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Enerige & Management > Österreich - OMV: Kein abrupter Ausstieg aus Öl und Gas
Quelle: Pixabay / Jürgen Sieber
ÖSTERREICH:
OMV: Kein abrupter Ausstieg aus Öl und Gas
Der österreichische Konzern will bis 2050 klimaneutral werden. Die nötigen Investitionen bedürfen aber der Einnahmen aus dem traditionellen Geschäft, hieß es bei der Hauptversammlung.
 
 
Ein „abrupter Ausstieg“ aus dem Öl- und Gasgeschäft kommt für die OMV nicht in Frage. Das betonte der Generaldirektor des österreichischen Öl-, Gas- und Chemiekonzerns, Alfred Stern, bei dessen Hauptversammlung am 28. Mai in Wien. Stern erläuterte, die OMV halte an dem Ziel fest, ihre Netto-Emissionen an Treibhausgasen bis 2050 auf Null zu senken.

Das bedürfe allerdings „signifikanter Invesitionen. Diese müssen finanziert werden.“ Aus diesem Grund müsse die OMV ihre „traditionellen Geschäftsbereiche“ fortführen. Auf absehbare Zeit werde es weiterhin „Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren, Heizungen mit Gas oder Öl, Flugzeuge mit Kerosin sowie Stromerzeugung mit Gas“ geben. Die OMV sei entschlossen, sich als „zuverlässiger, hochqualifizierter und wettbewerbsfähiger Lieferant“ der diesbezüglichen Energieträger zu erweisen, betonte Stern.

Wie er ergänzte, plant die Konzernführung, gleichzeitig „profitable neue Geschäftsfelder“ aufzubauen. Dies betrifft laut Stern etwa die Erzeugung und Vermarktung von „Sustainable Aviation Fuels“ (SAF). Ihre derzeitige SAF-Produktion von rund 4.000 Tonnen pro Jahr will die OMV laut Stern bis 2030 auf jährliche 160.000 Tonnen steigern. Überdies plant sie, unter der Marke „OMV Emotion“ bis 2030 ein flächendeckendes Netz an Hochleistungs-Ladestationen für Elektrofahrzeuge aufzubauen. Rund 2.000 neue Ladepunkte sollen „in unserem europäischen Vertriebsnetz“ entstehen. Stern konstatierte, die OMV müsse „realistisch sein und sowohl auf erneuerbare Energien als auch auf fossile Brennstoffe setzen, um eine stabile Energieversorgung zu gewährleisten.“ Denn die Versorgungssicherheit für die Kunden habe „höchste Priorität.“

Rechtsstreit mit Gazprom

Unterdessen sind mit der russischen Gazprom rechtliche Auseinandersetzungen im Gange, berichtete Stern. Auf die Einleitung von Schiedsgerichtsverfahren durch die OMV habe die Gazprom mit mehreren Gegenklagen beim Handelsgericht St. Petersburg reagiert. Die OMV erachte diese Klagen als illegitim und erkenne den Gerichtsstand St. Petersburg nicht an: „Es wurde nämlich vertraglich geregelt, wie und wo mögliche Dispute auszutragen sind.“ Jedenfalls aber halte sich die OMV an geltendes Recht.

Der für den Geschäftsbereich Energy zuständige OMV-Vorstand Berislav Gaso ergänzte, der Konzern habe hinsichtlich seiner Aktivitäten in und mit Russland sämtliche notwendigen Schritte gesetzt, um seine Interessen zu wahren. In den Rechtsstreitigkeiten mit Gazprom werde die OMV von einer Londoner Anwaltskanzlei vertreten. Die bisherigen Anwaltskosten bezifferte Gaso mit rund einer Million Euro.

Da die EU bislang keine Sanktionen gegen den Import von Erdgas aus Russland verhängte, muss die OMV den bis 2040 laufenden Take-or-Pay-Vertrag (TOP-Vertrag) mit Gazprom einhalten, betonte Stern: „Das gilt grundsätzlich auch dann, wenn wir nicht immer zuverlässig mit Gas beliefert werden und wesentliche Risiken rund um die russischen Gaslieferungen bestehen. Ich kann Ihnen aber versichern, dass die OMV eine dezidierte Rechtsstrategie hat, um dieses Kapitel möglichst risikoarm für den Konzern abzuschließen.“ Aufgrund ihrer eigenen Produktion in Norwegen, von Lieferverträgen mit anderen Gasanbietern in Norwegen und Italien sowie der Reservierung der notwendigen Pipelinekapazitäten könne die OMV ihre Kunden auch ohne russisches Gas versorgen.

Energie-Vorstand Gaso bezeichnete den TOP-Vertrag zwischen der OMV und Gazprom als „völlig branchenüblich.“ Eine Klausel zum vorzeitigen Ausstieg enthält der Vertrag laut Gaso nicht, sehr wohl aber die Möglichkeit der Kündigung bei Vorliegen wichtiger Gründe. Aufsichtsratschef Lutz Feldmann berichtete auf Anfrage eines Aktionärs, er habe den TOP-Vertrag nicht gesehen, sei aber über dessen wesentlichste Inhalte informiert.

Störende Aktivisten

Die Anträge an die Hauptversammlung wurden sämtlich mit den notwendigen Mehrheiten beschlossen. Dies betraf unter anderem die Auszahlung einer regulären Dividende von 2,95 Euro je Aktie sowie einer Sonderdividende von 2,10 Euro. Durch eine Satzungsänderung besteht künftig die Möglichkeit, Hauptversammlungen bis einschließlich 2028 virtuell abzuhalten. Laut Generaldirektor Stern wird dies jedoch die Ausnahme bleiben: „Wir schätzen den Austausch mit unseren Aktionären.“

Vertreter von Umweltorganisationen störten den Ablauf der Hauptversammlung mehrmals. Unter anderem kritisierten sie die ihrer Ansicht nach klimapolitisch unzureichende Unternehmensstrategie der OMV und bezeichneten den Konzern lautstark als „Klimakiller“. Sicherheitskräfte beendeten die Störaktionen jeweils nach einigen Minuten und führten die Aktivisten aus dem Veranstaltungssaal.
 

Klaus Fischer
© 2024 Energie & Management GmbH
Mittwoch, 29.05.2024, 10:52 Uhr

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