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Enerige & Management > Gas - Mehr Gas aus Aserbaidschan statt Russland
Quelle: Shutterstock / sdf_qwe
GAS:
Mehr Gas aus Aserbaidschan statt Russland
Der südliche EU-Gaskorridor, der auch nichtrussische Gasmengen nach Europa bringt, wird gestärkt. Aserbaidschan schickt mehr Gas.
 
Nach Angaben des aserbaidschanischen Energieministers Parviz Shahbazov auf der neunten internationalen Opec-Tagung in Wien wollen Länder in Europa 14 Milliarden Kubikmeter mehr Gas pro Jahr aus Aserbaidschan beziehen.

 „Wir setzen den Dialog mit der Europäischen Union fort, da wir eine zusätzliche Nachfrage an aserbaidschanischem Gas sehen. Bei uns wurden mindestens 14 Milliarden Kubikmeter angefordert“, sagte Shahbazov auf der Opec-Tagung am 9. Juli. „Derzeit liefert Aserbaidschan an mehr als 20 Länder Öl und an zwölf Länder Gas.“ In Georgien decke aserbaidschanisches Gas zu 78 Prozent den Bedarf ab. Mehr als 50 Prozent seien es in Bulgarien, 18 Prozent in Griechenland, etwa 16 Prozent in Italien und 18,5 Prozent in der Türkei.

Voriges Jahr förderte Aserbaidschan 50,3 Milliarden Kubikmeter Gas. Die Hälfte davon ging in den Export, wovon Europa 12,9 Milliarden Kubikmeter bezog und somit 9 Prozent mehr als im Vorjahr. Fast 10 Milliarden Kubikmeter importierte die Türkei, während der Rest in Georgien verblieb.

Im Juli 2022 während der Energiekrise hatten sich Aserbaidschan und die EU auf eine Absichtserklärung geeinigt, die bis 2027 eine Erhöhung der aserbaidschanischen Gaslieferungen nach Europa auf 20 Milliarden Kubikmeter Gas vorsieht. Bis Ende 2027 soll laut Fahrplan und Gesetzentwurf der Europäischen Kommission ein Importstopp aller russischen Energieträger greifen. 

Warnung vor Investitionsaufschub

Minister Shahbazov knüpfte aber auch Bedingungen an ein stärkeres Engagement Aserbaidschans: Investitionen und langfristige Verpflichtungen der Käufer, um neue Felder zu erschließen und die Infrastruktur auszubauen.

Bis 2030 erwartet er eine zusätzliche Öl- und Kondensatproduktion aus fünf Projekten mit internationalen Partnern. Ebenso liefen Erkundungsarbeiten an vielversprechenden Vorkommen sowohl an Land als auch auf dem Meeresgrund.

Der Anteil von Öl und Gas nehme im Energiemix eine Schlüsselrolle ein, Dieser Trend setze sich fort, daher könnten laufende Beschränkungen bei der Erschließung traditioneller Energieressourcen künftig zu Risiken und Versorgungsengpässen führen, warnte der Minister. Investitionen sollten hier deswegen nicht aufgeschoben werden.

Ausbau der Tap 

Um die Transportkapazität der Trans-Adria-Gasleitung Tap auf 20 Milliarden Kubikmeter Gas zu erhöhen, sind aserbaidschanischen Medien im Mai zufolge neben zusätzlichen Einheiten an bestehenden Kompressorstationen zwei neue Kompressorstationen in Griechenland und Albanien nötig. Da der langfristige Markttest von 2021 bis 2024 verbindliche Zusagen ergeben habe, soll sich die Pipeline-Kapazität von Januar 2026 an um zusätzliche 1,2 Milliarden Kubikmeter im Jahr erhöhen.

Deswegen arbeitet der Pipelinebetreiber Tap jetzt daran, um die Kapazität für die höheren Liefermengen bereitzustellen. Dazu gehören die Modernisierung und eine neue Kompressoreinheit von circa 15 MW für die Kompressorstation in Kipoi nahe der griechisch-türkischen Grenze. Weitere Erweiterungsstufen auf der Grundlage von Markttests könnten folgen.

Im Rahmen der ersten Ausbaustufe der Gaspipeline sind für Italien 1 Milliarde Kubikmeter mehr und Albanien 200 Millionen Kubikmeter Gas aus Aserbaidschan vorgesehen. Die Transportkapazität der Tap umfasst nach Angaben der aserbaidschanischen Southern Gas Corridor Gesellschaft 11,5 Milliarden Kubikmeter Gas.

Ebenfalls ist eine Erhöhung der Durchleitungskapazität des Interkonnektors zwischen Griechenland und Bulgarien, IGB, von 3 auf 5 Milliarden Kubikmeter Gas im Jahr geplant. Hierzu startete der Betreiber ICGB im Juli eine Marktanalyse.

Langfristverträge zur Finanzierung 

Beide Erweiterungen ermöglichen es, vom Kaspischen Meer über Georgien und die Türkei nach Italien und Bulgarien jährlich insgesamt mehr als 17 Milliarden Kubikmeter Gas durchzuleiten. Dies entspricht in etwa der Kapazität der Transanatolischen Gasleitung Tanap, die das aserbaidschanische Gas von der türkischen Ost- an die Westgrenze transportiert. Da die Türkei über die Tanap auch Gas aus Aserbaidschan importiert, sind Ausbauarbeiten auf dieser Strecke fällig.

Um Erschließungsarbeiten an Gasvorkommen und den nötigen Ausbau der Transportkapazitäten an Tanap und Tap zu finanzieren, sind Investitionen aus Europa und langfristige Gasverträge gefragt. Im Juni schlossen auf dieser Grundlage Aserbaidschans nationale Ölgesellschaft Socar und das deutsche Bundesunternehmen Sefe, vormals Gazprom Germania, einen Gasliefervertrag mit zehnjähriger Laufzeit. Die jährlichen Liefermengen sollen schrittweise auf bis zu 15 Milliarden kWh bzw. etwa 1,5 Milliarden Kubikmeter erhöht werden.

Socar will das Gas über seine bestehenden Exportinfrastrukturen an Sefe liefern. Infrage kommt dafür in erster Linie Italien, aber auch Griechenland und Bulgarien sind eine Option.
 

Josephine Bollinger-Kanne
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Montag, 14.07.2025, 15:36 Uhr

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