
Quelle: E&M
AUS DER AKTUELLEN AUSGABE:
Mit Netzen nach künstlicher Intelligenz fischen
Sieben auf einen Streich: Verteilnetzbetreiber lernen gemeinsam, mit KI Herausforderungen für ihre Leitungen zu meistern, Betriebsabläufe zu optimieren und den Service zu verbessern.
Die Digitalisierung der Stromnetze schreitet voran, man blicke nur in die Hochsicherheitstrakte der Netzbetreiber, in die
Ortsnetzstationen oder die Leitzentralen. Die Verteilnetze können aber im nächsten Schritt auch von künstlicher Intelligenz
profitieren. Davon sind sieben Netzbetreiber aus der gesamten Republik überzeugt. Sechs Monate lang aktivieren die Spezialisten
der Netzgesellschaften kommunaler Versorger gemeinsam ihre grauen Zellen, um generativer künstlicher Intelligenz (Gen AI)
zum Durchbruch in verschiedenen Geschäftsbereichen zu verhelfen.
Das Pilotprojekt unter Führung der Energieforen Leipzig hatte im Januar in der Buchmessestadt seine Auftaktveranstaltung. Ihre Köpfe stecken seit Jahresbeginn die Vertreterinnen und Vertreter von Versorgern aus Bielefeld (Bielefelder Netz), Duisburg (Netze Duisburg), Halle (Energieversorgung Halle Netz), Hannover (Enercity Netz), Kiel (Stadtwerke Kiel Netz), Köln (Rheinnetz) und Münster (Stadtnetze Münster) zusammen.
Die Anwendungsfälle können von ganz unterschiedlicher Natur sein, sind die Beteiligten überzeugt. „KI bietet uns die Chance, datenbasierte Entscheidungen schneller und präziser zu treffen, Routineaufgaben zu automatisieren und dabei die Zufriedenheit unserer Kundinnen und Kunden durch schnellere Prozessbearbeitung weiter zu steigern“, sagt etwa Tobias Zuckschwerdt, Geschäftsführer der SW Kiel Netz GmbH. Neben der Analyse und Steuerung durch Algorithmen können zum Beispiel auch unterschiedliche künstlich generierte Inhalte (Texte, Animationen, Videos) die Betreiber von Versorgungsnetzen unterstützen.
Plattform soll Anwendungen verfügbar machen
Die zunächst auf ein halbes Jahr angelegte Kooperation setzt bewusst auf Grundlagenarbeit. Am Ende soll aber eine KI-Plattform entwickelt sein, auf der vier konkrete Anwendungsfälle aus verschiedenen Fachbereichen abgebildet sind und funktionieren. So erhoffen sich die beteiligten Stadtnetze Münster, ein Tochterunternehmen der dortigen Stadtwerke, Entwicklungsschritte in den Bereichen Prognose, Automatisierung, Service und Dokumentation, teilt eine Sprecherin auf Anfrage von E&M mit. Die Fäden beim kooperativen Lernen der Netzgesellschaften halten dabei die Energieforen Leipzig in der Hand, das Branchen- und Beratungsnetzwerk steuert seine eigene Expertise zum Austausch ebenfalls bei.
Auf dem Wunschzettel der vernetzten Netzbetreiber steht zum Beispiel der Aufbau eines energiewirtschaftlichen Wissens-GPT, also eines Moduls, das relevante Brancheninhalte künstlich generiert. Ferner wollen die Beteiligten sich über erforderliche Entwicklungsschritte in ihrer Informationstechnologie klar werden. Welche Auswirkungen die digitalen Möglichkeiten auf die Veränderung der Arbeitsorganisation in übergreifenden Geschäftsprozessen haben, darüber soll ein Modul zum Change Management Mensch-KI-Organisation Erkenntnisse liefern. Die Netzwerkenden betonen, bei all ihren Prozessschritten die sensiblen Bereiche kritische Infrastruktur und Datenschutz zu beachten.
Chancen bei der Automatisierung
Wer künstliche Intelligenz der menschlichen an die Seite stellt, erhält nicht nur Beifall. Die Beratenden der Energieforen Leipzig formulieren es so: „Der Prozess der Implementierung einer neuen Technologie ist lang, fordernd und häufig von Widerständen verschiedenster Art begleitet.“ Entsprechend setzt Tobias Zuckschwerdt aus Kiel darauf, dass die Initiative der sieben Netzbetreiber erste zukunftsweisende Lösungen entwickele, „die sowohl wirtschaftlichen Nutzen schaffen, als auch das Vertrauen unserer Mitarbeitenden in KI-Anwendungen stärken“.
Rebecca Reischuk, Geschäftsführerin der Bielefelder Netz GmbH, stellt die „enormen Herausforderungen“ und die „großen komplexen Aufgaben“ heraus, vor der die Netzbetreiber angesichts der Energiewende und der Digitalisierung stünden. Daher gelte es, die ebenfalls vorhandenen Chancen im Bereich Automatisierung und KI speziell im Netzgeschäft zu nutzen.
