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Enerige & Management > Gas - OMV-Generaldirektor klagt über EU-Regulatorik
Quelle: Katia Meyer-Tien
GAS:
OMV-Generaldirektor klagt über EU-Regulatorik
Vorgaben wie der Net Zero Industry Act beeinträchtigten laut Alfred Stern der OM die Attraktivität für die Versorgungssicherheit dringend nötiger Explorationsvorhaben im Erdgasbereich. 
 
Der österreichische Öl-, Gas- und Chemiekonzern OMV sieht sich mit einem „zunehmend herausfordernden Umfeld“ konfrontiert, klagte Generaldirektor Alfred Stern am 22. September im Klub der Wirtschaftspublizisten in Wien. Zu schaffen macht dem Unternehmen nicht zuletzt die Regulatorik der EU, erläuterte Stern. So zwinge etwa der Net Zero Industry Act Öl- und Erdgasversorger dazu, Projekte zur Abscheidung und unterirdischen Lagerung von CO2 (Carbon Capture and Storage, CCS) durchzuführen. Vorgaben wie diese machten sich verständlicherweise in den Preisen für diese Energieträger bemerkbar. Überdies beeinträchtigten sie die Attraktivität von Explorationsvorhaben.

Stern erinnerte beispielhaft daran, dass ursprünglich die US-amerikanische Exxon Mobil der Partner der OMV bei der Erschließung des Offshore-Gasfelds Neptun Deep im rumänischen Teil des Schwarzen Meeres war, dessen förderbares Volumen rund 100 Milliarden Kubikmeter beträgt: „Die Amerikaner konnten aber anderswo besser wirtschaften und haben ihren Anteil verkauft.“ Dieser belief sich auf 50 Prozent und wurde im Sommer 2022 um rund 1 Milliarde Euro von der staatlichen rumänischen Romgaz übernommen, die das Projekt seither mit der OMV vorantreibt. Der Beginn der kommerziellen Produktion ist für 2027 geplant.

Grundsätzliches Problem 

Laut Stern zeigt diese Begebenheit ein grundsätzliches Problem: Wer in Europa Gas- und Ölfördervorhaben durchführe und damit die Versorgungssicherheit verbessere, „wird bestraft, indem er zusätzliche Auflagen bekommt, die die Kostensituation verschlechtern“. Gefragt wäre laut Stern „etwas Pragmatismus“ und ein regulatorisches Umfeld zugunsten von „Wachstum, Innovationen und Investitionen“. Denn die EU werde noch bis Mitte des Jahrhunderts Erdgas benötigen, nicht zuletzt als „Brückentechnologie“ bei der angestrebten „Dekarbonisierung“. Umso wichtiger seien Investitionen in seine Förderung in Europa. 

Anders als vielerorts kolportiert, werde Neptun Deep „den Gasverbrauch in Europa ganz sicher nicht erhöhen. Es wird aber die Notwendigkeit von LNG-Importen verringern, und das sollten wir alle anstreben. Das hilft der Versorgungssicherheit, es ist volkswirtschaftlich vernünftiger, es ist umwelttechnisch besser“. Die „ideologische Diskussion“, in Europa die Förderung fossiler Energieträger grundsätzlich abzulehnen, führe nicht weiter: „Wir müssen in der EU aufpassen, dass wir nicht noch mehr abhängig von Energieimporten werden. 

Konzentration auf „konventionelle“ Gasfelder 

Stern ergänzte, die OMV habe hinsichtlich ihrer Gasaufbringung mittlerweile „das diversifizierteste Portfolio“ ihrer Konzerngeschichte. Die Anhängigkeit von Russland bestehe nicht mehr. Seit Ende 2024 und damit seit drei Quartalen versorge die OMV ihre Kunden ohne „Russengas“. Und ihre Explorationstätigkeit gehe weiter, in Europa, insbesondere im Südosten des Kontinents, in Österreich sowie in Norwegen. In Österreich beginne im kommenden Jahr die Förderung in Wittau Tief 2a, einem Feld etwa 40 Kilometer östlich von Wien, das rund 4,4 Milliarden Kubikmeter Gas enthält. Die OMV hatte diese Lagerstätte bei ihrem Auffinden im Juli 2023 bekanntlich als „größten Gasfund“ in Österreich seit 40 Jahren bezeichnet. In Norwegen habe die OMV im Sommer vergangenen Jahres das Feld Haydn/Monn entdeckt, das ihren damaligen Angaben zufolge bis zu 21 Milliarden Kubikmeter Erdgas enthalten könnte. 

Ihr rumänisches Tochterunternehmen OMV Petrom wiederum stieß südlich von Neptun Deep im bulgarischen Teil des Schwarzen Meeres auf das Feld Han Asparuh. Wie berichtet, konstatierte Berislav Gaso, der für den Geschäftsbereich Energy zuständige Vorstand der OMV bei deren Hauptversammlung Ende Mai, dieses Feld könnte von ähnlicher Größe wie Neptun Deep sein. 

Auf Anfrage der Redaktion teilte Stern mit, in Österreich werde sich die OMV auf „konventionelle“ Gasfelder wie Wittau Tief konzentrieren. Die Erschließung von Schiefergasvorkommen sei dagegen kein Thema. Ferner könnten für die Versorgung Europas grundsätzlich auch Vorkommen im Kaspischen Meer, in Nordafrika sowie im östlichen Teil des Mittelmeeres von Interesse sein – ob mit Beteiligung der OMV oder nicht. 

Aufhören, wenn es am schönsten ist 

Am Rande des Gesprächs ging Stern auf den am Wochenende bekannt gewordenen Fall eines OMV-Mitarbeiters ein, der für Russland spioniert haben soll. Laut Stern handelt es sich um einen langjährigen Beschäftigten, der keinerlei Führungstätigkeit ausübte. Die OMV habe sich mittlerweile von diesem getrennt. Sie kooperiere vollumfänglich mit den zuständigen Behörden und verfüge hinsichtlich des Zugangs zu sämtlichen sensiblen Daten über hoch entwickelte Sicherheitstechnik, die ständig aktuell gehalten und ausgebaut werde. 

Bekanntlich verlässt Stern den Konzern spätestens Ende August kommenden Jahres. Darauf angesprochen, erläuterte er, er habe die in seinem Vertrag vereinbarten Ziele im Wesentlichen erreicht: „Man soll aufhören, wenn es am schönsten ist.“
 

Klaus Fischer
© 2025 Energie & Management GmbH
Montag, 22.09.2025, 15:04 Uhr

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