dabei sind die Anforderungen umso höher, je risikoreicher das KI-System ist. Gerade das kann jedoch Unternehmen, die sich bereits heute mit der Thematik auseinandersetzen und eine KI-Compliance aufbauen, helfen, einen Wettbewerbsvorteil zu erlangen. Jetzt werden die Grundlagen dafür geschaffen, eine einsatzbereite KI zu haben, während die Konkurrenz, sobald der AI Act anwendbar ist, von den für sie „neuen“ regulatorischen Anforderungen überrascht sein wird.
Alles in allem bleibt die Vorstellung eines die Menschheit vernichtenden Killer-Computers (vorerst) ein Fall für Science-Fiction-Autoren. Dennoch steht die Welt nicht still und technologische Entwicklungen sind selten aufzuhalten. Es wird demnach kein Weg daran vorbeiführen, dass sich jedes Unternehmen − eher früher als später − mit dem Einsatz von KI-Systemen auseinandersetzen muss. Wer das tut, wird aller Wahrscheinlichkeit nach die Mitbewerber abhängen, die den Wandel verschlafen haben. Dieser Gedanke ist doch erfreulicher als Arnold Schwarzenegger in einer Lederjacke.
* Thomas Schmeding, Rechtsanwalt, Becker Büttner Held, Hamburg
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Dienstag, 18.06.2024, 09:05 Uhr
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