In Münster bündeln die Stadtwerke die entsprechenden Aktivitäten seit Januar in einem gemeinsamen Bereich. Federführend kümmere die Abteilung „KI und Smart City“ sich nun um das Thema KI in der Netzwirtschaft, erklärt die Sprecherin des Verbundunternehmens. Die Datenspezialisten des Marktprozessmanagements beim Netzbetreiber Stadtnetze arbeiten auch zu.
Für den Bereich der Kundenkommunikation entwickelt das Projekt ebenfalls Anwendungsfälle. Chatbots, also virtuelle Ansprechpartner, sollen auf der Grundlage von KI-Sprachmodellen eingehende Anfragen beantworten. In Münster verspricht man sich davon, den Kundenservice, die Erreichbarkeit und die Reaktionszeiten zu verbessern.
Besonders aber im Bereich der Netzplanung und -optimierung soll KI künftig aus Sicht der Westfalen wertvolle Dienste leisten. „KI kann beispielsweise zur Analyse von Netzdaten eingesetzt werden, um Anomalien zu erkennen und frühzeitig auf mögliche Probleme hinzuweisen“, so die Sprecherin. Zur Optimierung der Netzplanung soll KI beitragen, indem sie etwa Netzszenarien simuliert. Konkret sollen die Vorhersagen von Energiebedarfen präziser werden.
Das soll dadurch gelingen, so die Sprecherin, dass KI anhand historischer Daten die Lastprognosen genauer fasst. Im Ergebnis unterstütze dies nicht nur die Planung und den Betrieb des Netzes, sondern verteile auch die Energie besser. „Ziel ist es, die Effizienz der Netze zu steigern, Engpässe zu vermeiden und Kosten zu senken.“
Von künstlicher Intelligenz erwarten die Münsteraner sich zugleich eine vorbeugende Wirkung im Bereich Instandhaltung. Profitieren könne die Predictive Maintenance: Algorithmen sollen Wartungsbedarfe vorhersagen und planen. „Das senkt die Betriebskosten und erhöht die Zuverlässigkeit des Netzes“, so die Sprecherin. An dieser Stelle zahle sich auch die Kooperation mit den anderen Netzbetreibern aus: Die erforderliche Datenbasis für zuverlässige Vorhersagen sei schlicht größer und aussagekräftiger als bei einem Alleingang.
Die Ergebnisse der halbjährigen Projektphase werden nicht in der Schublade verschwinden. Auch nicht beteiligte Netzbetreiber sollen im Anschluss von der Gen-AI- und KI-Plattform profitieren können, verspricht Raphael Noack, geschäftsführender Gesellschafter der Energieforen Leipzig. Er betont, dass der Austausch von sieben Netzbetreibern Kreativität und Effizienz fördere, „die so im Alltag kaum möglich ist“.

Das Pilotprojekt unter Führung der Energieforen Leipzig hatte im Januar in der Buchmessestadt seine Auftaktveranstaltung. Ihre Köpfe stecken seit Jahresbeginn die Vertreterinnen und Vertreter von Versorgern aus Bielefeld (Bielefelder Netz), Duisburg (Netze Duisburg), Halle (Energieversorgung Halle Netz), Hannover (Enercity Netz), Kiel (Stadtwerke Kiel Netz), Köln (Rheinnetz) und Münster (Stadtnetze Münster) zusammen.
Die Anwendungsfälle können von ganz unterschiedlicher Natur sein, sind die Beteiligten überzeugt. „KI bietet uns die Chance, datenbasierte Entscheidungen schneller und präziser zu treffen, Routineaufgaben zu automatisieren und dabei die Zufriedenheit unserer Kundinnen und Kunden durch schnellere Prozessbearbeitung weiter zu steigern“, sagt etwa Tobias Zuckschwerdt, Geschäftsführer der SW Kiel Netz GmbH. Neben der Analyse und Steuerung durch Algorithmen können zum Beispiel auch unterschiedliche künstlich generierte Inhalte (Texte, Animationen, Videos) die Betreiber von Versorgungsnetzen unterstützen.
Plattform soll Anwendungen verfügbar machen
Die zunächst auf ein halbes Jahr angelegte Kooperation setzt bewusst auf Grundlagenarbeit. Am Ende soll aber eine KI-Plattform entwickelt sein, auf der vier konkrete Anwendungsfälle aus verschiedenen Fachbereichen abgebildet sind und funktionieren. So erhoffen sich die beteiligten Stadtnetze Münster, ein Tochterunternehmen der dortigen Stadtwerke, Entwicklungsschritte in den Bereichen Prognose, Automatisierung, Service und Dokumentation, teilt eine Sprecherin auf Anfrage von E&M mit. Die Fäden beim kooperativen Lernen der Netzgesellschaften halten dabei die Energieforen Leipzig in der Hand, das Branchen- und Beratungsnetzwerk steuert seine eigene Expertise zum Austausch ebenfalls bei.
