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Enerige & Management > Regenerative - Ohne Börsenpanne fällt Ökostrom preislich zurück
Quelle: Shutterstock / lovelyday12
REGENERATIVE:
Ohne Börsenpanne fällt Ökostrom preislich zurück
Die Juli-Marktwerte geförderten Ökostroms sind auf eine Bandbreite zurückgefallen, wie sie im April und Mai vorherrschte. Im Juni hatte eine Börsenpanne die Marktwerte künstlich erhöht.
 
Die deutschen Übertragungsnetzbetreiber (ÜNB) haben im Juli im Schnitt bei der Pflichtvermarktung geförderten Ökostroms pro kWh wieder wesentlich weniger erlöst als im Juni. Die Monatsmarktwerte sanken auf Niveaus zurück, wie sie im April und Mai vorgeherrscht hatten. Das geht aus den Juli-Zahlen hervor, die die ÜNB am 8. August veröffentlichten. Das ist ein weiteres Indiz dafür, dass die für einen sonnigen Monat überraschende Erhöhung der Erneuerbaren-Marktwerte im Juni hauptsächlich auf die Panne der Börse Epex Spot vom 25. Juni zurückzuführen war.

Im Vergleich erzielten die ÜNB im Juli mit gefördertem Offshore-Windstrom noch am meisten unter den drei veröffentlichten grünen Technologien: 5,781 Cent/kWh. Im Juni waren es noch 0,75 Cent mehr gewesen.

Den größten nominellen Absturz zwischen den Monaten erlitt Onshore-Windstrom mit -1,37 Cent auf 4,985 Cent/kWh. Der Juli war für Wind an Land nach dem April erst der zweite Monat in diesem Jahr unter 5 Cent.

Prozentual am meisten gab im Juli die Photovoltaik nach. Sie landete bei 3,554 Cent/kWh. Das war um fast 1,1 Cent oder gut 23 Prozent niedriger als im Juni.

Die Marktwerte im April und Mai waren ähnlich gewesen wie im Juli: etwa 5,6 bis 6,5 Cent bei Windkraft und 3,2 Cent beziehungsweise gut 4,6 Cent/kWh bei PV.

Auch der Graustrom-Day-Ahead sank auf Mai-Niveau

DIe ÜNB müssen geförderten Ökostrom an einer Spotbörse vermarkten. Dafür ist von Anfang an die Deutschland-Börsenmarktführerin Epex Spot aus Paris gesetzt gewesen. Sie organisiert eine Day-Ahead-Auktion, in deren Orderbüchern der Grünstrom der ÜNB und der Graustrom kommerzieller Anbieter zusammenkommt.

Die Monatsmarktwerte Erneuerbarer sind naturgemäß fast immer niedriger als die durchschnittlichen Gesamtergebnisse der Auktion. Denn die Auktion ist in 24 Lieferstunden unterteilt, von denen jene, an denen vor allem die Solarkraftwerke besonders viel Strom liefern, besonders niedrige Preise erzielen.

So war es auch im Juli: Der Graustrom-Day-Ahead-Preis lag im Schnitt bei 6,77 Cent/kWh − das war knapp 1 Cent bis gut 3 Cent höher als die Erneuerbaren-Monatsmarktwerte. Allerdings lag der Day-Ahead auch fast 1,7 Cent niedriger als im Juni, als die Börsenpanne passierte, aber in etwa so hoch wie im Mai.

Am 25. Juni fand die Day-Ahead-Auktion der Epex Spot, wie berichtet, wegen einer IT-Panne unter Abkopplung Deutschlands vom Rest Europas statt. Das Stromangebot wurde vor allem dadurch knapp und trieb den Preis auf etwa 490 Euro/MWh oder 49 Cent/kWh. Einzelne Stunden kosteten bis mehr als 2.300 Euro/MWh oder 230 Cent/kWh.

In einer Reaktion auf das Epex-Ergebnis hatte der Chef des großen Direktvermarkters Quadra Energy, Thomas Krings, es im Interview mit dieser Redaktion für plausibel gehalten, dass der eine Pannentag den Juni-Durchschnitt des Day-Ahead um 1,7 Cent/kWh gegenüber Mai nach oben getrieben hatte − und etwas abgeschwächt auch die Monatsmarktwerte um 0,7 bis 1,5 Cent/kWh.

Die Monatsmarktwerte tauchen in vielen Direktvermarktungsverträgen als Auszahlungspreis an die Anlagenbetreiber auf. Krings sagte im Juli, Quadra sei in Gesprächen mit den ÜNB und der Netzagentur, ob der veröffentlichte Juniwert überhaupt sachgerecht sei. Wäre der Epex-Spot-Preis vom 25. Juni nicht eingeflossen, wäre der Marktwert nach seinen Angaben rund 13 Euro/MWh oder 1,3 Cent/kWh niedriger ausgefallen.

Mindestens sechs Stunden negative Preise

Den vierten Monat in Folge gab es im Juli mindestens sechsstündige Zeiträume mit negativen Day-Ahead-Strompreisen. In solchen Fällen müssen die ÜNB aus dem EEG-Konto für die Vermarktung des geförderten Ökostroms bezahlen, statt Geld einzunehmen, und zusätzlich den Anlagenbetreibern ihren Garantie-Strompreis auszahlen. Zur Kostendämpfung und als Anreiz, Anlagen in solchen Zeiten vom Netz zu nehmen, fällt bei drei aufeinander folgende Stunden mit negativen Preisen die Marktprämien-Förderung weg. Die Ampelkoalition plant für 2025 eine Verschärfung auf jede einzelne Stunde mit Minuspreisen (wir berichteten).
 

Georg Eble
Redakteur
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