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Quelle: Shutterstock / sdf_qwe
GAS:
Mehr russisches Gas für Europa
Gazprom pumpt mehr Gas für Europa über die Schwarzmeerleitung Turkstream als einst geplant war. Dies soll mit den Exporten nach China den Transitausfall über die Ukraine kompensieren.
 
Die russischen Gaslieferungen über Turkstream nach Europa haben Medienberichten zufolge einen neuen Höchststand erreicht. Demnach lagen sie nach Angaben des europäischen Verbandes der Transportnetzbetreiber ENTSOG im Zeitraum vom 10. bis 16. Februar an der türkisch-bulgarischen Grenzübergabestation Strandja 2 - Malkochlar bei 396,25 Millionen Kubikmetern. Dies sind im Schnitt 56,6 Millionen Kubikmeter Gas am Tag und auf ein Jahr umgerechnet 20,7 Milliarden Kubikmeter Gas. Die Kapazität für einen Strang von Turkstream ist auf 15,75 Milliarden Kubikmeter ausgelegt. Folglich fließen offenbar über den zweiten Leitungsstrang von Turkstream, der den türkischen Markt versorgen soll, ebenfalls russische Gasmengen weiter nach Europa. Da für die Türkei bei diesem Strang ein Vertragslieferumfang von 5,75 Milliarden Kubikmeter vereinbart ist, sind 10 Milliarden Kubikmeter Transportkapazität für mehr russische Gaslieferungen verfügbar.
 
Die russischen Gastransporte von Turkstream nach Europa führen zunächst zur Gasübergabestation Strandja 2 – Malkochlar. Von dort wird es zum einen nach Griechenland, Nordmazedonien und Rumänien durchgeleitet. Zum anderen fließt es in Bulgarien über die Balkanstrom-Pipeline nach Serbien, Bosnien und Herzegowina und Ungarn. Bulgarien selbst bezieht auf diesem Weg indes kein russisches Gas.

Neu hinzugekommen ist im Februar die Slowakei, die über eine Verbindungsleitung vom Nachbarn Ungarn Gas von Turkstream importiert. Anfang April soll sich die Durchleitung auf den Vertragsumfang von 3,5 Milliarden Kubikmeter Gas im Jahr verdoppeln, so dass sich dieTransportmenge von Turkstream für Europa auf über 22 Milliarden Kubikmeter erhöht, sofern die Abnehmer an ihrer jetzigen Importmenge festhalten. Dadurch ist dann weit über ein Drittel der weggefallenen Transitmenge über die Ukraine kompensiert, die im letzten Jahr 15,4 Milliarden Kubikmeter Gas umfasste.

Große Pläne für China und Iran

Die prorussische Region Transnistrien in der Moldau bezieht im Rahmen einer russischen humanitären Hilfe seit 14. Februar über die Transbalkan-Gasleitung am Tag 3 Millionen Kubikmeter Gas. Über die Ukraine und diese Gasleitung importierte die Türkei bis zur Inbetriebnahme von Turkstream 2020 Gas aus Russland und lotet jetzt aus, hier in umgekehrter Richtung mehr Gas nach Europa durchzuleiten.
 
Zuwachs ist auch beim Gasexport nach China zu verzeichnen. So stiegen die Transporte über die Leitung mit dem Namen „Kraft Sibiriens“ von 23 im vorangegangenen Jahr auf 31 Milliarden Kubikmeter Gas im Jahr 2024. Im laufenden Jahr soll das vertragliche Höchstvolumen von 38 Milliarden Kubikmeter Gas erreicht werden. Ebenso könnten Lieferungen nach Kasachstan und Usbekistan steigen, erklärte laut russischer Nachrichtenagentur Tass der Erste Stellvertretende Vorsitzende des Energieausschusses der Staatsduma, Pawel Zawalny, am 14. Februar. Er geht davon aus, dass sich der russische Gasexport per Pipeline von 119 Milliarden Kubikmeter Gas im letzten Jahr auf 240 Milliarden Kubikmeter Gas verdoppeln lässt.

In den nächsten zehn Jahren soll die fernöstliche Gasleitung weitere 10 Milliarden Kubikmeter Gas aus Vorkommen vor der Pazifikinsel Sakhalin liefern. Gleichzeitig laufen Zawalny zufolge Verhandlungen zur Gasleitung „Kraft Sibiriens 2“, über Gaslieferungen via Kasachstan mit einer potenziellen Pipelinekapazität von bis zu 45 Milliarden Kubikmetern im Jahr. Darüber hinaus gebe es Aussichten für Gaslieferungen an den Iran über Aserbaidschan mit einem Potenzial von bis zu 55 Milliarden Kubikmetern im Jahr.

Da weder China noch der Iran bereit ist, so viel für das Gas zu bezahlen wie europäische Länder, hat das Schwarze Meer für Russland Vorrang. 21,1 Milliarden Kubikmeter Gas und somit rund 17 Prozent mehr als im Vorjahr kamen nach jüngsten Angaben vom Institut für Energiewirtschaft und Finanzanalysen IEEFA per Schiff in Häfen der EU an. Damit ist Russland nach den USA der zweitgrößte LNG-Lieferant.
 
 

Josephine Bollinger-Kanne
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Donnerstag, 20.02.2025, 12:29 Uhr

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