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Enerige & Management > Österreich - Netzbetreiber wollen ohne Entschädigung drosseln
Quelle: Pixabay / Jürgen Sieber
ÖSTERREICH:
Netzbetreiber wollen ohne Entschädigung drosseln
Verlangt wird besonders die Möglichkeit zur Begrenzung der Einspeiseleistung von Ökostromanlagen sowie die Einführung leistungsbezogener Netztarife. Über allem stehe die Fairness.
 
Im Hinblick auf die österreichische Parlamentswahl am 29. September hat die Verteilnetzbetreiber-Plattform „Forum Versorgungssicherheit“ am 11. Juli ihre Wünsche an die Bundespolitik präsentiert. Sie gehen in einigen Punkten über den am Vortag vom E-Branchenverband Oesterreichs Energie veröffentlichten „Zukunftspakt für Österreich“ hinaus.

Vor allem fordert das Forum Versorgungssicherheit die Ermächtigung für die Netzbetreiber, die Einspeiseleistung von Windparks und Photovoltaikanlagen auf 70 Prozent der Nennleistung zu begrenzen. Dafür sollen die Anlagenbetreiber keine Entschädigung erhalten. Das Argument: Zu den Zeiten, zu denen die Begrenzung tatsächlich erfolgt, seien die Strom-Großhandelspreise wegen des Überangebots vor allem an Solarstrom meist ohnedies negativ.

Dieses Anliegen hatte die E-Wirtschaft in den Verhandlungen über das Elektrizitätswirtschaftsgesetz (ElWG) mehrfach formuliert, war damit jedoch nicht durchgedrungen. Da der Beschluss des Gesetzes ausständig ist, aber grundsätzlich noch vor der Wahl erfolgen könnte, bringt das Forum diesen Wunsch nun ein weiteres Mal vor.

Darüber hinaus wünscht das Forum, Kunden nur auf deren ausdrücklichen Wunsch monatliche abrechnen zu müssen. Ferner soll die Förderung für die Installation „erzeugungsnaher“ Stromspeicher, nicht zuletzt bei PV-Anlagen, verbreitert und erhöht werden.

Leistungsbezogene Tarife

Der Geschäftsührer der Wiener Netze, Thomas Maderbacher, ergänzte, es sei notwendig, leistungsbezogene Netztarife einzuführen. Wer - etwa für das Schnellladen eines Elektroautos - sehr hohe Leistungen beanspruche, solle dafür angemessen bezahlen. Damit entstünde laut Maderbacher „ein Anreiz, Spitzenbelastungen zu vermeiden, was die Effizienz der Netze erhöht“. Ihm zufolge laufen in dieser Angelegenheit konstruktive Diskussionen mit der Regulierungsbehörde E-Control, die für die Festlegung der Netztarife zuständig ist.

Maderbacher erläuterte, in die österreichischen Verteilnetze müssten bis 2030 rund 18 bis 20 Milliarden Euro investiert werden, um den geplanten Ausbau der Ökostrom-Erzeugung zu bewältigen. Wie mehrfach berichtet, soll von 2030 an der Strombedarf Österreichs bilanziell vollständig mit Wasser- und Windkraft, Photovoltaik-Anlagen sowie Biomasse-Kraftwerken gedeckt werden. Dies bedingt eine Erhöhung der Produktion um rund 50 Prozent oder 27 Milliarden kWh pro Jahr.

Faire Kostenteilung

Intensiv diskutiert wird, wie die Netzausbau-Kosten künftig zu finanzieren sind. Bisher werden diese über die Netztarife auf sämtliche Kunden umgelegt, anders gesagt, sozialisiert. Nicht zuletzt Konsumentenschutz-Organisationen zweifeln indessen daran, ob dies angesichts der nötigen Summen speziell sozial schwachen Kunden weiter zumutbar ist.

Von der Redaktion auf diese Thematik angesprochen, beschied Maderbacher, zuständig für die Netztarife sei die E-Control. Diese nehme im Rahmen der gesetzlichen Möglichkeiten schon derzeit auf soziale Aspekte Bedacht.

Grundsätzlich geht es laut Maderbacher darum, die Endkunden, aber auch die Stromerzeuger, entsprechend ihrer wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit zur Finanzierung der Netze heranzuziehen. Notwendig sei, die Kosten auf eine allgemein als fair angesehene Weise zu verteilen. Jemanden, der nur eine kleine PV-Anlage anschließen wolle, mit zusätzlichen Kosten zu belasten, „wäre unfair. Wer dagegen einen leistungsstarken Windpark errichtet oder auf andere Weise in der Stromerzeugung kommerziell tätig ist, sollte die Anschlusskosten für seine Betriebsmittel in vollem Umfang tragen.“

Im Forum Versorgungssicherheit arbeiten die Verteilernetzbetreiber Wiener Netze, Netz Niederösterreich, Netz Burgenland, Linz Netz und Netz Oberösterreich auf interessenpolitischer Ebene zusammen.
 

Klaus Fischer
© 2024 Energie & Management GmbH
Donnerstag, 11.07.2024, 13:24 Uhr

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