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Enerige & Management > Recht - Münsters Pannen-Turbine nun ein Fall fürs Gericht
Quelle: Shutterstock / sergign
RECHT:
Münsters Pannen-Turbine nun ein Fall fürs Gericht
Eine Pannen-Turbine beschäftigt die Justiz: Die Stadtwerke Münster verklagen den Hersteller General Electrics für eine Windkraftanlage, die verbotene Geräusche von sich gibt.
 
Verbotene Töne einer Windkraftanlage, harsche Töne des Betreibers gegen den Hersteller - wegen jahrelanger Probleme mit einer Turbine von General Electrics (GE) teilen die Stadtwerke Münster mit, nun gleich einen „Schlussstrich unter das Kapitel GE“ ziehen zu wollen.

Selten klingen die Westfalen in Mitteilungen so verärgert. „Zur Not bis in die letzte Instanz“ wolle der Versorger seine Ansprüche gegen die US-amerikanische Firma General Electrics vorbringen, so Stadtwerke-Geschäftsführer Sebastian Jurczyk. „Wir nehmen GE kompromisslos in die Pflicht, ihrer Verantwortung gerecht zu werden.“
 
Dreht bald nur noch eine Runde vor Gericht: die Pannen-Turbine von GE in Münsters Süden
Quelle: Stadtwerke Münster

Mit der Windkraftanlage des Typs GE Wind 3.2-130 (Nennleistung 3,2 MW) sind die Münsteraner nie wirklich glücklich geworden. Seit 2017 steht sie am Südrand der Domstadt, in der Bauerschaft Loevelingloh. Recht bald nach der Inbetriebnahme stellt sich heraus, dass das Kraftwerk unter gewissen Bedingungen merkwürdige Geräusche von sich gibt. Die Fachwelt spricht dann von „tonhaltig“. Das führt erstens zu Aufschlägen auf die Lärmwerte und zweitens in Genehmigungsverfahren zur Ablehnung einer Anlage.

Auch ein bereits vermeldeter Verkauf zerschlug sich

Die Geräusche führten zu Protestnoten der ansässigen Bevölkerung, die über Schall und Pfeifgeräusche klagte. Ins Kuriose geriet die Situation, als ein Unternehmen in der Folge ankündigte, den in der Nähe befindlichen Betrieb zu verkleinern. Die Spedition entließ etliche Beschäftigte, mit Klagen kam sie nicht durch.

Seit 2017 gab es eine Reihe von Versuchen, der Situation Herr zu werden. Die Stadtwerke monierten das Problem beim Hersteller GE Vernova, zeitweise bereits mit rechtlichen Mitteln. GE folgte der Aufforderung, die Geräuschursache zu identifizieren, und nahm „immer wieder“ Nachbesserungen vor, so die Stadtwerke. Alles offenbar ohne den erhofften Erfolg, die Anlage weiterbetreiben zu können.

Am zweitliebsten wäre Münster das Problem mit einem Verkauf der Anlage losgeworden. Im Januar 2024 meldete der Versorger sogar, die Turbine an das Gießener Unternehmen „iTerra energy“ veräußert zu haben. Doch die anhaltenden technischen Probleme ließen auch diese Lösung scheitern.

So sahen die Stadtwerke sich veranlasst, die Anlage erneut außer Betrieb zu nehmen. Um sie doch noch einmal anzuwerfen: Eine neue Schalluntersuchung sollte letzten Aufschluss über das weitere Vorgehen bringen.

Nun liegen die Messergebnisse vor und sie lassen laut Maximilian Wolf, Abteilungsleiter Erneuerbare Energien der Stadtwerke, „keinen Zweifel daran, dass eine Reparatur der Anlage oder ein eingeschränkter Betrieb aufgrund der Mängel nicht möglich ist“.

In der Konsequenz legen die Stadtwerke die Turbine endgültig still und bereiten den Rückbau vor. Dies soll in Abstimmung mit GE und der Bezirksregierung Münster erfolgen. Parallel hat der Versorger die US-Amerikaner auf Rückabwicklung und Ausgleich der entstandenen Schäden verklagt.

Zum genauen Streitwert wollten die Stadtwerke auf Anfrage dieser Redaktion keine Stellung beziehen. Allerdings, so eine Sprecherin, habe es 3,8 Millionen Euro gekostet, die Anlage zu errichten. Auch die entgangenen Erlöse wolle der Versorger auf dem Rechtsweg eintreiben, die Klage liegt beim Landgericht Osnabrück - in Niedersachsen, dem Land, in dem GE den Hauptsitz (Salzbergen) hat.

Die Antwort auf eine Anfrage beim Hersteller GE Wind Energy GmbH stand zunächst aus.
 

Volker Stephan
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Freitag, 14.02.2025, 12:50 Uhr

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