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Enerige & Management > Gas - OMV: Erschließung von Neptun Deep im Plan
Quelle: Katia Meyer-Tien
GAS:
OMV: Erschließung von Neptun Deep im Plan
Die erste Förderbohrung im rumänischen Offshore-Gasfeld läuft seit März, hieß es bei der Hauptversammlung. Nach dem Russland-Ausstieg habe die OMV nun ihr bisher „bestes Gasportfolio“.
 
 
Der österreichische Öl-, Gas- und Chemiekonzern OMV ist hinsichtlich des Projekts Neptun Deep zur Förderung von Erdgas im rumänischen Teil des Schwarzen Meers sowohl zeitlich als auch budgetär im Plan. Das berichtete der Generaldirektor des Unternehmens, Alfred Stern, bei der Hauptversammlung des Unternehmens am 27. Mai in Wien. Stern zufolge teuft der Partner der OMV bei dem Vorhaben, die Romgaz, seit März die erste von zehn Förderbohrungen ab. Voraussichtlich beginnt die Gasproduktion 2027. Die förderbaren Reserven in dem Feld werden auf etwa 100 Milliarden Kubikmeter geschätzt, die notwendigen Investitionen auf vier Milliarden Euro. Davon entfallen rund zwei Milliarden Euro auf die OMV.

Neptun Deep ist damit laut Stern das derzeit größte Vorhaben zur Erschließung eines Offshore-Gasfelds in der EU und trägt wesentlich zur Verbesserung ihrer Versorgungssicherheit bei. Bis Ende 2024 investierte die OMV in Neptun Deep etwa 400 Millionen Euro. Stern zufolge setzen die OMV und Romgaz bei Neptun Deep überdies „neue Umweltstandards: Die CO2-Emissionen bei der Förderung liegen um das Achtfache unter dem Branchendurchschnitt“.

Ferner will die OMV laut Stern das im Juli 2023 aufgefundene Gasfeld Wittau-Tief 2a etwa 20 Kilometer östlich von Wien „konsequent erschließen“ und ihre Gasproduktion in Österreich um 50 Prozent erhöhen. Zurzeit liegt diese bei 350 Millionen Kubikmetern pro Jahr. Die Gasförderung beginnt laut dem Geschäftsbericht der OMV im kommenden Jahr. Wie berichtet, handelt es sich bei Wittau-Tief 2a mit einem förderbaren Volumen von etwa 4,4 Milliarden Kubikmetern um den „größten Gasfund“ der OMV in Österreich seit 40 Jahren. Zum Vergleich: Das Energieministerium gibt den Gasbedarf Österreichs für das Jahr 2024 mit rund 6,7 Milliarden Kubikmetern an.

Zweites Neptun Deep?

Stern konstatierte, Europa werde aller Voraussicht nach „auch noch 2050 Erdgas importieren“. Gas sei eine unverzichtbare Brückentechnologie auf dem Weg zur Klimaneutralität. Deshalb arbeite die OMV weiter an entsprechenden, auch längerfristig angelegten, Projekten. Eines davon bezieht sich auf das südlich von Neptun Deep gelegene Offshore-Gasfeld Han Asparuh im bulgarischen Teil des Schwarzen Meeres. Laut Berislav Gaso, dem für den Geschäftsbereich Energy zuständigen Vorstand der OMV, könnte dieses Feld ähnliche Dimensionen wie Neptun Deep aufweisen. Einen Zeitplan sowie mögliche Kosten hinsichtlich Han Asparuh nannte Gaso nicht.

Bezüglich eines Memorandums of Understanding zwischen der rumänischen OMV Petrom und der ukrainischen Naftogaz zur eventuellen Erschließung ukrainischer Gasvorkommen beschied Gaso, konkrete Pläne bestünden nicht. Langfristig lasse sich nichts ausschließen.

Stern zufolge will die OMV bis 2030 den Anteil von Erdgas an ihrer Kohlenwasserstoffproduktion auf rund 60 Prozent steigern. Zum Vergleich: Im ersten Quartal des heurigen Jahres belief sich dieser Anteil auf 42,6 Prozent.
  Bisher „bestes Gasportfolio“

Zum vorzeitigen Ausstieg der OMV aus dem bis 2040 laufenden Take-or-Pay-Vertrag mit der Gazprom Export am 11. Dezember 2024 erläuterte Stern, das russische Unternehmen sei „wegen mehrfacher und schwerwiegender Vertragsbrüche kein verlässlicher Partner“ mehr gewesen. Seit Ende 2024 unterhalte die OMV keine Geschäftstätigkeiten mehr in Russland. Dank der Diversifizierung seiner Bezugsquellen und -routen inklusive LNG-Importkapazitäten könne das Unternehmen seine Kunden nunmehr auch ohne russisches Gas versorgen: „Wir haben heute das beste Gasportfolio, das wir je hatten.“

Ergänzend hieß es seitens des OMV-Vorstands, das Unternehmen bemühe sich, die ausständigen Zahlungen der Gazprom für die Gaspipeline Nord Stream 2 einzutreiben, die sich auf etwa 1,4 Milliarden Euro plus Zinsen belaufen. Eine Schiedsklage sei am Laufen.

„Traditionelle“ Proteste

Gewissermaßen Tradition haben bei der OMV-Hauptversammlung mittlerweile Proteste von Organisationen wie Attac und Greenpeace. Auch diesmal unterbrachen deren Vertreter die Rede Sterns mehrfach lautstark und kritisierten das angeblich mangelhafte Engagement der OMV bei der Eindämmung des Klimawandels. Sie wurden nach wiederholten Abmahnungen von Aufsichtsratschef Lutz Feldmann unter dem Applaus der Aktionäre von Sicherheitskräften aus dem Sitzungssaal geführt. „Darf ich den Saaldienst bitten, die Dame mit der hektischen kreischenden Stimme zu entfernen?“, ersuchte Feldmann bei einer dieser Gelegenheiten.

Stern konstatierte zu der Kritik, die OMV wolle „eine nachhaltige Welt mitgestalten“ und bis 2050 ein klimaneutrales Unternehmen werden. Die vielfältigen Bemühungen des Konzerns in Sachen Nachhaltigkeit würden auch vom Kapitalmarkt gewürdigt. Unter anderem habe die OMV Aufnahme in die Dow-Jones-Sustainability-Indizes gefunden.

Auf die Gründe, aus denen er auf die Verlängerung seines bis Ende August 2026 laufenden Vertrags verzichtet, ging Stern bei der Hauptversammlung nicht ein. Er versicherte jedoch, der OMV bis zum letzten Tag loyal zu bleiben.
 

Klaus Fischer
© 2025 Energie & Management GmbH
Mittwoch, 28.05.2025, 10:39 Uhr

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