
Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchung des europäischen Dachverbandes der Netzbetreiber, Entso-E, die in Brüssel veröffentlicht
wurde. Eine optimale Interaktion zwischen der EV-Flotte und den Netzen sei nicht nur von großem ökonomischen und ökologischen
Nutzen für die Verbraucher und alle anderen Beteiligten, sie könne auch das Netzmanagement verbessern, heißt es in der Untersuchung.
Voraussetzung dafür sei, dass alle Akteure beim Aufbau eines Netzes von „smarten Ladesäulen“ und dem Einsatz moderner „Fahrzeug-Netz-Technik“(vehicle-to-grid:
V2G) kooperierten.
Der Verband rechnet damit, dass die Zahl der EV in den nächsten Jahren schnell steigt. Damit steige auch die Komplexität des
Zusammenspiels zwischen Verkehr und Energiewirtschaft. Die Entwicklung einer Ladeinfrastruktur, die den Erwartungen aller
Akteure in der Wertschöpfungskette gerecht werde, stelle gegenwärtig das größte Problem dar. Zwischen diesen Erwartungen und
dem absehbaren Aufbau „smarter Ladeprozesse“ klaffe eine beträchtliche Lücke.
Entwicklung nicht sich selbst überlassen
Diese Entwicklung sich selbst zu überlassen, könne zu einem großen Problem für die Energiewirtschaft werden und die Netze
zeitweise überfordern. Ein geschicktes Management der Ladeprozesse könne dagegen einer Überforderung entgegenwirken und berge
darüber hinaus neue Chancen, zum Beispiel die Entwicklung eines Flexibilitätsmarktes. Smarte Ladevorgänge seien geeignet,
die Integration erneuerbarer Energien in die Elektrizitätswirtschaft zu unterstützen, indem sie die Nachfrage steuern, den
Lastenausgleich erleichtern und so Kosten reduzierten.
EV könnten auch einen Beitrag zur Beseitigung von Engpässen im Netz leisten und die Entwicklung von Energiediestleistungen
unterstützen, heißt es weiter.
Um dieses Potenzial zu mobilisieren und sinnvolle V2G-Lösungen zu verwirklichen, hat Entso-E fünf Empfehlungen formuliert.
Als erstes sollten die Planungen für den Ausbau der Stromnetze und der Ladesäulen aufeinander abgestimmt werden. Dafür müssten
die Beteiligten gemeinsame Szenarien und Modelle entwickeln.
Die Voraussetzung für ein erfolgreiches Management der Ladevorgänge seien smarte V2G-Lösungen, die den EV-Besitzern Vorteile
brächten, wenn sie auf die Belastung der Netze Rücksicht nehmen.
Die Ladeinfrastruktur müsse den Stromverbrauch nicht nur messen, sondern auch in der Lage sein, mit dem System zu kommunizieren.
Dafür seien gemeinsame Standards, Interoperabilität und Datennetze nötig. Ein effizientes Datenmanagement setze voraus, dass
die EV-Fahrer einen Anreiz hätten, Daten zu generieren und dem System zur Verfügung zu stellen.
Übertragungs- und Verteilnetzbetreiber (TSO und DSO) müssten enger zusammenarbeiten und neue Lösungen für neue Bedürfnisse
ihrer Kunden entwickeln. Das Flexibilitätspotential der EV für den Netzbetrieb könne am besten durch neue Dienstleistungen
erschlossen werden, die im Wettbewerb entwickelt werden sollten.
Tarifstrukturen, die einen Anreiz für das smarte Laden der EV und eine Beteiligung der Fahrer an flexiblen Märkten darstellten,
seien nur auf der Grundlage neuer Netztarife und Strompreisstrukturen möglich. Hier mahnt Entso-E eine Modernisierung der
Marktregeln durch die Regulierer an.
Weitere Informationen auf der Internetseite der europäischen Übertragungsnetzbetreiber.
Dienstag, 06.04.2021, 15:17 Uhr