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E&M VOR 20 JAHREN:
Optimistischer Blick auf den Emissionshandel
Zu Beginn der 2000er-Jahre entwickelte sich die Carbon Expo in Köln zum wichtigsten Treffpunkt der Vertreter marktwirtschaftlich basierter Klimaschutzinstrumente in Deutschland.
Im Jahr 2005 fand die zweite Ausgabe der Carbon Expo in Köln statt. Die internationale Messe mit Konferenz hatte vor allem
die flexiblen Mechanismen des Kyoto-Protokolls im Fokus. Es ging dabei um die Finanzierung von Klimaschutzprojekten in Schwellen-
und Entwicklungsländern - und zunehmend auch um den EU-Emissionshandel. Dieser hatte zunächst vor allem Kritiker aus der Industrie
auf den Plan gerufen, aber auch die Fantasie so mancher Commodity-Händler beflügelt. Im Vorfeld der Veranstaltung wurde jedoch
deutlich, dass es noch an Liquidität im Markt fehlte.
E&M-Redakteur Fritz Wilhelm berichtete damals über den nationalen, europäischen und globalen Emissionshandel.
Insgesamt 27 Gastländer werben bei der diesjährigen Emissionshandelsmesse Carbon Expo um Investoren für Projekte im Rahmen der Clean Development Mechanism (CDM) und Joint Implementation (JI). Die Teilnahme von 25 dieser Gastländer an der Expo ist von der Weltbank gesponsert. Eine Bedingung war allerdings, dass sie mindestens zwei Projekte auf der so genannten Project-Design-Document-Stufe (PDD) im Gepäck haben, die also im Grunde nur noch einer Validierung bedürfen, bevor sie registriert werden und Emissionsreduktionszertifikate generieren können. Zweite Bedingung: Die Länder müssen jeweils zehn weitere Projekte vorstellen, die sich jedoch noch in einer weniger fortgeschrittenen Entwicklungsphase befinden dürfen.
Bemüht, mit der Messe den Besuchern möglichst auch eine kommerzielle Plattform zu bieten, haben sich die Macher der Carbon Expo in diesem Jahr etwas Besonderes einfallen lassen. „Wir werden ein Bulletin Board für PDDs haben, von dem man die wichtigsten Informationen zu einem Projekt ablesen kann“, erläutert Robert Dornau, freier Berater im Klimaschutz und beim Mitveranstalter Weltbank als Konferenzdirektor für die Carbon Expo unter Vertrag. Der fachkundige Interessent werde sich unter anderem ein Bild davon machen können, welche Minderungsmengen in wie vielen Jahren vermutlich anfallen werden, und natürlich auch erfahren, welchen Mindestpreis sich der Verkäufer für die Emissionsreduktionen vorstellt. Erste Verhandlungen könnten vor diesem Hintergrund auf der Messe schon geführt werden.
Doch derzeit ist der Weg zum genehmigten CDM-Projekt eher holprig. „Es mangelt nicht an Ideen, nicht an Planern und auch nicht an Investoren“, weiß Dornau. „Eine ganze Menge Projekte ist in der Pipeline, von denen etwa 85 ihre Validierungsphase schon fast abgeschlossen haben.“ Außerdem stünden noch über 300 Projekte auf der PDD-Stufe in der Warteschlange. Registriert seien allerdings erst ganze vier. Die eigentliche Hürde sei das Genehmigungsverfahren selbst.
