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Enerige & Management > Kernkraft - Rechnungsprüfer kritisieren Atomprogramm
Quelle: Shutterstock / Vaclav Volrab
KERNKRAFT:
Rechnungsprüfer kritisieren Atomprogramm
Der französische Rechnungshof warnt davor, die Risiken, die mit dem Bau neuer Atomkraftwerke verbunden sind, auf die leichte Schulter zu nehmen.
 
Die Regierung in Paris hatte 2022 den Bau von drei Mal zwei Reaktoren vom Typ EPR 2 für die nächsten Jahre angekündigt. Das neue Nuklearprogramm bewege sich zwar in einem günstigen internationalen Umfeld und die französische Nuklearindustrie habe sich in den letzten Jahren neu aufgestellt, schreiben die Rechnungsprüfer der Republik. Ihre Empfehlung aus dem Jahr 2020, „alle Erfahrungen mit der Druckwasserreaktor-Baureihe EPR in Frankreich und im Ausland, den fertiggestellten und im Bau befindlichen Anlagen“, mit allen Beteiligten auszuwerten, sei jedoch noch nicht vollständig umgesetzt worden. Vorher sollten keine neuen Projekte dieser Art begonnen werden.

Die Rechnungsprüfer hatten dem Betreiber EDF 2020 außerdem empfohlen, eine Wirtschaftlichkeitsrechnung für den Reaktor Flamanville 3 und den EPR 2 durchzuführen. Darauf warte man bis heute, heißt es in dem Bericht. Die eigenen Berechnungen des Rechnungshofes hätten eine „nur mittelmäßige Rentabilität“ ergeben, deutlich unterhalb der durchschnittlichen Rentabilität des Eigenkapitals von EDF. Im Programm zum Bau der neuen EPR-2-Reaktoren vermisst der Rechnungshof zudem eine Fortschreibung, die neue Kostenelemente, insbesondere die bereits eingetretenen Verzögerungen, einkalkuliert. Die Wirtschaftlichkeit des Programms bleibe damit weiter unbekannt, zumal auch die Finanzierungsbedingungen noch nicht geklärt seien. Danach benötige die EU-Kommission mindestens ein Jahr, um die Finanzierung zu genehmigen.

Die damit verbundenen Unsicherheiten erhöhten die Risiken für Investoren und die Industrie. „Die Akkumulation der Risiken und Zwänge kann dazu führen, dass das EPR-2-Programm scheitert“, heißt es in dem Bericht des Hofes. Das sei auch ein Problem für den Staat als Aktionär der EDF, die obendrein hoch verschuldet sei.

Erhebliche Kostenüberschreitungen

Das EPR-2-Programm bleibe gekennzeichnet von Verzögerungen und fehlenden Kostenschätzungen. Außerdem gebe es keinen Plan zur Finanzierung. Der Hof empfiehlt deswegen dringend, keine Investitionsentscheidung zu treffen, bevor alle offenen Fragen geklärt sind und die Finanzierung gesichert ist.

Die Reaktoren vom Typ EPR, die in Finnland und China betrieben würden, seien technisch anfällig, und auch auf der Baustelle in Hinkley Point (England) sei es zu erheblichen Kostenüberschreitungen gekommen. Das beeinträchtigte die Glaubwürdigkeit auch des EPR-2-Programms.

Neue Projekte im Ausland sollten deswegen nur in Angriff genommen werden, wenn sich bezifferbare Synergien ergeben und das EPR-2-Programm im Inland dadurch nicht verzögert werde.
 

Tom Weingärtner
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Freitag, 17.01.2025, 10:37 Uhr

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