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Enerige & Management > Wärmenetz - Langzeitprojekt überwacht Fernwärmeleitungen
Quelle: ifw Jena
WÄRMENETZ:
Langzeitprojekt überwacht Fernwärmeleitungen
Mit einem Projekt zur Langzeitüberwachung versuchen die Stadtwerke Energie Jena-Pößneck Schwachstellen in ihrem Fernwärmenetz zu erkennen, bevor es zu Problemen kommt.
 
„Keine Auffälligkeiten.“ Mit dieser beruhigenden Erkenntnis endet die aktuelle Prüfreihe des ifw Jena an den Fernwärmeleitungen der Stadtwerke Energie Jena-Pößneck. Alle vier Jahre untersuchen die Mitarbeiter im Werkstoffprüflabor des Günter-Köhler-Instituts für Fügetechnik und Werkstoffprüfung (ifw Jena) die Jenaer Fernwärmeleitungen auf mögliche Veränderungen am verwendeten Stahl. Ziel ist es, eventuelle Materialschäden frühzeitig zu erkennen und notwendige Reparaturen rechtzeitig einleiten zu können.

 „Wir sind sehr froh über die langjährige Zusammenarbeit mit dem ifw Jena“, sagt Bernd Heinemann, Bereichsleiter Fernwärme bei den Stadtwerken Jena Netze. „Unser Fernwärmenetz wurde in den 1970er und 1980er Jahren errichtet, manche Leitung ist also fast 50 Jahre in Betrieb. Die Werkstoffprüfer vom ifw Jena liefern uns regelmäßig fundierte Erkenntnisse dazu, dass die damals verbauten Stahlleitungen immer noch sicher und zuverlässig arbeiten.“ Geprüft werden etwa alle vier Jahre 35 feste Messstellen an neun verschiedenen Punkten im Fernwärmenetz. Da die Wissenschaftler nur für sie zugängliche Leitungen untersuchen können, befinden sich diese Monitoringpunkte vorrangig an den oberirdischen Trassen im Paradiespark, in Winzerla und Lobeda sowie unterirdisch in den begehbaren Leitungskanälen.

 „Los geht es immer mit einer Sichtprüfung auf Rost und andere äußerliche Veränderungen“, erläutert Christoph Weidig vom ifw Jena. „Danach schließt sich ein festes Messprogramm an, das die Stahlrohre auf spezielle Materialeigenschaften hin überprüft.“ So werden Umfang und Querschnitt der Leitungen millimetergenau erfasst, um mögliche Verformungen des Stahls zu erkennen. Mit einem speziellen Oberflächenthermometer werden Isolier- und Wärmeleitfähigkeit geprüft. Per Ultraschall messen die Wissenschaftler die Dicke der Stahlhülle. „Hier wollen wir ausschließen, dass möglicherweise Rost der Leitungshülle von innen zusetzt“, so Weidig. Und nicht zuletzt kommt noch ein spezielles Gerät zur mobilen Härtemessung zum Einsatz, mit dem wiederum die Stabilität der verwendeten Stahlrohre überprüft werden kann.

 „Interessant ist, dass in den unterschiedlichen Trassenabschnitten in Jena sehr unterschiedliche Materialien verwendet wurden“, erläutert Christian Straube, Leiter des Werkstoffprüflabors am ifw Jena. „Weil die Einbauzeit teilweise schon so weit zurückliegt, können wir uns bei unserer Werkstoffprüfung nicht auf vorhandene Sollwerte für das jeweilige Material beziehen. Aber wir sehen Veränderungen und können die Stadtwerke auf Abweichungen vom Erwartbaren hinweisen. Zum Glück ist das bisher selten nötig gewesen.“

Die Langzeitstudie mit dem ifw Jena ist Teil eines breit angelegten und auf unterschiedliche Methoden setzenden Monitoringprogramms zum Zustand des Jenaer Fernwärmenetzes. Weitere Maßnahmen sind etwa die Kamerabefahrung von Leitungen, das Befliegen mit Wärmebildkameras und der Einsatz von elektronischen Leckwarnsystemen. „Die Themen Versorgungssicherheit und Netzstabilität stehen ganz oben auf unserer Agenda“, betont Bernd Heinemann von den Stadtwerken Jena Netze. „Wir tun in diesem Bereich sehr viel - und sind dennoch vor Havarien wie der im Februar vergangenen Jahres in Jena-Nord nicht gänzlich gefeit. Allerdings spüren wir dank unserer regelmäßigen Untersuchungen und der breiten Datenbasis, die wir auch mithilfe des ifw Jena aufgebaut haben, die meisten Schwachpunkte auf, ehe es überhaupt zu Schäden kommt.“
 

Peter Koller
Redakteur
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Montag, 10.01.2022, 11:26 Uhr

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