
Quelle: Shutterstock / Visionsi
GAS:
Jülicher Forscher sehen Gas-Szenario der Bundesnetzagentur kritisch
Das Institut für Techno-ökonomische Systemanalyse hat zu den Szenario-Rechnungen der Bundesnetzagentur über die notwendige Reduktion des Gasverbrauchs Stellung genommen.
Nach Berechnungen des Instituts für Techno-ökonomische Systemanalyse (IEK-3) am Forschungszentrum Jülich müsste bei einem
vollständigen Ausfall der Gasimporte aus Russland der Verbrauch in Deutschland erheblich stärker zurückgehen, als es die Bundesnetzagentur
in ihren Szenario-Rechnungen angenommen hat. Außerdem zeige die Analyse, dass die Einsparmaßnahmen bereits im frühen Herbst
beginnen müssten, um die Erdgasspeicher für die Winterbevorratung ausreichend befüllen zu können. Im Winter wären dann noch
zusätzlich Sparmaßnahmen notwendig, heißt es in einer Mitteilung des Instituts.
Die Berechnungen der Wissenschaftler sind mit ihrem Internet-Tool „No Stream“ nachvollziehbar. „Die Einsparungen in allen Sektoren sind eine zentrale Stellschraube für das Funktionieren der Gasversorgung im nächsten Winter“, erläutert Professor Jochen Linßen. „Jeder Kubikmeter Gas, der heute bereits eingespart wird, kann für die Befüllung der Gasspeicher genutzt werden und steht dann für den Winter zur Verfügung“, so der Abteilungsleiter am IEK-3.
Forscher halten gesamteuropäische Strategie für nötig
Bei einer Nachfragereduktion ab sofort (Stand: 30. Juni 2022) gehen die Forscher von Einsparungen um 8 % in der Industrie aus, bei den Kraftwerken um 20 %, im Handel- und Dienstleistungssektor um 8 % und bei den Haushalten um 13 %. Die übrigen Sektoren müssten 14 % einsparen. So könnten den Wissenschaftlern zufolge die Füllstandsvorgaben für die Gasspeicher erfüllt werden.
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Das Bundeswirtschaftsministerium hat Ende Juni die zweite Stufe des Notfallplans Gas ausgerufen. Laut den Jülicher Forschern zeichnet sich im kommenden Herbst sowie im Frühjahr 2023 eine Gasmangellage ab, bei der die notwendige Speicherbevorratung nicht mehr möglich ist – vorausgesetzt, die Gasimporte bleiben weiter eingeschränkt. Auch LNG-Importe über die bis Ende des Jahres beiden geplanten Terminals würden nicht für eine vollständige Kompensation ausreichen, schreiben die Wissenschaftler.
Sofern die Gaslieferungen aus Russland vollständig wegfallen, würde sich die Situation noch deutlich weiter anspannen. Entscheidend seien daher verbraucherseitige Einsparungen, die sich möglichst schnell umsetzen lassen, zum Beispiel der Ersatz von Gaskraftwerken durch Kohlekraftwerke und Einsparungen im Industriesektor.
In ihrer Stellungnahme weisen die Forscher darauf hin, eine Lösung der Gasversorgungskrise sei nur im Rahmen einer gesamteuropäischen Strategie möglich. Diese müsse auch zusätzliche Möglichkeiten der Gasbeschaffung in den Blick nehmen. „Ohne ein solidarisches Verhalten der europäischen Länder wird es nicht gelingen, die Gasversorgungskrise zu bewältigen“, betont Peter Markewitz, der die Gruppe integrierte Transformationsstrategien am IEK-3 leitet.
Das interaktive Internet-Tool „No Stream “ ist hier beim Institut für Techno-ökonomische Systemanalyse zu finden.
Die Berechnungen der Bundesnetzagentur zum Gas-Mengengerüst zwischen Juni 2022 und Juni 2023 sind hier zu finden.
Die Berechnungen der Wissenschaftler sind mit ihrem Internet-Tool „No Stream“ nachvollziehbar. „Die Einsparungen in allen Sektoren sind eine zentrale Stellschraube für das Funktionieren der Gasversorgung im nächsten Winter“, erläutert Professor Jochen Linßen. „Jeder Kubikmeter Gas, der heute bereits eingespart wird, kann für die Befüllung der Gasspeicher genutzt werden und steht dann für den Winter zur Verfügung“, so der Abteilungsleiter am IEK-3.
Forscher halten gesamteuropäische Strategie für nötig
Bei einer Nachfragereduktion ab sofort (Stand: 30. Juni 2022) gehen die Forscher von Einsparungen um 8 % in der Industrie aus, bei den Kraftwerken um 20 %, im Handel- und Dienstleistungssektor um 8 % und bei den Haushalten um 13 %. Die übrigen Sektoren müssten 14 % einsparen. So könnten den Wissenschaftlern zufolge die Füllstandsvorgaben für die Gasspeicher erfüllt werden.
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Screenshot aus dem interaktiven Internet-Tool "No Stream" (zum Vergrößern, bitte auf die Grafik klicken)
Quelle: Forschungszentrum Jülich
Quelle: Forschungszentrum Jülich
Das Bundeswirtschaftsministerium hat Ende Juni die zweite Stufe des Notfallplans Gas ausgerufen. Laut den Jülicher Forschern zeichnet sich im kommenden Herbst sowie im Frühjahr 2023 eine Gasmangellage ab, bei der die notwendige Speicherbevorratung nicht mehr möglich ist – vorausgesetzt, die Gasimporte bleiben weiter eingeschränkt. Auch LNG-Importe über die bis Ende des Jahres beiden geplanten Terminals würden nicht für eine vollständige Kompensation ausreichen, schreiben die Wissenschaftler.
Sofern die Gaslieferungen aus Russland vollständig wegfallen, würde sich die Situation noch deutlich weiter anspannen. Entscheidend seien daher verbraucherseitige Einsparungen, die sich möglichst schnell umsetzen lassen, zum Beispiel der Ersatz von Gaskraftwerken durch Kohlekraftwerke und Einsparungen im Industriesektor.
In ihrer Stellungnahme weisen die Forscher darauf hin, eine Lösung der Gasversorgungskrise sei nur im Rahmen einer gesamteuropäischen Strategie möglich. Diese müsse auch zusätzliche Möglichkeiten der Gasbeschaffung in den Blick nehmen. „Ohne ein solidarisches Verhalten der europäischen Länder wird es nicht gelingen, die Gasversorgungskrise zu bewältigen“, betont Peter Markewitz, der die Gruppe integrierte Transformationsstrategien am IEK-3 leitet.
Das interaktive Internet-Tool „No Stream “ ist hier beim Institut für Techno-ökonomische Systemanalyse zu finden.
Die Berechnungen der Bundesnetzagentur zum Gas-Mengengerüst zwischen Juni 2022 und Juni 2023 sind hier zu finden.
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Freitag, 08.07.2022, 09:21 Uhr
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