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Enerige & Management > Wasserstoff - Leitungsprojekt in Oberösterreich mit Rechtshindernissen
Quelle: Shutterstock / petrmalinak
WASSERSTOFF:
Leitungsprojekt in Oberösterreich mit Rechtshindernissen
Technisch sieht die Netz Oberösterreich kaum Probleme bei der Adaption einer 40 Kilometer langen Erdgasleitung im Raum Linz. Für deren Betrieb fehlt ihr aber die rechtliche Grundlage. 
 
 
An einer ersten kommerziellen Leitung zum Transport „grünen“ Wasserstoffs arbeitet die Netz Oberösterreich. Sie will bis 2027 eine 40 Kilometer lange Erdgaspipeline zwischen Sattledt und Ebelsberg in der Nähe der oberösterreichischen Landeshauptstadt Linz umwidmen sowie technisch adaptieren. Das berichtete der Geschäftsführer des Unternehmens, Michael Haselauer, am 5. Juni bei einem Hintergrundgespräch des Forums Versorgungssicherheit. Auf Anfrage der Redaktion bezifferte er die Investitionskosten mit rund 10 Millionen Euro. Insbesondere geht es darum, die Regel- und Messtechnik sowie die Schieberstationen entsprechend anzupassen. Aber technisch sei die Angelegenheit kein Problem. Versuche hätten gezeigt, dass der Pipelinestahl nicht, wie lange Zeit befürchtet, versprödet: „Wir Techniker haben unsere Hausaufgaben gemacht.“ 

Ferner bekundeten Haselauer zufolge bereits mehrere Industriekunden im Großraum Linz Interesse am Bezug des Wasserstoffs. Vorerst sollen über die adaptierte Leitung rund 50.000 Kubikmeter Wasserstoff pro Stunde transportiert werden. Ein weiterer Vorteil des Vorhabens ist laut Haselauer: Wie berichtet, arbeitet die Rohöl-Aufsuchungs-Gesellschaft (RAG Austria) an einem kommerziellen Wasserstoffspeicher in der Region. Sie wäre damit in der Lage, Verbrauchsschwankungen auszugleichen. 

Fehlendes Gaspaket 

Rechtlich und regulatorisch sind allerdings noch etliche Herausforderungen zu bewältigen, räumte Haselauer auf Nachfrage der Redaktion ein. Die wichtigste davon ist: Bis dato hat Österreich das Gasmarktpaket der EU vom Mai 2024 nicht umgesetzt. Somit ist die Netz Oberösterreich nicht als Betreiber von Wasserstoffnetzen konzessioniert. Dies kann erst auf Basis einer entsprechenden Rechtsgrundlage erfolgen, konkret, nach einer Novellierung des Gaswirtschaftsgesetzes (GWG). 

Ausständig ist ferner das Erneuerbares-Gas-Gesetz (EGG), das die Ziele für die Produktion „grüner“ Gase inklusive „grünen“ Wasserstoffs vorschreiben soll. Wie berichtet, avisierte die für Energiepolitik zuständige Staatssekretärin im Wirtschaftsministerium (BMWET), Elisabeth Zehetner von der konservativen Österreichischen Volkspartei (ÖVP), der Entwurf des EGG werde voraussichtlich im Sommer im Begutachtung gehen. Den Beschluss des Gesetzes im Parlament strebt die Bundesregierung aus der ÖVP, den Sozialdemokraten (SPÖ) und den Liberalen (Neos) laut Zehetner für Herbst an. Wie mehrfach berichtet, benötigt sie dafür jedoch eine Zweidrittelmehrheit und folglich die Zustimmung der rechtsgerichteten Freiheitlichen Partei Österreichs (FPÖ) oder der Grünen, des ehemaligen Koalitionspartners der ÖVP. 
  Haselauer erinnerte daran, dass das EU-Gaspaket spätestens bis Mitte 2026 in Österreich umgesetzt werden muss, da sonst ein Vertragsverletzungsverfahren droht. Natürlich hoffe die Gasbranche auf eine frühere Umsetzung. Zu klären wäre in deren Rahmen auch die Frage der Finanzierung der ersten österreichischen Wasserstoffleitungen. 

Auf Anfrage der Redaktion bestätigte Haselauer, dass die Gaswirtschaft der Idee eines Amortisationskontos ähnlich des in Deutschland bestehenden aufgeschlossen gegenübersteht. Klar sei jedenfalls, dass die vergleichsweise wenigen ersten Wasserstoffkunden die Schaffung der notwendigen Infrastrukturen nicht alleine finanzieren könnten.
 

Klaus Fischer
© 2025 Energie & Management GmbH
Donnerstag, 05.06.2025, 11:08 Uhr

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