OMV-Generaldirektor Rainer Seele könnte den österreichischen Öl-, Gas- und Chemiekonzern vor Auslaufen seines Vertrags am
30. Juni 2022 verlassen. Gerüchten zufolge soll über seine Nachfolge im Sommer entschieden werden, eventuell sogar bereits
vor der Hauptversammlung am 2. Juni.
Gespräche zwischen der österreichischen Staatsholding ÖBAG, die 31,5 % der OMV hält, und der staatlichen Investmentgesellschaft
MPPH (Mubadala) aus Abu Dhabi, der 24,9 % gehören, sind dem Vernehmen nach im Gang. Die ÖBAG und die Mubadala sind durch einen
Syndizierungsvertrag zum gemeinsamen Agieren verpflichtet. Wie es heißt, soll Österreich eine rasche Lösung ohne langwierige
Kandidatensuche bevorzugen und daher eine Besetzung aus Reihen der OMV anstreben.
In Insiderkreisen sowie österreichischen Medien werden mittlerweile vor allem drei Namen kolporiert: Johann Pleininger, Alfred
Stern und Christina Verchere. Pleininger ist derzeit Seeles Stellvertreter als OMV-Vorstandschef. Er leitet das Upstream-Geschäft
(neuerdings „Exploration & Production“) und verbrachte sein gesamtes 44-jähriges Berufsleben in der OMV, wo er sich vom Lehrling
in die Chefetage vorarbeitete.
Pleiniger setzt auf Wasserstoff
Bereits wenige Tage, nachdem Seele angekündigt hatte, die Option auf Verlängerung seines Vertrags nicht wahrzunehmen, soll
sich Pleininger in Stellung gebracht und im Rahmen des einmal im Quartal stattfindenden „Upstream Circle“ eine Art „Antrittsrede“
als potenzieller neuer Konzernchef gehalten haben. Dabei habe er ein Programm für die ersten 100 Tage skizziert. Wie es heißt,
soll Pleininger verstärkt auf Themen wie Wasserstoff setzen.
Anders als das „OMV-Urgestein“ Pleininger gehört Stern dem Konzern erst seit 1. April dieses Jahres an. Er ist im OVM-Vorstand
für das neue Geschäftsfeld „Chemicals & Materials“ verantwortlich. Dieses besteht im Wesentlichen aus dem Düngemittel- und
Kunststoffkonzern Borealis, den Stern vor seinem Eintritt in den OMV-Vorstand leitete. Die OMV hatte 2020 ihren Anteil an
der Borealis von 36 % auf 75 % erhöht. Stern wird nachgesagt, die Unterstützung seines Vorgängers bei der Borealis, Mark Garrett,
zu genießen. Garrett ist seit vergangenem Jahr Aufsichtsratschef der OMV und bei der Mubadala bestens angeschrieben.
Verchere schließlich leitet seit drei Jahren den rumänischen Öl- und Gaskonzern Petrom, der zu 51 % der OMV und zu 21 % der
Republik Rumänien gehört. Ihr wird unter anderem zugute gehalten, im vergangenen Jahr ungeachtet der COVID-19-Pandemie rund
1,3 Mrd. Euro Nettogewinn erwirtschaftet zu haben.
Seele betonte anlässlich der Präsentation der Quartalszahlen der OMV am 29. April, er beabsichtige, bis zum Ende seiner Funktionsperiode
zu bleiben: „Verträge sind einzuhalten.“ Eine einvernehmliche Auflösung wäre indessen ohne Zweifel möglich. Wie es heißt,
beabsichtigt Seele, wieder nach Deutschland zurückzukehren – wann auch immer dies erfolgt. Als möglicher neuer Arbeitgeber
wird der Spezialchemiekonzern Covestro genannt.
Montag, 10.05.2021, 12:49 Uhr