E&M VOR 20 JAHREN:
Ingolstadt experimentiert mit dem Unbundling
Armin Müller berichtete 2004 über Strategien der Stadtwerke Ingolstadt, die erzwungene gesellschaftsrechtliche Trennung von Energievertrieb und -netz möglichst effizient zu gestalten
Gesellschaftsrechtlich sind die Stadtwerke Ingolstadt schon seit 2001 entflochten. Das Unternehmen kann sich jetzt der Ausarbeitung
der Details widmen, an die sich andere Werke erst herantasten müssen.
„Beim Unbundling sollte man sich vor vorauseilendem Gehorsam hüten, der in der Folge nur Kosten verursacht. (...)“, beschreibt Dirk Fieml, Geschäftsführer der Stadtwerke Ingolstadt die Herausforderung. „Trotzdem muss man sich dem Thema offensiv nähern, schon weil es gilt, eine wirtschaftliche Lösung zu finden, die den rechtlichen Vorgaben entspricht, aber wo immer möglich Synergieverluste vermeidet.“ Vor diesem Hintergrund treibt er seit seinem Amtsantritt im März 2003 das Thema in Ingolstadt voran. Dabei will er (...) „in erster Linie die Effizienz steigern und die Kosten senken, um so absehbaren Entwicklungen wie etwa dem Rückgang der Netznutzungsentgelte entgegenzuwirken“. Gleichzeitig sollte sich das Versorgungs-Unternehmen auch an die Strukturen der MVV AG anpassen, die seit 2002 mit 49 Prozent an den Stadtwerken Ingolstadt beteiligt ist, um hier einwandfreie Schnittstellen zu schaffen.
(...) Unter dem Dach der Stadtwerke Ingolstadt Beteiligungen GmbH sind Tochtergesellschaften für die einzelnen Aufgaben entstanden, wie die Stadtwerke Ingolstadt Energie GmbH als Einkaufs- und Vertriebsgesellschaft und die Stadtwerke Ingolstadt Netze GmbH, die als Verteilnetzplaner und -betreiber fungiert. Darüber hinaus sind unter dem gemeinsamen Dach weitere Töchter für den Busverkehr, für den Betrieb der Freizeitanlagen, ein Telekommunikations-Unternehmen sowie mit der reginova GmbH ein Energie-Dienstleister angesiedelt.
„Gesellschaftsrechtlich sah das schon sehr gut aus, aber rein funktional waren wir 2003 vom Unbundling weit entfernt“, erinnert sich Stadtwerke-Chef Fieml. Beispiel Abrechnungssystem: Angesiedelt waren Zählerablesung und Abrechnung bei der Vertriebsgesellschaft, also im Wettbewerbsbereich. Weil dies wegen der geforderten Diskriminierungsfreiheit schwierig war, begann man schrittweise, die einzelnen Funktionsbereiche neu zuzuordnen: Die Holdinggesellschaft, die bis dato nur für Rechnungswesen, Personal und Controlling zuständig gewesen war, übernahm schrittweise weitere Aufgaben: zunächst den IT-Bereich und den Einkauf, später dann auch die Bereiche Marketing und Öffentlichkeitsarbeit, die Abrechnung wird demnächst folgen. Bei den Töchtern blieben so nur die Vertriebs-Aufgaben (etwa Energieeinkauf und -verkauf) in der Energie GmbH und die netztechnischen Aufgaben (Planung, Netzbetrieb, Zählermanagement bis hin zum Energiedatenmanagement) bei der Netze GmbH.
Unbundling ohne Synergieverluste nicht möglich
Laut Fieml wurde dabei „sehr schnell klar, dass die Umsetzung des Unbundlings ohne Synergieverluste nicht möglich ist“. Beispiel Vertrieb: Geplant war in Ingolstadt, in der Vertriebsgesellschaft beispielsweise auch die Hausanschlüsse zu betreuen. Die Überlegung wurde schnell fallen gelassen, weil sie ziemlich sicher mit der künftigen Regelung des Unbundlings unvereinbar gewesen wäre. Die Folge: Zusätzlich zum Stromvertrieb wurde in der Netzgesellschaft ein technischer Vertrieb mit eigenem Personal aufgebaut. „Auch wenn viele Unternehmen noch heute davon ausgehen, dass sie um solche Synergieverluste herumkommen: Diskriminierungsfreiheit und informatorisches Unbundling lässt sich oftmals nur umsetzen, wenn man gewisse Aufgaben jeweils gesondert besetzt und organisiert“, resümiert Dirk Fieml.