Auf dem Wunschzettel der vernetzten Netzbetreiber steht zum Beispiel der Aufbau eines energiewirtschaftlichen Wissens-GPT, also eines Moduls, das relevante Brancheninhalte künstlich generiert. Ferner wollen die Beteiligten sich über erforderliche Entwicklungsschritte in ihrer Informationstechnologie klar werden. Welche Auswirkungen die digitalen Möglichkeiten auf die Veränderung der Arbeitsorganisation in übergreifenden Geschäftsprozessen haben, darüber soll ein Modul zum Change Management Mensch-KI-Organisation Erkenntnisse liefern. Die Netzwerkenden betonen, bei all ihren Prozessschritten die sensiblen Bereiche kritische Infrastruktur und Datenschutz zu beachten.
Chancen bei der Automatisierung
Wer künstliche Intelligenz der menschlichen an die Seite stellt, erhält nicht nur Beifall. Die Beratenden der Energieforen Leipzig formulieren es so: „Der Prozess der Implementierung einer neuen Technologie ist lang, fordernd und häufig von Widerständen verschiedenster Art begleitet.“ Entsprechend setzt Tobias Zuckschwerdt aus Kiel darauf, dass die Initiative der sieben Netzbetreiber erste zukunftsweisende Lösungen entwickele, „die sowohl wirtschaftlichen Nutzen schaffen, als auch das Vertrauen unserer Mitarbeitenden in KI-Anwendungen stärken“.
Rebecca Reischuk, Geschäftsführerin der Bielefelder Netz GmbH, stellt die „enormen Herausforderungen“ und die „großen komplexen Aufgaben“ heraus, vor der die Netzbetreiber angesichts der Energiewende und der Digitalisierung stünden. Daher gelte es, die ebenfalls vorhandenen Chancen im Bereich Automatisierung und KI speziell im Netzgeschäft zu nutzen.
In Münster bündeln die Stadtwerke die entsprechenden Aktivitäten seit Januar in einem gemeinsamen Bereich. Federführend kümmere die Abteilung „KI und Smart City“ sich nun um das Thema KI in der Netzwirtschaft, erklärt die Sprecherin des Verbundunternehmens. Die Datenspezialisten des Marktprozessmanagements beim Netzbetreiber Stadtnetze arbeiten auch zu.
Für den Bereich der Kundenkommunikation entwickelt das Projekt ebenfalls Anwendungsfälle. Chatbots, also virtuelle Ansprechpartner, sollen auf der Grundlage von KI-Sprachmodellen eingehende Anfragen beantworten. In Münster verspricht man sich davon, den Kundenservice, die Erreichbarkeit und die Reaktionszeiten zu verbessern.
Besonders aber im Bereich der Netzplanung und -optimierung soll KI künftig aus Sicht der Westfalen wertvolle Dienste leisten. „KI kann beispielsweise zur Analyse von Netzdaten eingesetzt werden, um Anomalien zu erkennen und frühzeitig auf mögliche Probleme hinzuweisen“, so die Sprecherin. Zur Optimierung der Netzplanung soll KI beitragen, indem sie etwa Netzszenarien simuliert. Konkret sollen die Vorhersagen von Energiebedarfen präziser werden.
Das soll dadurch gelingen, so die Sprecherin, dass KI anhand historischer Daten die Lastprognosen genauer fasst. Im Ergebnis unterstütze dies nicht nur die Planung und den Betrieb des Netzes, sondern verteile auch die Energie besser. „Ziel ist es, die Effizienz der Netze zu steigern, Engpässe zu vermeiden und Kosten zu senken.“
Von künstlicher Intelligenz erwarten die Münsteraner sich zugleich eine vorbeugende Wirkung im Bereich Instandhaltung. Profitieren könne die Predictive Maintenance: Algorithmen sollen Wartungsbedarfe vorhersagen und planen. „Das senkt die Betriebskosten und erhöht die Zuverlässigkeit des Netzes“, so die Sprecherin. An dieser Stelle zahle sich auch die Kooperation mit den anderen Netzbetreibern aus: Die erforderliche Datenbasis für zuverlässige Vorhersagen sei schlicht größer und aussagekräftiger als bei einem Alleingang.
Die Ergebnisse der halbjährigen Projektphase werden nicht in der Schublade verschwinden. Auch nicht beteiligte Netzbetreiber sollen im Anschluss von der Gen-AI- und KI-Plattform profitieren können, verspricht Raphael Noack, geschäftsführender Gesellschafter der Energieforen Leipzig. Er betont, dass der Austausch von sieben Netzbetreibern Kreativität und Effizienz fördere, „die so im Alltag kaum möglich ist“.

Fachkräfte von sieben Netzbetreibern erproben den Einsatz von generativer künstlicher Intelligenz
Quelle: Energieforen Leipzig
Quelle: Energieforen Leipzig
Volker Stephan
© 2025 Energie & Management GmbH
Donnerstag, 06.03.2025, 08:57 Uhr
Donnerstag, 06.03.2025, 08:57 Uhr
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