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Quelle: Shutterstock / Alex Yeung
SMART METER:
Österreich: Meter Rollout bei annähernd 100 Prozent
Nicht immer haben es die Netzbetreiber leicht, die digitalen Zähler an den Mann zu bringen. Doch das Ausrollungsziel für Ende 2024 wurde wohl erreicht, hieß es bei der IEWT in Wien.
 
Bisweilen gehen die Emotionen bei der Installation digitaler Stromzählerin Österreich ein wenig hoch. Vor kurzem etwa sah sich ein Techniker der Wiener Netze mit einem Kunden konfrontiert, der sich im Pyjama vor seinen vertrauten Ferrariszähler stellte, um dessen Austausch zu verhindern, berichtete Peter Deschkan, der bei dem Unternehmen für das Zählerwesen zuständig ist, am 26. Februar bei der Internationalen Energiewirtschaftstagung (IEWT) in Wien.

Ihm selbst sandte ein pensionierter Jurist ein 40 Seiten umfassendes Konvolut, in dem er darlegte, er habe ein „Menschenrecht“ auf einen Ferrariszähler. „Das sind allerdings Einzelfälle“, betonte Deschkan. Ihm zufolge belief sich der Ausrollungsgrad der Smart Meter bei den Wiener Netzen zu Jahresende 2024 auf rund 96 Prozent.

Laut den gesetzlichen Vorgaben hatten die österreichischen Verteilnetzbetreiber bis zu diesem Zeitpunkt mindestens 95 Prozent aller Zählpunkte mit digitalen Messgeräten zu versehen. Aktuelle Werte zum österreichweiten Stand liegen bis dato nicht vor: Erst per 31. März jeden Jahres haben die Verteilnetzgesellschaften der Regulierungsbehörde E-Control diese zu melden.

Jeweils in der zweiten Jahreshälfte veröffentlicht die E-Control ihren Monitoringbericht. Bei der IEWT verlautete deren Vorstand Alfons Haber, nach seiner Kenntnis betrage der bundesweite Ausrollungsgrad zurzeit etwa 98 Prozent.

Vorarbeiten bei Wiener Netze seit 2009

Dies zu erreichen, war nicht eben einfach. Deschkan zufolge begannen beispielsweise die Wiener Netze bereits 2009 mit den Vorarbeiten. Mit 1. August 2017 erteilten sie drei Herstellern die Zuschläge für die Geräte. Im Jahr 2018 begannen sie mit der Installation: „Wir mussten rund 1,7 Millionen Zähler tauschen. Etwa 500 unserer 2.400 Beschäftigten waren damit befasst und installierten zeitweise rund 9.000 Smart Meter pro Woche.“

Drei Anbieter wählten die Wiener Netze, um nicht von der Technologie eines einzigen Produzenten abhängig zu sein. Sämtliche Zähler sind übrigens einzelverschlüsselt, berichtete Deschkan: „Das gehört zu unserer Securitylösung.“

Drei Typen von Zählern in Österreich

In Österreich gelangen je nach Wunsch der Kunden drei verschiedene Typen von Smart Metern zur Anwendung:
  • Der sogenannte „Digitale Zähler“ (DZ), den der Netzbetreiber nur einmal pro Jahr abliest und der weder fernabschaltbar noch aus der Ferne reaktivierbar ist.
  • Das „Intelligente Messgerät in der Standard-Konfiguration“ (IMS), das einmal pro Tag den Zählerstand ausliest und die erhobenen Daten an den Netzbetreiber übermittelt.
  • Das „Intelligente Messgerät in der erweiterten Konfiguration“ (IME), das viertelstündliche Verbrauchs- sowie Leistungswerte erfasst und überträgt. Standardmäßig wird bei den Kunden das IMS installiert.

Das IME ist unter anderem nötig, wenn ein Kunde Strom aus einer eigenen Erzeugungsanlage, zumeist einer PV-Anlage, ins Netz rückspeist oder wenn er an einer Energiegemeinschaft teilnimmt. Das IME wünschen laut Deschkan etwa fünf Prozent der Kunden der Wiener Netze. Mit der steigenden Anzahl privater Photovoltaikanlagen und dem zunehmenden Entstehen von Energiegemeinschaften wachse auch das Interesse am Smart Metering.

Den „Digitalen Zähler“ dagegen erhält, wer sich für den sogenannten „Opt-out“ entscheidet, also im Prinzip das Smart Metering ablehnt. Ähnlich wie bei anderen Netzbetreibern betrifft dies bei den Wiener Netzen etwa 1,5 Prozent der Kunden, berichtete Deschkan der Redaktion auf Anfrage: „Dabei waren wir in der ersten Zeit des Roll-outs unsicher, ob es nicht eine Art Volksaufstand gegen die Smart Meter gibt.“

Insbesondere datenschutzrechtliche Bedenken sorgten immer wieder für intensive Debatten. Die Schlichtungsstelle der E-Control behandelt Begehren, den gewohnten Ferrariszähler behalten zu dürfen, übrigens grundsätzlich nicht: Mangels Rechtsgrundlage seien diese aussichtslos.

Daten, Daten, Daten

Hilfreich für die Netzbetreiber wäre, die Smart-Meter-Daten für die Überwachung ihrer Infrastrukturen sowie für die Ausbauplanung nutzen zu dürfen, konstatierte Elisabeth Hufnagl von der technischen Betriebsleitung der Wiener Netze. Derzeit ist dies nur mit ausdrücklicher Zustimmung der Kunden zulässig. Aus Gründen der Energiewende steigt jedoch der Bedarf an Echtzeitdaten über den Zustand der Verteilnetze.

Vertreter der E-Wirtschaft forderten bei der IEWT daher einmal mehr den raschen Beschluss des Elektrizitätswirtschaftsgesetzes (ElWG), dessen Entwurf einschlägige Bestimmungen enthält. Dem Wunsch der Elektrizitätsbranche schloss sich auch E-Control-Vorstand Haber an: „Für die Optimierung des Netzbetriebs und eine vorausschauende Netzplanung brauchen wir Daten, Daten, Daten.“
 

Klaus Fischer
© 2025 Energie & Management GmbH
Donnerstag, 27.02.2025, 12:27 Uhr

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