Andere Bereiche lassen sich dagegen ohne weiteres auch als Dienstleistung organisieren, wie etwa die Zählerablesung und die Abrechnung. Nach wie vor ist allerdings unklar, wie die Regelungen letztendlich aussehen werden. Für den Stadtwerke-Chef ist es deswegen wichtig, flexibel zu bleiben und nach der Verabschiedung der Vorgaben kurzfristig reagieren zu können. In Sachen Abrechnung bedeutet das, sich alle Wege offenzuhalten. „Ob am Ende ein Ein-Vertrags-Modell mit entsprechendem Berechtigungskonzept die richtige Lösung ist, ein Zwei-Vertrags-Modell oder eine Umsetzung mit unterschiedlichen Mandanten, ist heute nicht zu entscheiden.“
Mit Schleupen.CS habe man aber ein System im Einsatz, das nicht nur all diese Modelle unterstütze, sondern das auch einen Wechsel des Modells ermögliche, sollten sich die Vorgaben einmal ändern, betont der Stadtwerke-Chef. Welchen Weg man in Ingolstadt gehen wird, ist deswegen offen, eine entsprechende Lösung wird derzeit von einem eigens eingesetzten Team erarbeitet. Das gilt auch für andere Bereiche wie CRM oder das Energiedatenmanagement, in denen die Stadtwerke Ingolstadt ebenfalls auf die Branchenlösung Schleupen.CS setzen.
(...) „Wir erarbeiten derzeit beispielsweise Fragen- und Antwortkataloge für unsere Mitarbeiter, damit jeder weiß, was er antworten soll, wenn ein Kunde fragt, warum er bei ihm einen Netzanschluss bestellen kann, aber keinen Strom“, erläutert Fieml. Entscheidend sei auch nicht, ob (...) Netz und Vertrieb getrennt abgerechnet werden. Wichtig sei, dass der Kunde die Rechnung versteht. „Wir werden diesen Prozess in jedem Falle weiter vorantreiben, denn schließlich bietet das Unbundling auch große Chancen für ein Unternehmen, wie beispielsweise eine klare Kostentransparenz für das Management, klare Kompetenzregelungen, optimale Gestaltungsmöglichkeiten für die Geschäftsprozesse, aber auch neue Anreize für horizontale Partnerschaften und Zusammenschlüsse“.
„Beim Unbundling sollte man sich vor vorauseilendem Gehorsam hüten, der in der Folge nur Kosten verursacht. (...)“, beschreibt Dirk Fieml, Geschäftsführer der Stadtwerke Ingolstadt die Herausforderung. „Trotzdem muss man sich dem Thema offensiv nähern, schon weil es gilt, eine wirtschaftliche Lösung zu finden, die den rechtlichen Vorgaben entspricht, aber wo immer möglich Synergieverluste vermeidet.“ Vor diesem Hintergrund treibt er seit seinem Amtsantritt im März 2003 das Thema in Ingolstadt voran. Dabei will er (...) „in erster Linie die Effizienz steigern und die Kosten senken, um so absehbaren Entwicklungen wie etwa dem Rückgang der Netznutzungsentgelte entgegenzuwirken“. Gleichzeitig sollte sich das Versorgungs-Unternehmen auch an die Strukturen der MVV AG anpassen, die seit 2002 mit 49 Prozent an den Stadtwerken Ingolstadt beteiligt ist, um hier einwandfreie Schnittstellen zu schaffen.
(...) Unter dem Dach der Stadtwerke Ingolstadt Beteiligungen GmbH sind Tochtergesellschaften für die einzelnen Aufgaben entstanden, wie die Stadtwerke Ingolstadt Energie GmbH als Einkaufs- und Vertriebsgesellschaft und die Stadtwerke Ingolstadt Netze GmbH, die als Verteilnetzplaner und -betreiber fungiert. Darüber hinaus sind unter dem gemeinsamen Dach weitere Töchter für den Busverkehr, für den Betrieb der Freizeitanlagen, ein Telekommunikations-Unternehmen sowie mit der reginova GmbH ein Energie-Dienstleister angesiedelt.
