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Enerige & Management > Wasserstoff - Österreichs Gaswirtschaft fordert Regulierungen
Quelle: Shutterstock / r.classen
WASSERSTOFF:
Österreichs Gaswirtschaft fordert Regulierungen
Technisch ist der Aufbau der H2-Infrastrukturen machbar. Was fehlt, sind die rechtlichen Grundlagen, nicht zuletzt zur Finanzierung, hieß es bei der Jahrestagung der Gasbranche. 
 
„Von Visionen zu Lösungen“ war das Motto der diesjährigen Jahrestagung der österreichischen Gaswirtschaft „Zukunftsforum grünes Gas 2025“ am 12. Juni in Wien. Und die Referenten waren sich einig: Technisch ist der Aufbau der Infrastruktur für die Erzeugung, den Import und die innerösterreichische Verteilung von grünem Wasserstoff machbar. Was fehlt, sind die regulatorischen Rahmenbedingungen, die nicht zuletzt die Finanzierung der Elektrolyseure und Leitungssysteme sicherstellen sollen.

„Wir sagen: Reguliert uns endlich“, forderte daher Bernhard Painz, der Vorstand der Austrian Gas Magagement AG (AGGM), die für die übergeordnete Planung und Steuerung der Erdgasnetze zuständig ist. Sie erstellte unter anderem die „H2-Roadmap“, den Plan für ein österreichisches Wasserstoffnetz. Dringend nötig ist laut Painz eine Novellierung des Gaswirtschaftsgesetzes sowie der möglichst rasche Beschluss des Erneuerbares-Gas-Gesetzes, an deren Entwürfen das für Energiepolitik zuständige Wirtschaftsministerium (BMWET) arbeitet. 

Painz erläuterte, „die Politik“ müsse sich zum Aufbau des Wasserstoffnetzes bekennen, das der AGGM zufolge im Jahr 2040 rund 1.400 Kilometer an umgewidmeten sowie bis zu 940 Kilometer an neuen Leitungen umfassen soll. Das bedeute auch, ein diesbezügliches staatlich unterstütztes Finanzierungsmodell zu entwickeln.

Wie berichtet, steht Österreichs Gasbranche einem „Amortisierungskonto“ wie in Deutschland aufgeschlossen gegenüber. Laut Painz ist es nötig, der Industrie Planungssicherheit zu bieten: „Die Unternehmen müssen sich darauf verlassen können, dass die Wasserstoff-Infrastruktur da ist, wenn sie sie brauchen. Das muss sowohl für die Fernleitungen als auch für die Verteilleitungen gelten.“ Ferner sei das Finanzierungsmodell längerfristig auszulegen: „Es sollte auch in den 2030er Jahren noch möglich sein, dieses in Anspruch zu nehmen.“ 

Stilllegungspläne mit Fragezeichen 

Zur EU-Vorgabe, Pläne hinsichtlich einer „Redimensionierung“ der Gasnetze zu erstellen, konstatierte Painz, in gewissem Umfang sei die Stilllegung von Leitungen sinnvoll: „Wir rechnen ja mit einem deutlichen Sinken des Gasbedarfs für die Raumwärme. Und keine Netzgesellschaft betreibt gern eine Leitung, die sich nicht rentiert.“ Aufgrund der derzeitigen Rechtslage könnten die Netzbetreiber aber „keine Kunden kündigen, auch, wenn das wirtschaftlich sinnvoll wäre“. Und schaffe die Politik Möglichkeiten zur Kündigung, müssten den betroffenden Kunden realistische Alternativen geboten werden. Ferner seien „keine raschen Kostenreduktionen zu erwarten. Auch abgeschriebene und stillgelegte Leitungen verursachen Kosten“. 

Nicht weit her ist es übrigens mit der Ankündigung der Energielandesräte (Landesenergiereferenten) der österreichischen Bundesländer, gemeinsam mit dem Bund eine Strategie zur Stilllegung von Teilen der Erdgasnetze erstellen zu wollen. Wie die Redaktion am Rande der Gaswirtschafts-Jahrestagung aus dem Umfeld des Wirtschaftsministeriums erfuhr, möchten sich die Länder lediglich zu allfälligen Planungen des Bundes äußern, bevor diese veröffentlicht werden. Dergleichen ist aber ohnehin üblich. 

Arbeiten an Importleitungen 

Unterdessen sind Arbeiten an den Infrastrukturen zum Import grünen Wasserstoffs nach Österreich und andere EU-Staaten im Gang. Die Geschäftsführerin der Trans-Austria-Gasleitung-GmbH (TAG GmbH), Brigitte Straka-Lang, schilderte den aktuellen Stand hinsichtlich des „South-H2-Corridors“, über den von 2030 an rund 4,4 Millionen Tonnen grünen Wasserstoffs aus Nordafrika in die EU transportiert werden sollen. Eingebunden sind Straka-Langs Unternehmen, die Gas Connect Austria (GCA) als zweiter österreichischer Fernleitungsbetreiber, die italienische SNAM und die deutsche Bayernets. Zurzeit läuft eine Machbarkeitsstudie, die, wie Straka-Lang der Redaktion mitteilte, 2026 abgeschlossen werden soll: „Dann gehen wir in die technische Detailplanung.“ Fertiggestellt werden soll der South-H2-Corridor 2030. Über die Leitung ließen sich etwa 40 Prozent der für 2030 geplanten Importe grünen Wasserstoffs bewältigen. Sie sollen sich bekanntlich auf 10 Millionen Tonnen belaufen. 

Ferner arbeitet die Rohöl-Aufsuchungs-Gesellschaft (RAG Austria) an einem Vorhaben zum Import grünen Wasserstoffs aus der Ukraine. Laut Projektleiter Markus Kainz wird die Machbarkeitsstudie im dritten Quartal veröffentlicht. Die RAG wolle mit einem 100-MW-Elektrolyseur unweit von Lemberg (Lwiw) in der Westukraine Wasserstoff erzeugen und habe sich dazu ein Areal von 400 Hektar gesichert. Der Strom komme aus einem Windpark mit 190 MW sowie aus Photovoltaikanlagen mit 170 MW. Angedacht sei eine Jahresproduktion von vorerst 9.000 Tonnen grünen Wasserstoffs ab 2028 − natürlich unter der Voraussetzung eines Friedensschlusses oder zumindest eines stabilen Waffenstillstands. Abnehmerseitig sind laut Kainz unter anderem Unternehmen im Chemiecluster Burghausen in Bayern am Wasserstoff aus Lwiw interessiert.
 

Klaus Fischer
© 2025 Energie & Management GmbH
Freitag, 13.06.2025, 10:50 Uhr

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