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Enerige & Management > Bilanz - Müller verabschiedet sich mit guten Zahlen
Entspannte Gesichter bei der Präsentation des MVV-Geschäftsberichts. Quelle: E&M / Stefan Sagmeister
BILANZ:
Müller verabschiedet sich mit guten Zahlen
Die Mannheimer MVV Energie hat ihre Bilanz des Geschäftsjahres 2023/24 vorgestellt und präsentiert „das zweitbeste Ergebnis“. 
 
Der Vorstandsvorsitzende der MVV sollte recht behalten. Bei der Bilanzpressekonferenz im vergangenen Jahr hatte Georg Müller erklärt, dass sich das außergewöhnliche Ergebnis im kommenden Jahr so nicht wiederholen werde. Und er sollte Recht behalten. Gleichwohl kann das Geschäftsjahr 2023/2024 als ein erfolgreiches bezeichnet werden.

Das „zweitbeste Ergebnis seit unserem Börsengang 1999“ präsentierte der scheidende Vorstandsvorsitzende bei der Bilanzpressekonferenz vor Journalisten in der Frankfurter Börse. Der Jahresüberschuss betrug im abgelaufenen Geschäftsjahr 281 Millionen Euro. Das Jahr zuvor waren es 592 Millionen Euro gewesen. Die Mannheimer beginnen ihr Geschäftsjahr am 1. Oktober.

Der Umsatz lag bei 7,19 Milliarden Euro, im Jahr zuvor waren es mit 7,53 Milliarden Euro nur geringfügig mehr. Die Zahlen entsprechen den zuvor kommunizierten Erwartungen. Der Konzern erwirtschaftete ein Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) von 416 Millionen Euro. Es bewegte sich damit „am oberen Ende der zuletzt prognostizierten Bandbreite von 390 bis 420 Mio Euro“.

Die MVV Energie werde ihre Arbeit weiter dem Ziel unterordnen, bis 2035 klimaneutral zu werden. „Das ist und bleibt der strategische Kompass unseres Transformationspfades“, sagte Müller. 2024 investierte das Unternehmen mit 417 Millionen Euro so viel wie nie seit 2015 – vor allem in erneuerbare Energien, Wärmewende-Projekte und Netzausbau.

Wärmewende wird immer wichtiger

Ein Thema, das auch in Mannheim immer größeren Raum einnimmt, ist die Wärmewende. Im vergangenen Jahr seien wichtige Projekte umgesetzt worden, unter anderem die Errichtung einer Flusswärmepumpe und der Anschluss eines Biomasseheizkraftwerks. „Unsere Leistung bei grüner Wärme beträgt unverändert 812 Megawatt“ so Müller. Der Anteil der erneuerbaren Energien bei der Wärmeerzeugung liege bei 46 Prozent. 
Bis 2030 will die MVV die Fernwärmenetze in Mannheim und Offenbach vollständig auf klimafreundliche Energiequellen umgestellt haben. In Kiel soll dies bis 2035 passiert sein. In den Städten Offenbach und Kiel halten die Mannheimer die Mehrheit an den örtlichen Versorgern.

Dass die Wärmewende keine einfache Angelegenheit ist und durchaus zur Verunsicherung bei den Kunden führen kann, musste die MVV in der jüngsten Zeit selbst feststellen. So hatten vor wenigen Tage sechs Bürgermeister in der Region Mannheim die MVV-Pläne, im Zuge der angestrebten Klimaneutralität bis 2035 das Gasgeschäft aufgeben zu wollen, in einem offenen Brief als „unverantwortlich“ bezeichnet. Sie fordern eine Verschiebung des Termins und ein „realistisches Ziel“.

Darauf angesprochen sagte Müller, sein Unternehmen sei sich keiner Schuld bewusst. Die Pläne mit dem Zieldatum 2035 seien schon länger bekannt, „wir haben keinen Fehler gemacht.“ Denn die MVV wolle bewusst sehr früh die Gasnutzer auf das Ende hinweisen, damit sie sich Alternativen suchen könnten. Allerdings zeige der Sachverhalt, dass man noch besser und vielleicht auch lauter kommunizieren sollte, so Müller. Das Thema Wärme sei ein emotionales, hier müsse das Unternehmen noch mehr auf die Sorgen und Ängste eingehen.

Üblicherweise geht der MVV-Vorstandsvorsitzende bei der Bilanzvorstellung auch auf energiepolitische Themen ein. „Auch wenn mit dazu Einiges einfallen würde, möchte ich darauf ausdrücklich verzichten“, sagte Müller. Noch sei die Regierung im Amt, die Vertrauensfrage werde erst in den kommenden Tagen gestellt und zudem hätten „Wahlkämpfe ihre eigenen Gesetze“. Wichtig sei, dass die neue Regierung zügig über die künftigen energiepolitischen Köpfe und Bedingungen entscheide.

 
Kann sich mit guten Zahlen verabschieden: Georg Müller
Quelle: E&M / Stefan Sagmeister


Nachfolger von Müller kommt von Eon

Dass Müller nur einen kurzen Ausblick für das Unternehmen gab, war ebenfalls nachvollziehbar. Für das angelaufene Geschäftsjahr erwartet die MVV ein Ebit zwischen 350 und 400 Millionen Euro. Der Vorstandsvorsitzende hat schon länger angekündigt, zum 31. März aus dem Unternehmen auszuscheiden. 16 Jahre stand der promovierte Jurist und gebürtige Westfale (Baujahr 1963) an der Spitze des Mannheimers Kommunalversorgers.

Sein Nachfolger wurde am 4. Dezember offiziell mitgeteilt: Zum 1. April 2025 übergibt Müller an Gabriel Clemens. Der 53-Jährige ist promovierter Ingenieur und wechselt von Essen nach Mannheim.Clemens ist aktuell Geschäftsführer der Eon Hydrogen GmbH und ist seit 2021 für das Wasserstoff-Geschäft des Energiekonzern verantwortlich.
   
Geschäftszahlen MVV Energie AG 2023/24 2022/23
Umsatz in Millionen Euro 7.194 7.531
Adjusted Ebit in Millionen Euro 416 747
Jahresüberschuss in Millionen Euro 281 592
Mitarbeitende 6.649 6.390

 
 

Stefan Sagmeister
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Donnerstag, 12.12.2024, 16:30 Uhr

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