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Enerige & Management > Bilanz - Krise bei den Stadtwerken Aalen nach Millionenverlust
Quelle: Pixabay / Bruno Germany
BILANZ:
Krise bei den Stadtwerken Aalen nach Millionenverlust
Es ist von Beistand und Unterstützung die Rede, vom Erhalt der Stadtwerke Aalen. Dem Versorger im Osten Baden-Württembergs steht das Wasser bis zum Hals, die Kommune verspricht Rettung.
 
Blick zurück im Zorn: Weder für den früheren Geschäftsführer noch den vormaligen kaufmännischen Leiter der Stadtwerke Aalen haben die Verantwortlichen von Stadt und Versorger ein gutes Wort übrig. Sie sollen laut Mitteilung der Kommune die Schuldigen sein für „gravierende Management-Fehler und falsche Unternehmerentscheidungen“, die zu einem Verlust von vermutlich 25 Millionen Euro geführt haben.

In der Mitteilung äußert die Stadt Aalen als Mutterunternehmen sich erstmals inhaltlich zu den Turbulenzen, die im Dezember zur fristlosen Entlassung des damaligen Geschäftsführers geführt hatten (wir berichteten). Im Januar erfolgte dann auch die Trennung vom kaufmännischen Leiter. Im Kern werfen sie den Gekündigten „fehlerhafte Beschaffungsentscheidungen“ und „ausgelagerte Dienstleistungen“ vor, die das Millionen-Loch gerissen hätten.

Aufsichtsrat fühlt sich vom Ex-Geschäftsführer getäuscht

Darüber hinaus fühlen die Vertreter von Kommune und Aufsichtsrat sich von der früheren Geschäftsleitung getäuscht. Für die beiden Vorjahre habe der Geschäftsführer bis zuletzt positive Ergebnisse vorausgesagt, für 2024 sogar in Millionenhöhe. Erst Ende November fiel der schöne Schein in sich zusammen: Das Geschäftsjahr 2023 endete mit einem Minus von 1,47 Millionen Euro. Den Jahresabschluss habe der Geschäftsführer nicht unterzeichnen wollen, so die Stadt.

In jenen Wochen war wohl auch dem Letzten klar, dass die guten Prognosen für 2024 nicht der Realität entsprachen. Dennoch soll es nach Darstellung der Kommune bis Mitte März gedauert haben, dass der Aufsichtsrat von einem erwarteten Defizit von 25 Millionen Euro erfuhr. Das Missmanagement in Aalen werde auch 2025 noch zu einem Verlust führen, heißt es weiter.

Um das sich abzeichnende Desaster aufzuklären, hatte Aufsichtsratschef und Oberbürgermeister Frederick Brütting (SPD) Ende November eine Prüfung der Kassenlage veranlasst. Damit waren ein externer Wirtschaftsprüfer sowie der im Dezember neu berufene Geschäftsführer Michael Schäfer betraut.

Teure Energieeinkäufe gingen offenbar nach hinten los

Am 8. April traten OB und Stadtwerke-Chef an die Öffentlichkeit. Frederick Brütting erklärte dabei, das Hauptproblem sei der Einkauf von Gas und Strom gewesen. „Zu viel wurde zu hohen Preisen eingekauft und falsch verkauft.“ Michael Schäfer ergänzte, dass „solche Fehler nie mehr passieren“ dürften.

Um die Löcher in der Stadtwerke-Kasse zu stopfen, denkt die Kommune nun auch darüber nach, Tafelsilber zu verscherbeln. Eine Sprecherin der Stadt erklärte auf Anfrage dieser Redaktion, dass es sich dabei um Grundstücke, aber auch um Beteiligungen der Stadt oder der Stadtwerke an anderen Gesellschaften handeln könne.

Zugleich bemüht die Stadtverwaltung den Rechenschieber, um den eigenen Etat noch auf Einsparpotenziale zu überprüfen. Möglich sei auch, anstehende Projekte zu verschieben. Falls alles nicht die erforderlichen Effekte erzielt, steht auch ein Nachtragshaushalt zur Diskussion. Darüber liefen bereits Gespräche mit dem Regierungspräsidium, so die Sprecherin.

Bei der fristlosen Entlassung, gegen die der Ex-Geschäftsführer bereits Klage erhoben hat (wir berichteten), will es die Kommune nicht belassen. Sie lässt über Anwälte prüfen, ob sich Schadensersatzansprüche und andere rechtliche Möglichkeiten gegen die Entlassenen durchsetzen lassen. Zur Schadensbegrenzung in der Zukunft soll in Abstimmung mit Michael Schäfer und dem Aufsichtsrat „eine noch engere Begleitung des Controllings und der Betriebsabläufe“ der Stadtwerke beitragen.

Der 25-Millionen-Euro-Schock ist nicht die einzige Hypothek, die auf Versorger und Kommune lastet. Die Stadtwerke sind Bauherr und Betreiber des neuen Hallen- und Freibades im Hirschbach, das mit einem Teil noch 2025 eröffnen soll. Zum Zeitpunkt des Gemeinderatsbeschlusses im März 2021 sollten die Kosten sich auf 44,4 Millionen Euro belaufen. Diese Prognose war wegen gestiegener Baukosten schon Ende desselben Jahres Makulatur, inzwischen gehen die Verantwortlichen von 65,7 Millionen Euro aus.

Den Beschäftigten der Stadtwerke macht die Kommune Mut. Die Stadt werde dem Versorger beistehen und ihn finanziell unterstützen. Ziel sei es, den „nachhaltigen und wirtschaftlichen“ Geschäftsbetrieb sicherzustellen. Ein Konzept dafür soll laut Gemeinderatsbeschluss vom 7. April der amtierende Geschäftsführer erstellen. Von betriebsbedingten Entlassungen in der übrigen Belegschaft war bislang keine Rede.
 

Volker Stephan
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Mittwoch, 09.04.2025, 17:54 Uhr

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