STROMNETZ:
Lokale Strommärkte regeln Preis nach Angebot und Nachfrage
Führende Ökonomen haben sich gegen einheitliche Strompreise in Deutschland ausgesprochen – und empfehlen die Bildung von lokalen Strommärkten. Dies gebe Anreize für Investitionen.
Der deutsche Strommarkt ignoriere die großen regionalen Unterschiede bei Angebot und Nachfrage nach Strom, heißt es in einem
gemeinsamen Aufruf von zwölf Energiewissenschaftlern in der FAZ. Die Illusion eines politisch gewollten, einheitlichen Preises „wird sich angesichts der Herausforderungen im Strommarkt
nicht mehr lange aufrechterhalten lassen“, heißt es in dem Beitrag.
Autoren waren Martin Bichler (TU München), Ottmar Edenhofer (Potsdam Institut), Veronika Grimm (TU Nürnberg und Wirtschaftsweise), Lion Hirth (Neon), Andreas Löschel (Ruhr-Uni), Felix Matthes (Öko-Institut), Christoph Maurer (Uni Erlangen), Karsten Neuhoff (DIW), Axel Ockenfels (MPI Bonn), Karen Pittel (Ifo), Achim Wambach (ZEW) und Georg Zachmann (Denkfabrik Bruegel).
Ein deutschlandweit einheitlicher Strompreis führe immer häufiger zu Entscheidungen der Marktakteure, die „in der Physik des Netzes nicht möglich und volkswirtschaftliche unsinnig“ seien. Die Netzbetreiber müssten diese „(Fehl)Entscheidungen“ für teures Geld im Rahmen des Redispatches korrigieren. Im Ergebnis werde das Angebot lokal unterschiedlich vergütet - „aber eben durch die Hintertür“. Der Redispatch beraube Deutschland der „Effizienz und Effektivität einer marktwirtschaftlichen Preissteuerung“.
Netzdienlich und kostensenkend
Die Autoren sprechen sich deswegen für Strompreise aus, „die Angebot und Nachfrage regional ausgleichen und dadurch den lokalen Stromwert widerspiegeln“. Der Preis solle dort höher sein, wo hohe Nachfrage herrsche, und dort niedrig sein, wo ein Überangebot vorliege: „Auf Grundlage solcher Preise können Kraftwerke, Speicher, Importe und Exporte sowie intelligenter Stromverbrauch netzdienlich optimiert werden und die durchschnittlichen Stromkosten senken“, heißt es in dem Gastbeitrag.
Lokale Strompreise würden in Regionen mit einem lokalen Grünstrom-Überschuss einen Anreiz für Industrieinvestitionen darstellen. Weil Investoren in Deutschland immer den gleichen Preis bezahlten und nicht zum Beispiel vom Windstrom-Überschuss in Mecklenburg profitieren könnten, ziehe es sie immer öfter ins Ausland, wo es schon lange regionale Strommärkte gebe.
Die Politik müsse jetzt signalisieren, „dass sie in Zukunft auf lokale Preise umschwenkt“. Nur dann würden Investitionen auch im Rahmen der Kraftwerkstrategie oder eines Kapazitätsmechanismus (CM, siehe auch separate Meldung dazu) an „effizienten Standorten“ vorgenommen. Werde der Strommarkt nur notdürftig repariert, werde der CM teurer, und eine kostengünstige Stromversorgung rücke in weite Ferne.
Physikalische und ökonomische Realitäten anerkennen
Die Autoren äußern sich davon überzeugt, dass die Verteilungsprobleme, die zwischen der stromintensiven Industrie im Süden Deutschlands und den Betreibern der Windparks im Norden auftreten könnten, mit geeigneten Konzepten gelöst werden können. Sie gehen davon aus, dass sich die Unterschiede zwischen den lokalen Preiszonen im Jahresdurchschnitt zwischen 5 und 20 Euro/MWh bewegen. Das sei weniger als die bestehenden Unterschiede bei den Verteilnetzentgelten. Sie rechnen außerdem damit, dass die Netzentgelte sinken, wenn die Kosten für den Redispatch zurückgehen.
Wichtiger als die Betrachtung der Durchschnittspreise seien jedoch die kurzfristigen Preisunterschiede. Sie stellten einen starken Anreiz für „einen netzdienlichen Betrieb von flexiblen Anlagen“ dar. Nur lokale Preise könnten die Dynamik des Stromnetzes in Flexibilitätsanreize übersetzen.
Allerdings fehlen in dem Aufruf Hinweise darauf, wie groß lokale Preiszonen in Deutschland sein müssten und nach welchen Kriterien sie zugeschnitten würden.