Langwierige Genehmigungsverfahren im CDM-Mechanismus
In den letzten Wochen war häufiger in der Öffentlichkeit Kritik am Clean Development Mechanism zu vernehmen. Insbesondere während der Klimakonferenz in Buenos Aires wurden Stimmen laut, das Genehmigungsverfahren sei zu kompliziert und dauere zu lange. „Man muss natürlich auch dem CDM Executive Board und den unterstützenden Gremien die Möglichkeit geben, intensiver, das heißt Vollzeit, an den Verfahren zu arbeiten und nicht nur in ein paar über das Jahr verteilten Sitzungen“, gibt Dornau zu bedenken. Eine ausreichende finanzielle Ausstattung wäre hierfür eine wichtige Voraussetzung. Denn die Mitglieder der das Executive Board unterstützenden Experten-Panels, zum Beispiel für neue Methodologien, erhalten eine Vergütung nach UN-Tarif, der deutlich unter dem liegen dürfte, was Experten in der Wirtschaft oder auch in der politischen Lobbyarbeit verdienen können.
Verschiedene Reformvorschläge von Seiten der CDM-Gastländer und auch der vereinten Nationen werden derzeit diskutiert. Allzu viel Zeit dürfen sich die Beteiligten allerdings nicht lassen, denn der Bedarf an Zertifikaten aus CDM-Projekten ist groß.
Einer der größten Nachfrager ist Japan – zum einen der japanische Staat selbst, um noch eine realistische Chance zu haben, seine Kioto-Verpflichtung zu erfüllen, zum anderen aber auch japanische Unternehmen, die versuchen, bei ihren Kunden mit der Vermarktung ihrer sozialen Verantwortung zu punkten. Experten gehen davon aus, dass immer mehr Industriestaaten – die Niederlande haben sich bereits positioniert – mit näher rückender Kioto-Zielperiode Japans Beispiel folgen werden.
Damit CDM-Projekte für die Industrie interessant bleiben, muss der Genehmigungsprozess jedoch kalkulierbar sein. Und für die Messe, die sich auch als Plattform für die Anbahnung und den Abschluss von tatsächlichen Geschäften sieht, kann es nur von Vorteil sein, wenn die Marktteilnehmer wissen, woran sie sind und die Genehmigungsprozedur nicht den verlässlichen politischen Rahmen überschreitet. Dieser ist für die Anrechnung der Emissionsreduktionen derzeit lediglich bis zum Jahr 2012 festgesteckt.
EU-Emissionshandel offen für Zertifikate aus CDM-Projekten
Auf Impulse vom Markt für Joint Implementation-Projekte braucht Dornau in nächster Zeit noch nicht zu hoffen. „Hier gibt es bisher nicht einmal ein Gremium, wie das Executive Board beim CDM.“ Detaillierte Regeln für die Durchführung von JI-Projekten seien in der Vergangenheit nicht von der UN, sondern von zum Beispiel den Niederlanden im Rahmen des ERUPT–Tenders aufgestellt worden. Die Notwendigkeit, die Regeln für JI auf UN-Ebene klarzustellen und zu vereinheitlichen, sei damit aber zumindest erkannt worden. Im letzten Jahr habe man sich dann in einem ersten Workshop in Russland geeinigt, einen Leitfaden für JI-Projekte zu schaffen.
Anders sieht es da beim EU-Emissionshandel aus. Tausende von Anlagenbetreibern, alles potenzielle Händler, sind davon betroffen und der Markt entwickelt sich Schritt für Schritt. Börsen und Handelsplätze bieten ihre Dienste an und tragen zur Transparenz des Marktes bei. Deshalb ist Dornau auch zuversichtlich, dass in diesem Jahr ein wesentlich höherer Anteil an Industrievertretern unter den erwarteten 1.000 Besuchern sein wird als im letzten Jahr.
Optimistisch stimmen ihn noch zwei weitere Eigenschaften des EU-Handelssystems: Zum einen können nach der so genannten Linking Directive die Zertifikate aus CDM-Projekten in das EU-Handelssystem eingeführt und zur Erfüllung von Reduktionsverpflichtungen verwendet werden. Zum anderen hat die EU den Handel mit Emissionsrechten zeitlich nicht begrenzt. „Bisher sind zwar nur zwei Handelsperioden bis 2012 festgelegt“, so Dornau. Genauso wenig, wie sich die EU bei ihren Entscheidungen habe davon beeindrucken lassen, dass wichtige Staaten das Kioto-Protokoll nicht unterzeichnet hatten, werde sie sich aber auch nach 2012 nicht aus dem Klimaschutz mit flexiblen Mechanismen zurückziehen, ist er sich sicher.
