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GASNETZ:
Österreich: Gasnetze in Umgestaltung
Die Vorbereitungen für den Ausbau der West-Austria-Gasleitung kommen gut voran. Ferner laufen Arbeiten zur Neuausrichtung des Pipelinesystems, hieß es bei einer Tagung der E-Control.
 
 
Auf gutem Wege sind die Vorarbeiten zum Ausbau der West-Austria-Gasleitung (WAG). Das berichtete der Vorstand des Fernleitungsbetreibers Gas Connect Austria (GCA), Stefan Wagenhofer, der Redaktion am Rande der Fachtagung „Die Zukunft der Gasnetze in Österreich“ des Regulators E-Control am 18. Februar in Wien. Bekanntlich möchte die GCA mit dem rund 40 Kilometer langen „WAG-Loop 1“ die Kapazität der WAG bis 2027 um rund 27 Milliarden kWh oder 30 Prozent steigern. Dies würde Gasimporte aus dem nordwesteuropäischen Raum erleichtern, was seit dem Ausfall der russischen Gaslieferungen durch die Ukraine mit Jahresbeginn erheblich an Bedeutung gewonnen hat. Ferner ist das Vorhaben die Voraussetzung dafür, die WAG mittel- bis längerfristig für den Transport von (grünem) Wasserstoff zu ertüchtigen.

Laut Wagenhofer befindet sich der Vertrag zwischen der GCA und dem österreichischen Finanzministerium (BMF) hinsichtlich eines staatlichen Darlehens von 70 Millionen Euro in Finalisierung. Überdies laufen Gespräche zwischen dem BMF, dem Energieministerium (BMK) und der EU-Kommission wegen der beihilfenrechtlichen Genehmigung des Vertrags. Wagenhofer rechnet mit dem Abschluss des Vertrags und seiner Billigung durch die EU-Kommission binnen der kommenden drei bis vier Monate. Die Verzögerungen bei der Bildung der neuen österreichischen Bundesregierung seien für die Angelegenheit nicht relevant: „Die Arbeiten erfolgen auf Verwaltungsebene. Ich sehe keine wesentlichen Hindernisse mehr.“ Insgesamt sind für den WAG-Loop 1 Investitionen von etwa 180 Millionen Euro vorgesehen. Die über das Darlehen des Bundes hinaus nötigen Mittel werden laut der E-Control über das seit 1. Januar geltende neue Tarifsystem für die Fernleitungen aufgebracht.

Netze „redimensionieren“

Laut dem Vorstand der Behörde, Alfons Haber, trägt dieses System den geänderten Gasflüssen im österreichischen Fernleitungsnetz Rechnung. Importierte Italien vormals etwa 50 Prozent des benötigen Erdgases über Österreich aus Russland, so kam dies mit dem russischen Einmarsch am 24. Februar 2022 völlig zum Erliegen. Mit 1. Januar des heurigen Jahres endeten ferner die Gasimporte durch die Ukraine nach Österreich. Entsprechend gingen die auf den Fernleitungen transitierten Mengen zurück, womit die Erlöse der Fernleitungsbetreiber erheblich sanken. Das neue Tarifierungsmodell bürdet das bis dato ausschließlich von ihnen getragene Mengenrisiko daher nun teilweise den Gaskunden auf. Überdies wurde die Dauer der Regulierungsperiode von fünf auf drei Jahre verkürzt, um rascher auf Veränderungen auf dem Gasmarkt reagieren zu können. Weiters sind jährliche Anpassungen der zulässigen Kapitalkosten für Investitionen in die Fernleitungen möglich.

Haber ergänzte, die Fernleitungen müssten künftig für neue Zwecke genutzt werden, vor allem für Wasserstoffimporte. Bei den Verteilleitungen wiederum gehe es angesichts des tendenziellen Sinkens des Gasbedarfs um „Nachnutzungsoptionen“, etwa den (regionalen) Transport von Wasserstoff sowie Biomethan. Angestrebt werde weiters eine „Redimensionierung“ der Netze, also deren teilweise Stilllegung. Dafür sollten die Verteilnetzbetreiber eigene Vierjahrespläne erstellen. Grundsätzlich nötig sei eine Koordinierung der Pläne für die Weiterentwicklung der Strom-, Gas- und Fernwärmenetze. Dies alles bedürfe der Zusammenarbeit der politischen Gebietskörperschaften sowie der Bezirksverwaltungsbehörden. „Und natürlich brauchen wir Anpassungen der Rechtsgrundlagen, beginnend mit dem Gaswirtschaftsgesetz“, betonte Haber.

Grundsätzlich klar ist ihm zufolge, dass die Netztarife für die Endkunden in den kommenden Jahren steigen werden. Habers Vorstandskollege Wolfgang Urbantschitsch konstatierte, die E-Control rechne mit einer jährlichen Erhöhung der Tarife „im einstelligen Prozentbereich“. Die von Wirtschaftsvertretern sowie Konsumentenschützern kolportierten 20 bis 25 Prozent pro Jahr könne die E-Control nicht nachvollziehen.
  Laut Manfred Pachernegg, der Mitglied der Leitung des Fachverbands Gas Wärme (FGW) sowie Geschäftsführer der Energienetze Steiermark ist, gilt es, auf den Gasnetzbenen 1 und 2, die den überregionalen Gastransporten sowie der Versorgung der Kraftwerke sowie der Industrie dienen, spezielle Wasserstoffleitungen zu schaffen. Weiter erforderlich seien auf diesen Ebenen aber auch Leitungen für Erdgas, das von manchen Unternehmen stofflich benötigt werde.

Die rund 39.000 Kilometer langen Verteilleitungen sollten laut Pachernegg so weit wie möglich weiter genutzt werden. Auch bei ihrer Stilllegung bedürfe es aus Sicherheitsgründen gewisser Investitionen: „Das kann unter Umständen teurer sein als der Weiterbetrieb.“ Für die Kunden sind die Gasnetze kein großer Kostenfaktor, betonte Pachernegg: Bei den Haushalten entfielen auf sie etwa 20 Prozent des Gesamtaufwands für die Gasversorgung, bei den Industrieunternehmen rund fünf Prozent.
 

Klaus Fischer
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Dienstag, 18.02.2025, 15:53 Uhr

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