Die Einführung lokaler Preise, heißt es zum Schluss, könne zwar den Ausbau der Stromnetze nicht ersetzen, sei aber unverzichtbar, wenn Deutschland seine „ehrgeizigen wirtschaftlichen und klimapolitischen Ziele“ erreichen wolle. Das sei nur mit einem Strommarktdesign möglich, „das die physikalischen und ökonomischen Realitäten“ anerkenne.
Autoren waren Martin Bichler (TU München), Ottmar Edenhofer (Potsdam Institut), Veronika Grimm (TU Nürnberg und Wirtschaftsweise), Lion Hirth (Neon), Andreas Löschel (Ruhr-Uni), Felix Matthes (Öko-Institut), Christoph Maurer (Uni Erlangen), Karsten Neuhoff (DIW), Axel Ockenfels (MPI Bonn), Karen Pittel (Ifo), Achim Wambach (ZEW) und Georg Zachmann (Denkfabrik Bruegel).
Ein deutschlandweit einheitlicher Strompreis führe immer häufiger zu Entscheidungen der Marktakteure, die „in der Physik des Netzes nicht möglich und volkswirtschaftliche unsinnig“ seien. Die Netzbetreiber müssten diese „(Fehl)Entscheidungen“ für teures Geld im Rahmen des Redispatches korrigieren. Im Ergebnis werde das Angebot lokal unterschiedlich vergütet - „aber eben durch die Hintertür“. Der Redispatch beraube Deutschland der „Effizienz und Effektivität einer marktwirtschaftlichen Preissteuerung“.
Netzdienlich und kostensenkend
Die Autoren sprechen sich deswegen für Strompreise aus, „die Angebot und Nachfrage regional ausgleichen und dadurch den lokalen Stromwert widerspiegeln“. Der Preis solle dort höher sein, wo hohe Nachfrage herrsche, und dort niedrig sein, wo ein Überangebot vorliege: „Auf Grundlage solcher Preise können Kraftwerke, Speicher, Importe und Exporte sowie intelligenter Stromverbrauch netzdienlich optimiert werden und die durchschnittlichen Stromkosten senken“, heißt es in dem Gastbeitrag.
Lokale Strompreise würden in Regionen mit einem lokalen Grünstrom-Überschuss einen Anreiz für Industrieinvestitionen darstellen. Weil Investoren in Deutschland immer den gleichen Preis bezahlten und nicht zum Beispiel vom Windstrom-Überschuss in Mecklenburg profitieren könnten, ziehe es sie immer öfter ins Ausland, wo es schon lange regionale Strommärkte gebe.
Die Politik müsse jetzt signalisieren, „dass sie in Zukunft auf lokale Preise umschwenkt“. Nur dann würden Investitionen auch im Rahmen der Kraftwerkstrategie oder eines Kapazitätsmechanismus (CM, siehe auch separate Meldung dazu) an „effizienten Standorten“ vorgenommen. Werde der Strommarkt nur notdürftig repariert, werde der CM teurer, und eine kostengünstige Stromversorgung rücke in weite Ferne.
Physikalische und ökonomische Realitäten anerkennen
Die Autoren äußern sich davon überzeugt, dass die Verteilungsprobleme, die zwischen der stromintensiven Industrie im Süden Deutschlands und den Betreibern der Windparks im Norden auftreten könnten, mit geeigneten Konzepten gelöst werden können. Sie gehen davon aus, dass sich die Unterschiede zwischen den lokalen Preiszonen im Jahresdurchschnitt zwischen 5 und 20 Euro/MWh bewegen. Das sei weniger als die bestehenden Unterschiede bei den Verteilnetzentgelten. Sie rechnen außerdem damit, dass die Netzentgelte sinken, wenn die Kosten für den Redispatch zurückgehen.
Wichtiger als die Betrachtung der Durchschnittspreise seien jedoch die kurzfristigen Preisunterschiede. Sie stellten einen starken Anreiz für „einen netzdienlichen Betrieb von flexiblen Anlagen“ dar. Nur lokale Preise könnten die Dynamik des Stromnetzes in Flexibilitätsanreize übersetzen.
Allerdings fehlen in dem Aufruf Hinweise darauf, wie groß lokale Preiszonen in Deutschland sein müssten und nach welchen Kriterien sie zugeschnitten würden.
Die Einführung lokaler Preise, heißt es zum Schluss, könne zwar den Ausbau der Stromnetze nicht ersetzen, sei aber unverzichtbar, wenn Deutschland seine „ehrgeizigen wirtschaftlichen und klimapolitischen Ziele“ erreichen wolle. Das sei nur mit einem Strommarktdesign möglich, „das die physikalischen und ökonomischen Realitäten“ anerkenne.
Tom Weingärtner
© 2024 Energie & Management GmbH
Donnerstag, 11.07.2024, 16:09 Uhr
Donnerstag, 11.07.2024, 16:09 Uhr
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