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Enerige & Management > Speculantius - Niederlande bringen Bund wegen Tennet in Zugzwang
Quelle: OpenAI
SPECULANTIUS:
Niederlande bringen Bund wegen Tennet in Zugzwang
In der Rubrik „Speculantius“ veröffentlicht diese Redaktion für den Markt relevante Gerüchte, Meinungen und unbestätigte Berichte.
 
Die niederländische Regierung soll am 24. September entscheiden, die Hereinholung von Investoren in den deutschen Teil des Übertragungsnetzbetreibers (ÜNB) Tennet freihändig an ein bestimmtes Konsortium zu vergeben und damit nicht an die Börse zu gehen. Das berichten Handelsblatt und Börsen-Zeitung unter Berufung auf Insiderinformationen weitgehend übereinstimmend.

Demnach soll ein Konsortium um den norwegischen Staatsfonds, den niederländischen Pensionsfonds APG und den singapurischen Staatsfonds GIC bei Tennet Germany mit Hauptsitz in Bayreuth per Kapitalerhöhung einsteigen. Die Ostasiaten werden erst neuerdings erwähnt.

Bislang gehören sowohl 100 Prozent der deutschen als auch der holländischen Tennet einer holländischen Staatsholding. Ziel der Transaktion ist es, die holländischen Steuerzahler vor den Milliardeninvestitionen in den deutschen Netzausbau zu verschonen. Für die freihändige Vergabe habe man sich entschieden, weil man dann in einem Aufwasch Nachschusspflichten vertraglich regeln könne, die es bei einer börsennotierten Gesellschaft nicht geben würde.

Entweder jetzt einsteigen − oder nie mehr?

Eines der Medien behauptet nun, dem Bundeswirtschaftsministerium (BMWE) sei angeboten worden, über die KfW zu gleichen Konditionen wie das Konsortium einzusteigen. Nimmt das BMWE das Angebot nicht an, könnte ein späterer Einstieg völlig vom Gutdünken der neuen Anteilseigner abhängen. Bei einem Börsengang hätte die KfW nach eigenem Gutdünken Aktien kaufen können.

Der ehemalige Minister Robert Habeck (Grüne) wollte mindestens einen starken nationalen Einfluss auf alle vier deutschen ÜNB erreichen, wurde aber vom damaligen Finanzkollegen Christian Linder (FDP) unter Berufung auf Etatnöte ausgebremst. Immerhin hält der Bund bereits 25 Prozent an Transnet BW, dem ehemaligen EnBW-Höchstspannungsnetz, und 20 Prozent an 50 Hertz, dem vormaligen Vattenfall-Übertragungsnetz. Nur an Amprion, dem vorigen RWE-Übertragungsnetz, ist er ebenfalls noch nicht beteiligt.

Die Idee einer einzigen, staatlich dominierten „Deutschen Netz AG“ fürs Übertragungsnetz schwebt mindestens seit den Zeiten von Sigmar Gabriel (SPD) über den Fluren des Wirtschaftsministeriums.

65 Milliarden Euro Investitionen bis 2029

Der Investitionsbedarf in die deutsche Tennet-Infrastruktur ist angesichts von Offshorewind-Anbindungsleitungen und Höchstspannungs-Gleichstrom-Übertragungsleitungen (HGÜ) enorm: Ist das ehemalige Eon-Übertragungsnetz, das mitsamt Ausbauten 13.500 Kilometer lang ist und Tennet zum größten deutschen ÜNB macht, derzeit knapp 28 Milliarden Euro wert, so soll diese sogenannte Regulated Asset Base bis 2029 auf 85 Milliarden Euro ansteigen. In den Jahren 2025 bis 2029 plant Tennet mit Investitionen von 65 Milliarden Euro. Das Eigenkapital müsste um 6 bis 9 Milliarden Euro erhöht werden.

Der Preis für den Einstieg des Konsortiums sickerte nicht durch, Finanzminister Eelco Heinen von der liberal-konservativen Volkspartei für Freiheit und Demokratie (VVD) jedenfalls hat am 19. September ausweislich der Website seines Ministeriums den beiden Parlamentskammern eine vertrauliche Vorlage zugesandt.

Berlin: Wir verfolgen das „sehr aufmerksam“

Auf Anfrage dieser Redaktion teilte das BMWE mit, die Bundesregierung verfolge den niederländischen Teilverkaufsprozess „sehr aufmerksam“. Ohne Bezug zu dem laufenden Verfahren gelte die Aussage im schwarz-roten Koalitionsvertrag, wonach „die Bundesregierung strategische Bundesbeteiligungen im Energiesektor, auch bei Netzbetreibern, prüft“.
 

Georg Eble
Redakteur
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Montag, 22.09.2025, 16:20 Uhr

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