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Enerige & Management > Hydrogen Backbone - OGE fordert Investitionssicherheit für H2-Netze
Quelle: Shutterstock / petrmalinak
HYDROGEN BACKBONE:
OGE fordert Investitionssicherheit für H2-Netze
In einem neuen Politikimpuls drängt OGE auf mehr Tempo beim europäischen Wasserstoffausbau. Fehlende Investitionssicherheit bremse Projekte wie den „H2med“-Korridor massiv.
 
Mit einem aktuellen Politikimpuls macht Open Grid Europe − kurz OGE − Druck auf die europäische Politik: Der Aufbau grenzüberschreitender Wasserstoffinfrastrukturen komme zu langsam voran. Zwar sei das deutsche Wasserstoffkernnetz beschlossen und erste Leitungen würden vorbereitet. Doch zentrale Importkorridore wie der „H2med“-Korridor litten unter fehlender Investitionssicherheit. Ohne diese Weichenstellungen werde der Hochlauf der europäischen Wasserstoffwirtschaft scheitern, warnt das Fernleitungsnetzunternehmen mit Sitz in Essen.

Zum H2med-Korridor: Das geplante Pipeline-Netz soll Wasserstoff von Portugal und Spanien über Frankreich bis ins deutsche Kernnetz transportieren. An dem Projekt beteiligt sind die portugiesische Redes Energeticas Nacionais (REN), der spanische Fernleitungsnetzbetreiber Enagas sowie die französischen Unternehmen Terega und Natran. Die federführende Rolle auf deutscher Seite übernimmt die OGE. Die gesamte Trasse soll rund 2.500 Kilometer lang sein und eine jährliche Transportkapazität von 2 Millionen Tonnen Wasserstoff erreichen. Den kommerziellen Betrieb haben die Partner ab den frühen 2030er Jahre vorgesehen.

Die Pipeline wird aus drei zentralen Teilstücken bestehen. Erstens die Leitung „CelZa“, die das portugiesische Celorico da Beira mit dem spanischen Zamora verbindet – auf einer Länge von 248 Kilometern und mit einem Betriebsdruck von bis zu 100 bar. Zweitens die „BarMar“-Leitung, die auf rund 450 Kilometern durch das Mittelmeer von Barcelona nach Marseille führt und mit bis zu 210 bar betrieben werden soll. Drittens das anschließende Teilstück durch Frankreich bis nach Medelsheim im Saarland, wo die Leitung ins deutsche Wasserstoffkernnetz einmünden soll.

Barmar und Celza sind als Project of Common Interest (PCI) anerkannt und erhalten Mittel aus der Connecting European Facility (CEF) der EU. Für die Gesamtinfrastruktur des H2med-Korridors sind Investitionen in Höhe von 10,7 Milliarden Euro vorgesehen – 2,5 Milliarden Euro davon entfallen auf Celza und Barmar.

Instabiler wirtschaftlicher Rahmen trotz Förderung

Trotz dieser Planung bleibe der wirtschaftliche Rahmen instabil, so die Einschätzung von OGE. Das zentrale Problem: Es existierten zwar potenzielle Abnehmer und Produzenten von Wasserstoff, doch beide Seiten könnten sich mangels klarer Zeit- und Kostenpläne nicht verbindlich festlegen. Gleichzeitig bräuchten aber die Infrastrukturbetreiber solche Zusagen, um Investitionen auszulösen. Es entsteht ein klassisches Henne-Ei-Dilemma, wie die Essener erklären. Sie beziehen sich dabei auf eine Marktanalyse des Hydrogen Councils, einer globalen Industrieinitiative zur Förderung von Wasserstoff. Laut dieser hätten in Europa bislang nur vier Prozent der Wasserstoffgroßprojekte eine finale Investitionsentscheidung (FID) erreicht. In Nordamerika läge die Quote dagegen bei 15 Prozent, in China sogar bei 35 Prozent.

Einen möglichen Lösungsansaz sieht der OGE in dem in Deutschland vorgesehenen Amortisationskonto. Es ermögliche eine Vorfinanzierung des Netzausbaus durch staatliche Unterstützung. So ließen sich hohe Netzentgelte für die ersten Kunden vermeiden. Gleichzeitig biete das Modell Investoren mehr Planungssicherheit, weil sich die Investitionsrisiken auf mehrere Jahre verteilen. OGE fordert deshalb, einen vergleichbaren Mechanismus auch auf europäischer Ebene zu etablieren.

Das wirtschaftliche Potenzial sei erheblich. Allein auf der Iberischen Halbinsel könnten mithilfe von Sonne und Wind große Mengen an grünem Wasserstoff erzeugt werden. Bis zu 75 Prozent des deutschen Bedarfs ließen sich laut OGE langfristig über diese Route decken. Bei einer unverbindlichen Marktabfrage im November hatten sich rund 170 Unternehmen mit über 500 Projekten beteiligt. Schon Anfang der 2030er Jahre könnte die volle Transportkapazität der Barmar-Leitung ausgelastet sein.

OGE mahnt jedoch: Ohne konkrete politische Weichenstellungen auf europäische Ebene droht der Wasserstoffhochlauf an fehlender Umsetzung zu scheitern. Der Appell des Essener Fernleitungsnetzbetreibers richtet sich an die europäischen Entscheidungsträger, Finanzierungsmodelle wie das Amortisationskonto auf EU-Ebene zu ermöglichen. Andernfalls, so die Befürchtung, werde das deutsche Kernnetz nicht ausreichend befüllt werden können.

Die digitale Ausgabe von „Politikimpuls: Moleküle, Mittelmeer und Machbarkeit – was braucht es für eine europäische H2-Infrastruktur?“  lässt sich über die Internetseite von OGE einsehen.
 

Davina Spohn
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