
OMV-Generaldirektor Alfred Stern sprach von einer „außerordentlich starken Finanzkraft“ seines Unternehmens. Diese bilde die Grundlage für die weitere Geschäftsentwicklung sowie für die „progressive Dividendenpolitik“ des Konzerns. Stern zufolge plant der Vorstand, der Hauptversammlung 2023 für das Geschäftsjahr 2022 eine Sonderdividende von 2,25 je Aktie vorzuschlagen. Zur Einordnung: Für 2021 hatte die OMV eine Dividende von 2,30 Euro je Aktie bezahlt.
Stern ergänzte, die OMV habe sich ausreichende Erdgasmengen gesichert, um ihre Kunden im laufenden Gasjahr (1. Oktober 2022 bis einschließlich 30. September 2023) notfalls vollständig aus anderen Quellen als Russland versorgen zu können. Dabei handle es sich um Gas aus der eigenen Förderung in Norwegen ebenso wie um LNG, das über den Terminal Rotterdam sowie über italienische Anlandehäfen nach Österreich transportiert werden könnte. Zurzeit liefere der russische Gaskonzern Gazprom aber wie vorgesehen. Überdies habe die OMV ihre Gasspeicher zu 100 Prozent befüllt.
Investitionen statt Sondersteuern
Nicht sinnvoll wäre Stern zufolge, die OMV mit der Sicherstellung der Gasversorgung für alle österreichischen Kunden zu beauftragen. Haushalte beliefere sie ohnehin nicht. Ihr Anteil am Markt für andere Kunden, insbesondere Kraftwerksbetreiber und Industrieunternehmen, liege bei rund 45 Prozent. Eine Versorgung sämtlicher österreichischen Kunden lasse sich für die OMV nicht wirtschaftlich sinnvoll darstellen.
Ebenso abzulehnen ist laut Stern eine „Sondersteuer“ für Energieunternehmen, wie sie Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) kürzlich
angekündigt hatte. Stern argumentierte, die Energiepreise seien wegen der Unausgeglichenheit zwischen Angebot und Nachfrage
sehr hoch. Daher müsse das Angebot ausgeweitet werden, was Investitionen der Energieunternehmen bedinge. Noch heuer wolle
die OMV eine Probebohrung zur Erschließung eines Gasfelds im Weinviertel nordöstlich von Wien abteufen. Für Mitte 2023 sei
die finale Investitionsentscheidung hinsichtlich des Offshore-Gasfelds Neptun Deep im rumänischen Teil des Schwarzen Meeres
vorgesehen. Von der angekündigten Sonderdividende wiederum profitiere vor allem die staatliche Österreichische Beteiligungs-AG
(ÖBAG), der 31,5 Prozent der OMV gehören. Hinzu komme, dass die OMV nicht nur Dividenden und Steuern bezahle, sondern auch Förderzinsen für die Ausbeutung
ihrer Öl- und Gasfelder in Österreich. Und diese Zinsen hätten sich wegen der gestiegenen Preise für fossile Energieträger
kräftig erhöht.
Portfoliodebatten
Offen ließ Stern, ob eine Abspaltung des Geschäftsbereichs Exploration & Production geplant ist. Gerüchten zufolge ist ein
norwegisches Konsortium an der Übernahme dieses Bereichs interessiert. Stern zufolge gibt es in dieser Hinsicht „nichts Konkretes“.
Die Strategie der OMV sehe vor, diese langfristig in Richtung Kreislaufwirtschaft und Nachhaltigkeit auszurichten. Grundsätzlich
seien daher „Portfoliomaßnahmen, die diese Transformation beschleunigen“, interessant. Stichwort Portfoliomaßnahmen: Stern
bestätigte, dass sich die Eigentümerstruktur des Kunststoff- und Düngerkonzerns Borealis ändern könnte, an dem die OMV 75
Prozent hält. Der Minderheitseigentümer, die staatliche Investitionsgesellschaft Abu Dhabis, Mubadala, plant, ihren Anteil von 25
Prozent zu veräußern. Hinsichtlich des vorgesehenen neuen Eigentümers machte Stern keine Angaben.
Änderungen gibt es unterdessen im OMV-Vorstand. Die zurzeit für den Bereich Marketing & Trading verantwortliche Elena Skvortsova
verlässt den Konzern mit Monatsende. Ihre Agenden übernimmt Martijn van Koten, dem bereits derzeit der Bereich Refining untersteht.
Unter der Leitung Van Kotens werden die beiden Bereiche bis Jahresende unter der Bezeichnung „Fuels & Feedstock“ fusioniert
und in dieser Form ab Januar 2023 von ihm geführt.
Freitag, 28.10.2022, 14:29 Uhr