Die Veranstalter der Carbon Expo, die Koelnmesse, IETA und die Weltbank, haben sich jedoch erst einmal darauf verständigt, die Messe bis 2008 gemeinsam auszurichten.
E&M-Redakteur Fritz Wilhelm berichtete damals über den nationalen, europäischen und globalen Emissionshandel.
Insgesamt 27 Gastländer werben bei der diesjährigen Emissionshandelsmesse Carbon Expo um Investoren für Projekte im Rahmen der Clean Development Mechanism (CDM) und Joint Implementation (JI). Die Teilnahme von 25 dieser Gastländer an der Expo ist von der Weltbank gesponsert. Eine Bedingung war allerdings, dass sie mindestens zwei Projekte auf der so genannten Project-Design-Document-Stufe (PDD) im Gepäck haben, die also im Grunde nur noch einer Validierung bedürfen, bevor sie registriert werden und Emissionsreduktionszertifikate generieren können. Zweite Bedingung: Die Länder müssen jeweils zehn weitere Projekte vorstellen, die sich jedoch noch in einer weniger fortgeschrittenen Entwicklungsphase befinden dürfen.
Bemüht, mit der Messe den Besuchern möglichst auch eine kommerzielle Plattform zu bieten, haben sich die Macher der Carbon Expo in diesem Jahr etwas Besonderes einfallen lassen. „Wir werden ein Bulletin Board für PDDs haben, von dem man die wichtigsten Informationen zu einem Projekt ablesen kann“, erläutert Robert Dornau, freier Berater im Klimaschutz und beim Mitveranstalter Weltbank als Konferenzdirektor für die Carbon Expo unter Vertrag. Der fachkundige Interessent werde sich unter anderem ein Bild davon machen können, welche Minderungsmengen in wie vielen Jahren vermutlich anfallen werden, und natürlich auch erfahren, welchen Mindestpreis sich der Verkäufer für die Emissionsreduktionen vorstellt. Erste Verhandlungen könnten vor diesem Hintergrund auf der Messe schon geführt werden.
Doch derzeit ist der Weg zum genehmigten CDM-Projekt eher holprig. „Es mangelt nicht an Ideen, nicht an Planern und auch nicht an Investoren“, weiß Dornau. „Eine ganze Menge Projekte ist in der Pipeline, von denen etwa 85 ihre Validierungsphase schon fast abgeschlossen haben.“ Außerdem stünden noch über 300 Projekte auf der PDD-Stufe in der Warteschlange. Registriert seien allerdings erst ganze vier. Die eigentliche Hürde sei das Genehmigungsverfahren selbst.
Langwierige Genehmigungsverfahren im CDM-Mechanismus
In den letzten Wochen war häufiger in der Öffentlichkeit Kritik am Clean Development Mechanism zu vernehmen. Insbesondere während der Klimakonferenz in Buenos Aires wurden Stimmen laut, das Genehmigungsverfahren sei zu kompliziert und dauere zu lange. „Man muss natürlich auch dem CDM Executive Board und den unterstützenden Gremien die Möglichkeit geben, intensiver, das heißt Vollzeit, an den Verfahren zu arbeiten und nicht nur in ein paar über das Jahr verteilten Sitzungen“, gibt Dornau zu bedenken. Eine ausreichende finanzielle Ausstattung wäre hierfür eine wichtige Voraussetzung. Denn die Mitglieder der das Executive Board unterstützenden Experten-Panels, zum Beispiel für neue Methodologien, erhalten eine Vergütung nach UN-Tarif, der deutlich unter dem liegen dürfte, was Experten in der Wirtschaft oder auch in der politischen Lobbyarbeit verdienen können.
