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Enerige & Management > Fusion - Neuordnung im Sauerland: Tinte ist trocken
Quelle: Fotolia / MR
FUSION:
Neuordnung im Sauerland: Tinte ist trocken
Der Verkauf des Energievertriebs in der Warsteiner Verbundgesellschaft an ein Joint Venture der Stadtwerke Arnsberg und Soest ist beurkundet. Der Kundenservice soll schneller werden.
 
Der Energievertrieb in der Warsteiner Verbundgesellschaft mbH (WVG) soll kundenfreundlicher werden. In diese Richtung äußerte sich der Chef des Aufkäufers, der "Stadtwerke Arnsberg Vertriebs- und Energiedienstleistungs GmbH" (SWAV), Andre Dreißen, am 22. August bei der Unterzeichnung und Beurkundung der Verkaufsverträge laut einer Mitteilung der SWAV. Wörtlich erklärte Dreißen zu seiner Strategie: "Das Optimieren in den Bereichen Erreichbarkeit, Reaktionszeit auf Anfragen und Umfang der Beratungen stehen ganz oben auf der Prioritätenliste." Dreißen ist gleichzeitig Geschäftsführer der Stadtwerke Soest, die 50 Prozent an der SWAV halten.

Mit der Vertragsunterzeichnung ist die Neuordnung der Energieaktivitäten im Sauerland (NRW) einen Schritt weiter. Die WVG hatte unter der Führung der Stadt Warstein sowie Minderheitsbeteiligungen der Eon-Konzerngesellschaft Westenergie (25,1 Prozent) und der Warsteiner-Brauerei die Vertriebs- und Netzaktivitäten in Warstein gebündelt.
 
Am Rande der Vertragsunterzeichnung zur WVG (von links): der Notar, Andre Dreißen (Stadtwerke Soest), Frank Block (Warsteiner Brauerei), Florian Czornohus (WVG), Thomas Schöne und Stefan Redder (Bürgermeister und Kämmerer von Warstein) und Frank Eikel (Westenergie)
Quelle: WVG
 
Warstein verliert Freude am Energievertrieb

Doch die WVG macht der Stadt und ihrem Stadtwerk seit den Turbulenzen am Energiemarkt 2022 keine Freude mehr. Sie hatte aus dem Geschäftsjahr 2022 nichts mehr an die Stadtwerke Warstein abzuführen. 2021 war es noch eine halbe Million Euro gewesen (wir berichteten).

Dadurch schrieben die Stadtwerke Warstein 2022 nur noch eine rote Null. Das Stadtwerk vereint unter seinem eigenen Dach defizitäre Sparten (Bäder, Schienenverkehr), die nur kostendeckende Abwasserentsorgung sowie nunmehr als einzigen originären Gewinnbringer die Wasser- und die Nahwärmeversorgung.

​Im Netz bleibt vieles beim Alten

Die Aktivitäten der WVG werden daher auch gesellschaftsrechtlich in Energievertrieb und Netzgeschäft getrennt. Der Vertrieb bleibt in der WVG, das Eigentum am Strom- und Gasverteilnetz wird rückwirkend zum 1. Januar 2023 in die WVG Netz GmbH übertragen. Die gibt es schon seit 2014. Sie hat außer der Geschäftsführung kein Personal. Denn das Netz ist an die Westenergie-Tochter Westnetz verpachtet, die den Netzbetrieb mit eigenem Personal organisiert und in Warstein offizieller Netzbetreiber ist, erläuterte Geschäftsführer Florian Czornohus auf Anfrage dieser Redaktion.

Es soll eine "WVG Netz Holding GmbH" dazwischengeschaltet werden, die noch "in Gründung" ist. Hier bleiben die Gesellschafteranteile gleich: Stadt Warstein 59,8 Prozent, Westenergie 25,1 Prozent und die Brauerei 15,1 Prozent. Die Geschäfte der WVG Netz führt seit Februar WVG- und WVG-Holding-Geschäftsführer Florian Czornohus (45), seit Juli zusätzlich Fabian Walter (31) von der Westenergie. Der frühere Netzgeschäftsführer Benjamin Pehle (31) hatte im Frühjahr in die Geschäftsführung der Kooperation Netzwerkpartner gewechselt.

Stadt Warstein weiter mit Vetorechten im Vertrieb

Die Vertriebsaktivitäten wiederum werden zu 80 Prozent mit Wirkung zu Beginn des nächsten Jahres von der Stadtwerke Arnsberg Vertriebs- und Energiedienstleistungs GmbH aufgekauft. Diese ist ein Joint Venture der Stadtwerke Arnsberg (Hochsauerlandkreis, 50 Prozent) und der Stadtwerke Soest aus der gleichnamigen Kreishauptstadt nordwestlich der kreisangehörigen Stadt Warstein.

Die Stadt Warstein verringert ihren bisherigen Mehrheitsanteil an der nun reinen Vertriebsgesellschaft WVG auf 20 Prozent, also unter der gesellschaftsrechtlichen Sperrminorität. Sie hat sich laut Czornohus aber bestimmte Vetorechte vertraglich zusichern lassen. Bürgermeister Thomas Schöne (CDU) wird den WVG-Aufsichtsratsvorsitz an die SWAV abgeben, hieß es. Die Hoffnung der neuen Partner besteht darin, dass die WVG von Synergien mit den Energieversorgern in Soest und Arnsberg profitiert.
 

Georg Eble
Redakteur
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Donnerstag, 24.08.2023, 10:15 Uhr

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