
Alfred Stern wird per 1. September Vorstandsvorsitzender des österreichischen Öl-, Erdgas- und Chemiekonzerns OMV. Das beschloss
der Aufsichtsrat am 1. Juni. Stern ist seit 1. April Mitglied des OMV-Vorstands und für den Geschäftsbereich Chemicals & Materials
zuständig. Er war zuvor Vorstandschef des Kunststoff- und Düngemittelkonzerns Borealis, an dem die OMV seit vergangenem Jahr
75 % hält.
Stern folgt auf Rainer Seele, der die OMV seit Juli 2015 geführt hatte und sie nun im Einvernehmen mit den Eigentümern verlässt.
Seele hatte Ende April angekündigt, keine Verlängerung seines bis Ende Juni 2022 laufenden Vertrags anzustreben. Allerdings
hatte er betont, seine Funktion bis zum letzten Tag ausüben zu wollen.
Schon bald zeichnete sich jedoch sein früherer Austritt aus dem Unternehmen ab. Nicht zuletzt seitens der Republik Österreich,
die über ihre Beteiligungsgesellschaft Öbag 31,5 % der OMV hält, wurde signalisiert, dass eine mehr als ein Jahr dauernde
„Lame-Duck“-Periode Seeles unerwünscht und eine rasche Regelung seiner Nachfolge gewollt sei. Dies galt umso mehr angesichts
der Auseinandersetzungen um die strategische Ausrichtung der OMV. Seele hatte den massiven Ausbau des bislang untergeordneten
Chemiegeschäfts vorangetrieben. Dem setzten Vertreter des Öl- und Erdgasgeschäfts heftigen Widerstand entgegen.
Kampf um die Nachfolge
Manifest wurde dies im Kampf um die Nachfolge Seeles. Als dessen maßgebliche Protagonisten galten Stern sowie Seeles Stellvertreter
Johann Pleininger, der für das Upstream-Geschäft der OMV zuständig ist, also für die Öl- und Gasförderung. Stern wurde nachgesagt,
von OMV-Aufsichtsratschef Mark Garrett unterstützt zu werden, seinem Vorgänger als Borealis-Chef. Garretts Verhältnis zu Seele
wurde als „zerrüttet“ beschrieben.
Nach der gestrigen Bestellung Sterns verlautete Garrett, die OMV stehe „am Beginn einer großen Transformation in Richtung
Chemie und Kreislaufwirtschaft, in der es ein großes Portfolio entlang einer weitreichenden Wertschöpfungskette zu managen
gilt – vom Bohrloch über die Raffinerien und Tankstellen bis zu hochwertigen Chemieprodukten und zum Recycling“. Stern sei
für diese Aufgabe angesichts „seiner Fachkompetenz und internationalen Managementerfahrung sowie Erfahrung als CEO in der
chemischen Industrie die ideale Besetzung“.
Bei Seele bedankte sich Garrett für dessen „Verdienste um die Weiterentwicklung des Unternehmens“. Mit der Aufstockung des
Anteils der OMV an der Borealis von 36 auf 75 % habe Seele „einen ersten großen und richtungsweisenden Schritt in diesem Transformationsprozess
gesetzt“.
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in seiner Funktion als Vorstandsvorsitzender der Borealis
Bild: Borealis
Mittwoch, 02.06.2021, 10:33 Uhr