Verschiedene Reformvorschläge von Seiten der CDM-Gastländer und auch der vereinten Nationen werden derzeit diskutiert. Allzu viel Zeit dürfen sich die Beteiligten allerdings nicht lassen, denn der Bedarf an Zertifikaten aus CDM-Projekten ist groß.
Einer der größten Nachfrager ist Japan – zum einen der japanische Staat selbst, um noch eine realistische Chance zu haben, seine Kioto-Verpflichtung zu erfüllen, zum anderen aber auch japanische Unternehmen, die versuchen, bei ihren Kunden mit der Vermarktung ihrer sozialen Verantwortung zu punkten. Experten gehen davon aus, dass immer mehr Industriestaaten – die Niederlande haben sich bereits positioniert – mit näher rückender Kioto-Zielperiode Japans Beispiel folgen werden.
Damit CDM-Projekte für die Industrie interessant bleiben, muss der Genehmigungsprozess jedoch kalkulierbar sein. Und für die Messe, die sich auch als Plattform für die Anbahnung und den Abschluss von tatsächlichen Geschäften sieht, kann es nur von Vorteil sein, wenn die Marktteilnehmer wissen, woran sie sind und die Genehmigungsprozedur nicht den verlässlichen politischen Rahmen überschreitet. Dieser ist für die Anrechnung der Emissionsreduktionen derzeit lediglich bis zum Jahr 2012 festgesteckt.
EU-Emissionshandel offen für Zertifikate aus CDM-Projekten
Auf Impulse vom Markt für Joint Implementation-Projekte braucht Dornau in nächster Zeit noch nicht zu hoffen. „Hier gibt es bisher nicht einmal ein Gremium, wie das Executive Board beim CDM.“ Detaillierte Regeln für die Durchführung von JI-Projekten seien in der Vergangenheit nicht von der UN, sondern von zum Beispiel den Niederlanden im Rahmen des ERUPT–Tenders aufgestellt worden. Die Notwendigkeit, die Regeln für JI auf UN-Ebene klarzustellen und zu vereinheitlichen, sei damit aber zumindest erkannt worden. Im letzten Jahr habe man sich dann in einem ersten Workshop in Russland geeinigt, einen Leitfaden für JI-Projekte zu schaffen.
Anders sieht es da beim EU-Emissionshandel aus. Tausende von Anlagenbetreibern, alles potenzielle Händler, sind davon betroffen und der Markt entwickelt sich Schritt für Schritt. Börsen und Handelsplätze bieten ihre Dienste an und tragen zur Transparenz des Marktes bei. Deshalb ist Dornau auch zuversichtlich, dass in diesem Jahr ein wesentlich höherer Anteil an Industrievertretern unter den erwarteten 1.000 Besuchern sein wird als im letzten Jahr.
Optimistisch stimmen ihn noch zwei weitere Eigenschaften des EU-Handelssystems: Zum einen können nach der so genannten Linking Directive die Zertifikate aus CDM-Projekten in das EU-Handelssystem eingeführt und zur Erfüllung von Reduktionsverpflichtungen verwendet werden. Zum anderen hat die EU den Handel mit Emissionsrechten zeitlich nicht begrenzt. „Bisher sind zwar nur zwei Handelsperioden bis 2012 festgelegt“, so Dornau. Genauso wenig, wie sich die EU bei ihren Entscheidungen habe davon beeindrucken lassen, dass wichtige Staaten das Kioto-Protokoll nicht unterzeichnet hatten, werde sie sich aber auch nach 2012 nicht aus dem Klimaschutz mit flexiblen Mechanismen zurückziehen, ist er sich sicher.
Die Veranstalter der Carbon Expo, die Koelnmesse, IETA und die Weltbank, haben sich jedoch erst einmal darauf verständigt, die Messe bis 2008 gemeinsam auszurichten.

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Samstag, 26.04.2025, 15:09 Uhr
Samstag, 26.04.2025, 15:09 Uhr
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