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Enerige & Management > Fusion - OMV und Adnoc gründen Polyolefin-Powerhouse
Quelle: Fotolia / MR
FUSION:
OMV und Adnoc gründen Polyolefin-Powerhouse
Die künftige Borouge Group International hat einen Unternehmenswert von 57 Milliarden Euro. Sie erzeugt 12,2 Millionen Tonnen Polyolefine und 11,4 Millionen Tonnen Olefine pro Jahr.
 
 
Der österreichische Öl-, Gas- und Chemiekonzern einigte sich mit der Abu Dhabi National Oil Company (Adnoc) auf die Bildung des nach seinen Angaben viertgrößten Polyolefinerzeugers der Welt. Dieser soll den Namen „Borouge Group International“ tragen und aus der OMV-Tochter Borealis sowie der Borouge, die mehrheitlich der Adnoc gehört, bestehen. Geplant ist, die Transaktion im ersten Quartal 2026 abzuschließen. Ebenfalls in die Borouge Group International eingebracht wird die Nova Chemicals mit Sitz in den USA. Sie gehört der Mubadala, einer staatlichen Investmentgesellschaft Abu Dhabis. Mit dieser hat die Adnoc vereinbart, die Nova Chemicals um 13,4 Milliarden US-Dollar (rund 12,8 Milliarden Euro) im ersten Quartal 2026 zu übernehmen.

Laut der OMV hätte eine bereits bestehende Borouge Group International „zwischen 2020 und 2024 ein durchschnittliches EBITDA von 4,5 Milliarden US-Dollar (4,3 Milliarden Euro, Anm.) und eine EBITDA-Marge von 26 Prozent erzielt“. Die Produktionskapazität des neuen Unternehmens wird mit 12,2 Millionen Tonnen an Polyolefinen und 11,4 Millionen Tonnen an Olefinen pro Jahr beziffert, die Zahl der Beschäftigten mit „mehr als 11.000“.

OMV-Generaldirektor Alfred Stern konstatierte bei einer virtuell abgehaltenen Pressekonferenz am 4. März, das künftige „Polyolefin-Powerhouse“ werde einen Unternehmenswert von umgerechnet etwa 57 Milliarden Euro aufweisen. Stern bezeichnete die Schaffung der Borouge Group International als „hervorragende Gelegenheit. Diese hilft uns, unsere Strategie im Chemiesektor fortführen“.

2,1 Milliarden Euro Mindestdividende

Laut Stern führt die OMV der neuen Gesellschaft über ihren 75-Prozent-Anteil an der Borealis hinaus 1,6 Milliarden Euro an Barmitteln zu. In der Folge sind sie und die Adnoc zu jeweils 46,94 Prozent an der Borouge Group International beteiligt. Die verbleibenden 6,2 Prozent werden an der Wertpapierbörse ADX in Abu Dhabi und voraussichtlich ab 2027 auch an der Wiener Börse gehandelt. Ihren Anteil an der Borouge Group International wird die Adnoc über die XRG halten, eine Ende November 2024 von ihr gegründete Investmentgesellschaft, deren Unternehmenswert sie mit rund 76 Milliarden Euro angibt. An der OMV ist die Adnoc mit 24,9 Prozent beteiligt. Hauptaktionär der OMV ist die Republik Österreich mit 31,5 Prozent.

Geplant ist, dass die Borouge Group International ihren beiden Haupteigentümern eine jährliche Mindestdividende von 2,1 Milliarden Euro bezahlt, davon rund 950 Millionen Euro an die OMV. Ferner ist die Rede von einem jährlichen „EBITDA-Synergiepotenzial“ von rund 480 Millionen Euro. Etwa 75 Prozent davon sollen in den ersten drei Jahren nach der Gründung des neuen Polyolefin-Riesen realisiert werden.

Die Frage, was das für die Beschäftigten heißt und ob Arbeitsplätze verloren gehen, beantwortete Stern zurückhaltend. Es gelte, die Unternehmensprozesse zu durchleuchten. Erst dann lasse sich Näheres zu dieser Thematik sagen.

„Überzeugende industrielle Logik“

Stern versicherte, die Borealis, die Borouge und die Nova Chemicals ergänzten einander geradezu ideal. Sie hätten führende Stellungen in ihren jeweiligen Märkten in Europa, im Mittleren Osten sowie in Nordamerika: „Es hat eine überzeugende industrielle Logik, diese Unternehmen zu vereinen.“

Die OMV und die Adnoc hatten über die Zusammenlegung der Borealis und der Borouge seit Anfang Juli 2023 verhandelt. Anfang 2024 war von einem bevorstehenden erfolgreichen Abschluss die Rede. Im Lauf des vergangenen Jahres gab es immer wieder Gerüchte um Unstimmigkeiten, insbesondere zwischen Vertretern der Adnoc im Aufsichtsrat der OMV und Daniela Vlad, die damals im Vorstand der OMV das Chemiegeschäft verantwortete. Wie üblich, kommentierte der Konzern diese angeblichen Vorgänge nicht. Wie berichtet, zog sich Vlad mit Ende Februar aus der OMV zurück.

Stern ging bei der Pressekonferenz nicht auf die Details des Verhandlungsprozesses ein. Er beschied sinngemäß, die Gespräche seien von hoher strategischer Bedeutung für sein Unternehmen und daher entsprechend heikel gewesen. Überdies hätten geopolitische und weltwirtschaftliche Verwerfungen die Verhandlungen beeinflusst.
 

Klaus Fischer
© 2025 Energie & Management GmbH
Dienstag, 04.03.2025, 11:42 Uhr

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