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Enerige & Management > Bilanz - OMV: Mehr Gewinn durch weniger Steuern
Quelle: Fotolia / alexmat46
BILANZ:
OMV: Mehr Gewinn durch weniger Steuern
Der Umsatz des österreichischen Öl-, Gas- und Chemiekonzerns war 2024 um 14 Prozent niedriger als 2023. Aber auch die Steuerquote sank, womit sich ein höherer Gewinn ausweisen lässt.
 
 
Der österreichische Öl-, Gas- und Chemiekonzern OMV erwirtschaftete 2024 einen Umsatz von rund 33,98 Milliarden Euro, 13,9 Prozent weniger als 2023. Zwar erhöhte sich der Gewinn („Periodenüberschuss“) um rund 5,6 Prozent auf 2,02 Milliarden Euro. Doch ist dies im Wesentlichen auf die geringere Steuerquote des Konzerns von 52 Prozent zurückzuführen. Zum Vergleich: Im Jahr 2023 hatte sich die Steuerquote der OMV auf 58 Prozent belaufen.

Operativ lief das Geschäft dagegen weniger gut. Das operative Ergebnis des Konzerns verringerte sich um 18,6 Prozent auf 4,25 Milliarden Euro. Im Bereich „Fuels & Feedstock“, der insbesondere die Raffinerien und die Tankstellen umfasst, ging das operative Ergebnis um 57,6 Prozent auf 709 Millionen Euro zurück.

Im Bereich Energy sank es um 15 Prozent auf 3,21 Milliarden Euro. Einzig die Chemiesparte hatte ein kräftiges Plus zu verbuchen: Operativ erzielte die OMV in diesem Bereich einen Gewinn von 404 Millionen Euro, nachdem sie 2023 einen Verlust von 120 Millionen Euro zu verkraften hatte.

„Gutes Ergebnis in schwierigem Umfeld“

Generaldirektor Alfred Stern zeigte sich bei der Bilanzpressekonferenz am 4. Februar in Wien dennoch zufrieden. Er sprach von einem „guten Ergebnis in einem schwierigen Umfeld“. Vor allem die gesunkenen durchschnittlich realisierten Öl- und Gaspreise sowie die schwache Konjunktur hätten der OMV zu schaffen gemacht. Den von ihr 2024 erzielten durchschnittlichen Ölpreis beziffert die OMV im Quartalsbericht mit 77,5 US-Dollar/Barrel, um 2 Prozent weniger als 2023.

Ihr durchschnittlicher Gaspreis wiederum belief sich auf 25 Euro/MWh, was einen Rückgang um 14 Prozent bedeutet. Um 3 Prozent gestiegen sind dagegen die Produktionskosten für Kohlenwasserstoffe, die sich auf etwa 10 US-Dollar/Barrel beliefen.

Die positive Entwicklung des Chemiebereichs begründete Stern mit dem höheren Ergebnisbetrag des Kunststoffkonzerns Borealis und seiner Joint Ventures aufgrund des besseren Polyolefingeschäfts. Dieser belief sich auf insgesamt 427 Millionen Euro, nachdem er 2023 etwa 28 Millionen Euro betragen hatte. Die OMV ist an der Borealis mit 75 Prozent beteiligt.

Stern konstatierte, das um Lagerhaltungseffekte bereinigte operative Ergebnis vor Sondereffekten der OMV sei mit 5,14 Milliarden Euro zwar um 14,6 Prozent niedriger ausgefallen als 2023. Es handle sich aber um den vierthöchsten derartigen Wert der Unternehmensgeschichte.

Von Russland nach Rumänien

Zum Ende der Geschäftsbeziehungen mit Russland erläuterte Stern, der bis 2040 laufende Take-or-Pay-Vertrag mit der Gazprom sei am 11. Dezember 2024 wegen „wesentlicher Vertragsverletzungen“ gekündigt worden. Ihre von einem Schiedsgericht festgestellten Schadenersatzansprüche gegenüber dem russischen Konzern von netto 210 Millionen Euro habe die OMV in der Jahresbilanz 2024 als positiven Sondereffekt verbucht.

Einmal mehr bekräftigte Stern, die OMV könne ihre Kunden mittlerweile ohne Lieferungen aus Russland mit Gas versorgen: „Dank unseres diversifizierten Gas-Portfolios sind wir besser positioniert als je zuvor. Mit unserem weitgefächerten Angebot kommen wir unserer Verantwortung nach, Versorgungssicherheit für unsere Kunden zu gewährleisten.“

Der Versorgungssicherheit diene nicht zuletzt das Projekt Neptun Deep im rumänischen Teil des Schwarzen Meeres, wo die Gasförderung 2027 beginnen soll. Mittlerweile seien rund 90 Prozent der Aufträge vergeben. Bei festgestellten Vorkommen von etwa 100 Milliarden Kubikmetern könnten jährlich rund 7 bis 8 Milliarden Kubikmeter gefördert werden. Rumänien werde damit zum größten Gasproduzenten der EU.

Stern zufolge betrachtet die OMV Erdgas als „Brückentechnologie“, die noch bis etwa 2050 benötigt wird. Die Politik sei daher aufgerufen, für die Erschließung „heimischer Gasfelder“ in Österreich sowie in der gesamten EU bessere Investitionsanreize als bisher zu bieten.
 

Klaus Fischer
© 2025 Energie & Management GmbH
Dienstag, 04.02.2025, 15:14 Uhr

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