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Enerige & Management > Aus Der Aktuellen Ausgabe - Langzeit-EKG für Bestandsimmobilien
Quelle: Quelle: E&M
AUS DER AKTUELLEN AUSGABE:
Langzeit-EKG für Bestandsimmobilien
Das junge Unternehmen Sensaru hat ein selbst montierbares Messsystem für Heizungsanlagen entwickelt. Wie die Gründer auf die Idee kamen, erklärt CEO und Mitgründer Matthias Zeh.
 
Kundinnen und Kunden von Sensaru bekommen ihr selbst montierbares Messsystem in einem Paket geliefert. Sobald die handlichen Sensoren an den Anlagenkomponenten angebracht sind und das Gateway im Keller verbaut ist, müssen sie mit einem QR-Code auf einer „Onboarding-Karte“ nur noch aktiviert und damit der Immobilie zugeordnet werden. „Unser System ist binnen weniger Stunden montiert“, verspricht Matthias Zeh. Er ist CEO und einer der Gründer des Start-ups Sensaru.
 
Matthias Zeh
Quelle: Sensaru

Mithilfe solcher Messsysteme lässt sich prüfen, wo und wie Heizungsanlagen optimiert werden können. Installation und Inbetriebnahme seien allerdings bislang zeit- und kostenintensiv. Sensaru habe nun eine schnelle und günstigere Lösung entwickelt, die auch ohne Fachkräfte montiert werden kann. „Das kann auch der Hausmeister“, verspricht Zeh im Gespräch mit E&M. Die Lösung bestehe aus nur drei Komponenten: den Sensoren, dem Gateway und dem Zugang zur Cloud. 

„Unser System funktioniert wie ein Langzeit-EKG und ermöglicht Immobilienunternehmen, datenbasierte Entscheidungen bei der energetischen Sanierung und Optimierung zu treffen.“ Ohne Daten ließen sich ältere Heizungsanlagen nur schwer optimieren, denn die Ursachen für einen zu hohen Energiebedarf seien schlichtweg zu komplex. Dies sei jedoch dringend nötig, um gerade bei Bestandsimmobilien den Energieverbrauch effizient und schnell zu senken und somit auch die CO2-Emissionen.

​Messdatenanalysen und Handlungsanweisungen zur Optimierung

Das junge Unternehmen mit Sitz in Karlsruhe hat kürzlich ihr selbst montierbares Messsystem für Heizungsanlagen auf den Markt in Deutschland, Österreich und der Schweiz gebracht. Wobei Matthias Zeh und Gregor Aumann nicht nur ihre Ideen, sondern auch jahrelange berufliche Erfahrung mit in das junge Spin-off einbrachten, das sie 2022 gründeten. Zeh ist Elektrotechnikmeister und seit mehr als zehn Jahren für große Unternehmen der Wohnungswirtschaft im Bereich vernetzter Gebäudetechnik tätig. Aumann ist Hardwarespezialist und entwickelt seit 20 Jahren Sensorik- und Aktorik-Lösungen für große Hersteller der Branche. Das Unternehmen selbst ist ein Spin-off des Gebäudetechnikunternehmens „ib company“. 

Die Sensoren von Sensaru erfassen Vorlauf- und Rücklauftemperaturen, Durchflussmengen oder auch Drücke. „Unsere Sensoren messen alle zwei Minuten. Über die Cloud können die Daten vom Kunden eingesehen werden“, sagt Zeh. Die Messdaten werden vom Data Warehouse der Sensaru-Cloud verarbeitet, analysiert und aufbereitet.
 
Sensaru hat ein selbst montierbares Messsystem für Heizungsanlagen entwickelt. Auf dem Bild ist das Gateway zu sehen
Quelle: Sensaru

Die Immobilienunternehmen erhielten neben Messdatenanalysen auch Handlungsanweisungen zur Optimierung des Energieverbrauchs. So ermittelt der Algorithmus etwa bei einer zu hohen Vorlauftemperatur, um wie viel Grad diese ohne Leistungsverlust reduziert werden kann. Auch unerkannte Fehlfunktionen wie der Ausfall eines Außentemperaturfühlers oder eine unentdeckte Leckage werden laut Sensaru dank des sensorischen Messsystems schnell erkannt. 

Um bei den Datenanalysen noch besser zu werden, ist Sensaru Anfang des Jahres eine Kooperation mit dem EMS-Spezialisten Red Kilowatt eingegangenen. Red Kilowatt ist ein mittelständisches Unternehmen aus dem Oldenburger Münsterland mit Sitz in Vechta und spezialisiert auf die Entwicklung, den Aufbau und den Betrieb von Energiemanagementsystemen (EMS) für Industrie- und Gewerbekunden. Die Firma hat die Systemlösung „ClimaCloud“ mit in die Partnerschaft gebracht. 

​Reportings auf „Knopfdruck“

Dabei steht neben noch tieferen Messdatenanalysen das automatisierte Erstellen von Energiereportings und Energieausweisen im Fokus der Kooperation. Im Rahmen dieser Partnerschaft erhalten Sensaru-Kunden Zugang zu einem automatisierten Energiereporting-Tool. Damit könne Sensaru auf „Knopfdruck“ auch Reportings erstellen und „Kunden können so bestimmte Kennzahlen nachweisen, um den Anforderungen der EU-Taxonomie zu entsprechen“, erklärt Zeh. „Es gibt Kunden bei uns, die wollen ihre Anlagen hauptsächlich optimieren, andere wiederum legen ihr Augenmerk auf die Reportings.“ Zu den Kunden zählen neben der Wohnungswirtschaft auch Kommunen. 

Auf Grundlage solcher Analysen und daraus abgeleiteter Handlungsempfehlungen komme es im Durchschnitt zu einer jährlichen Heizkostenersparnis von bis zu 26 Prozent. Dafür seien keine größeren Investitionen nötig, sondern hauptsächlich optimierte Einstellungen oder auch die Behebung von Fehlfunktionen, die ohne Messdaten nicht aufgefallen wären.

Sämtliche „Hardwarekomponenten sind eigene Entwicklungen und werden in Deutschland produziert“, erzählt der CEO stolz. In den nächsten zwei Jahren sollen bis zu 3.000 dieser nachrüstbaren IoT-Lösung installiert werden, Tendenz steigend. Die Nachfrage nach solch schnellen und günstigen Lösungen sei da. Neben der DACH-Region will Sensaru sein System künftig auch europaweit vertreiben. 
 
Gregor Aumann
Quelle: Sensaru
 

Heidi Roider
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