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Enerige & Management > Politik - Klimageld sollte laut DIW sozial ausgewogener sein
Quelle: Pixabay / Jörn Heller
POLITIK:
Klimageld sollte laut DIW sozial ausgewogener sein
Die von der Bundesregierung geplante Pro-Kopf-Auszahlung verfehlt laut DIW ihr soziales Ziel. Die Forscher schlagen ein Klimageld mit Staffelung nach Einkommen und Haushaltsgröße vor.
 
Die Bundesregierung plant nach gegenwärtigen Stand, Einnahmen aus der CO2-Bepreisung künftig als Klimageld an alle Bürger auszuzahlen – pauschal und ohne soziale Staffelung. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) hält diese Lösung für unzureichend. In zwei Studien zeigen die Forscherinnen Christiane Reuter und Franziska Schünemann, dass eine pauschale Rückverteilung ärmere Haushalte systematisch benachteiligt und sozialpolitisch nicht treffsicher ist.

Die erste Untersuchung basiert auf einer repräsentativen Online-Umfrage unter rund 850 Personen, durchgeführt zwischen November 2024 und Januar 2025. Dabei wurde getestet, wie sich unterschiedliche Ausgestaltungen des Klimagelds auf die Akzeptanz steigender CO2-Preise auswirken. Das Ergebnis: 55 Prozent der Befragten bevorzugten eine sozial gestaffelte Auszahlung – nur 23 Prozent sprachen sich für ein pauschales Modell aus. Selbst unter den einkommensstärksten 20 Prozent stimmte ein Drittel einer Staffelung zu. Zudem zeigte sich: Ein gestaffeltes Klimageld erhöht die Zustimmung zu höheren CO2-Preisen von 54 auf 62 Prozent – ein deutliches Signal für die politische Umsetzbarkeit.
Vergleich zwischen einem für alle einheitlichem und einem regional gestaffeltem Klimageld in ländlichen und städtischen Regionen
(zur Vollansicht bitte auf die Grafik klicken)
Quelle: DIW Berlin

Das DIW verweist auch auf eine weitere, bereits 2023 zu Zeiten der Ampel veröffentlichte Studie. Die damalige Koalition hatte in ihrem Vertrag ein Klimageld als Kompensation vereinbart, Finanzminister Christian Lindner (FDP) hatte dessen Umsetzung aber nach dem Verfassungsgerichts-Urteil zum Klima-und-Transformationsfonds auf „frühestens 2026“ verschoben.

In der Studie analysierte das Institut zuvor die reale Verteilungswirkung eines einheitlichen Klimagelds auf Basis von Haushaltsdaten. Das Ergebnis: Haushalte mit geringem Einkommen tragen im Verhältnis zu ihrem Budget deutlich höhere Kosten durch die CO2-Bepreisung als wohlhabendere Haushalte. Besonders stark belastet sind Mehrpersonenhaushalte mit niedrigem Einkommen, etwa Familien, die in unsanierten Wohnungen leben oder keine Möglichkeit haben, auf emissionsärmere Heizsysteme umzusteigen. Ein pauschales Klimageld gleicht diese Belastung laut DIW nicht ausreichend aus

Alternative Lösung

Laut DIW könnten alternative Modelle diese soziale Schieflage abfedern. Denkbar sei etwa eine Staffelung nach Einkommen, Haushaltsgröße oder Erwerbsstatus. Technisch ließe sich dies über die Einkommensteuer oder bestehende Familienleistungen wie den Kinderzuschlag organisieren. Auch eine Kombination aus pauschalem Sockelbetrag und einkommensabhängigem Zuschlag sei denkbar – mit geringen Verwaltungsmehrkosten, so die Autorinnen Reuter und Schünemann.

Ziel müsse sein, nicht nur ausgleichend zu wirken, sondern auch die Akzeptanz für klimapolitisch notwendige CO2-Preissteigerungen zu stärken. So ergab die Befragung, dass die Zahlungsbereitschaft für höhere CO2-Preise um durchschnittlich 5 Euro pro Tonne steigt, wenn das Rückverteilungs-Modell als gerecht wahrgenommen wird.

Das DIW warnt davor, soziale Ungenauigkeiten in der Ausgestaltung politisch zu unterschätzen. Ein pauschales Klimageld könne trotz guter Absichten zu einer regressiven Verteilungswirkung führen und die gesellschaftliche Zustimmung zu Klimamaßnahmen untergraben. Die Bundesregierung solle deshalb nicht nur auf Umsetzbarkeit achten, sondern auch auf soziale Wirksamkeit – sonst drohe das Klimageld, sein zentrales Ziel zu verfehlen.

Die Studie mit dem Titel „Mehr Klarheit schaffen: Klimageld als sozialer Ausgleich bei höheren CO2-Preisen“  findet sich auf der Internetseite des DIW Berlin. Die Studie von 2023 mit dem Titel „Verkehrs- und Wärmewende: CO2-Bepreisung stärken, Klimageld einführen, Anpassungskosten verringern“  ist ebenfalls dort als PDF verfügbar.
 

Davina Spohn
Redakteurin
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