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Enerige & Management > Ukraine-Krieg - München will Kohleausstieg verschieben
Quelle: SWM
UKRAINE-KRIEG:
München will Kohleausstieg verschieben
Eigentlich sollte die Kohlenutzung des Heizkraftwerkes Nord in München so schnell wie möglich auf Erdgas umgestellt werden. Die Stadtwerke München bremsen nun.
 
Es ist für die Stadtwerke München (SWM) sowie der bayerischen Landeshauptstadt ein wesentlicher Punkt ihrer selbst gesetzten Klimastrategie: ein schneller Ausstieg aus der Kohlenutzung im Münchener Heizkraftwerk Nord (Block 2), um den CO2-Ausstoß auch im Sinne des Bürgerbegehrens von 2017 zu senken.

Zu Jahresbeginn hatten die SWM bekannt gegeben, dass eine Umstellung des Kohleblocks auf Erdgas noch zur Heizperiode 2022/23 technisch umsetzbar sei. Aufgrund des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine ist „jedoch eine verlässliche Versorgung mit Erdgas in Frage gestellt“, teilten die SWM nun mit.

Der Füllstand der süddeutschen Erdgasspeicher liege aktuell unter 20 % und die Gasflüsse aus Russland bleiben deutlich unter dem langjährigen Mittel. Als Reaktion haben sich die Gaspreise im Großhandel mehr als verfünffacht. Dies gilt auch für die bereits am Markt gehandelten Preise für den Sommer und für die kommende Heizperiode.

Ob es gelingt, angesichts der schwachen Zuflüsse die süddeutschen Gasspeicher im Sommer ausreichend zu füllen, ist laut dem Versorger ungewiss. Für die SWM besteht ein „hohes Risiko einer fortgesetzt angespannten Gasversorgungssituation in Deutschland bis in den kommenden Winter hinein und möglicherweise darüber hinaus“.

Block 2 wäre Großverbraucher an Erdgas

Der Block 2 ist laut Bundesnetzagentur stromseitig systemrelevant und kann daher nicht ersatzlos abgeschaltet werden. Die Stadtwerke benötigen ihn nach eigenen Angaben auch für die Sicherstellung der Fernwärmeversorgung. Damit stellt sich für den kommunalen Versorger die Frage, ob eine Umstellung auf Erdgas – wie bislang geplant – zur Heizperiode 2022/23 vertretbar ist.

Denn damit ginge in München ein neuer Großverbraucher ans Netz, der während der Heizperiode deutlich mehr Erdgas benötigen würde als alle Münchener Privatkunden der SWM Versorgungs GmbH zusammen. Die Versorgungslage könnte sich dadurch weiter verschärfen und insbesondere eine Zwangsabschaltung von Industriekunden als erste konkret Betroffene bei einem Engpass wäre dann wahrscheinlicher.

Die SWM werden daher dem Ausschuss für Arbeit und Wirtschaft am 15. März Alternativen vorschlagen. Die Umstellung könnte zeitlich verzögert werden, etwa zur Heizperiode 2023/24 oder auch 2024/25. Auch ein Weiterbetrieb des Blocks steht zur Diskussion. Die Stadtwerke selbst präferieren, die Umstellung von Kohle auf Gas zur Heizperiode 2023/24 vorzunehmen. Würde sich dies aufgrund der weiteren Entwicklung nicht realisieren lassen, würden die SWM zu gegebener Zeit einen neuen Vorschlag erarbeiten.

Erneuerbaren-Strategie der SWM bleibt unangetastet

Die Strategie hin zu hundertprozentig erneuerbarer Strom- und Wärmeversorgung für München bleibt aber unverändert, betont Florian Bieberbach, Vorsitzender der SWM Geschäftsführung: „Wir stimmen aber mit Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck überein, dass der kurzfristige Fokus energiepolitischen Handelns jetzt vor allem auf der Versorgungssicherheit liegen muss.“

Das Heizkraftwerk Nord besteht aus drei Blöcken mit einer Wärmeleistung von 900 MW und einer elektrischen Leistung von 360 MW. Zwei Blöcke werden mit Müll betrieben, einer mit Kohle.
 

Heidi Roider
Redakteurin und Chefin vom Dienst
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Freitag, 11.03.2022, 10:28 Uhr

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