„Gesellschaftsrechtlich sah das schon sehr gut aus, aber rein funktional waren wir 2003 vom Unbundling weit entfernt“, erinnert sich Stadtwerke-Chef Fieml. Beispiel Abrechnungssystem: Angesiedelt waren Zählerablesung und Abrechnung bei der Vertriebsgesellschaft, also im Wettbewerbsbereich. Weil dies wegen der geforderten Diskriminierungsfreiheit schwierig war, begann man schrittweise, die einzelnen Funktionsbereiche neu zuzuordnen: Die Holdinggesellschaft, die bis dato nur für Rechnungswesen, Personal und Controlling zuständig gewesen war, übernahm schrittweise weitere Aufgaben: zunächst den IT-Bereich und den Einkauf, später dann auch die Bereiche Marketing und Öffentlichkeitsarbeit, die Abrechnung wird demnächst folgen. Bei den Töchtern blieben so nur die Vertriebs-Aufgaben (etwa Energieeinkauf und -verkauf) in der Energie GmbH und die netztechnischen Aufgaben (Planung, Netzbetrieb, Zählermanagement bis hin zum Energiedatenmanagement) bei der Netze GmbH.
Unbundling ohne Synergieverluste nicht möglich
Laut Fieml wurde dabei „sehr schnell klar, dass die Umsetzung des Unbundlings ohne Synergieverluste nicht möglich ist“. Beispiel Vertrieb: Geplant war in Ingolstadt, in der Vertriebsgesellschaft beispielsweise auch die Hausanschlüsse zu betreuen. Die Überlegung wurde schnell fallen gelassen, weil sie ziemlich sicher mit der künftigen Regelung des Unbundlings unvereinbar gewesen wäre. Die Folge: Zusätzlich zum Stromvertrieb wurde in der Netzgesellschaft ein technischer Vertrieb mit eigenem Personal aufgebaut. „Auch wenn viele Unternehmen noch heute davon ausgehen, dass sie um solche Synergieverluste herumkommen: Diskriminierungsfreiheit und informatorisches Unbundling lässt sich oftmals nur umsetzen, wenn man gewisse Aufgaben jeweils gesondert besetzt und organisiert“, resümiert Dirk Fieml.
Andere Bereiche lassen sich dagegen ohne weiteres auch als Dienstleistung organisieren, wie etwa die Zählerablesung und die Abrechnung. Nach wie vor ist allerdings unklar, wie die Regelungen letztendlich aussehen werden. Für den Stadtwerke-Chef ist es deswegen wichtig, flexibel zu bleiben und nach der Verabschiedung der Vorgaben kurzfristig reagieren zu können. In Sachen Abrechnung bedeutet das, sich alle Wege offenzuhalten. „Ob am Ende ein Ein-Vertrags-Modell mit entsprechendem Berechtigungskonzept die richtige Lösung ist, ein Zwei-Vertrags-Modell oder eine Umsetzung mit unterschiedlichen Mandanten, ist heute nicht zu entscheiden.“
Mit Schleupen.CS habe man aber ein System im Einsatz, das nicht nur all diese Modelle unterstütze, sondern das auch einen Wechsel des Modells ermögliche, sollten sich die Vorgaben einmal ändern, betont der Stadtwerke-Chef. Welchen Weg man in Ingolstadt gehen wird, ist deswegen offen, eine entsprechende Lösung wird derzeit von einem eigens eingesetzten Team erarbeitet. Das gilt auch für andere Bereiche wie CRM oder das Energiedatenmanagement, in denen die Stadtwerke Ingolstadt ebenfalls auf die Branchenlösung Schleupen.CS setzen.
(...) „Wir erarbeiten derzeit beispielsweise Fragen- und Antwortkataloge für unsere Mitarbeiter, damit jeder weiß, was er antworten soll, wenn ein Kunde fragt, warum er bei ihm einen Netzanschluss bestellen kann, aber keinen Strom“, erläutert Fieml. Entscheidend sei auch nicht, ob (...) Netz und Vertrieb getrennt abgerechnet werden. Wichtig sei, dass der Kunde die Rechnung versteht. „Wir werden diesen Prozess in jedem Falle weiter vorantreiben, denn schließlich bietet das Unbundling auch große Chancen für ein Unternehmen, wie beispielsweise eine klare Kostentransparenz für das Management, klare Kompetenzregelungen, optimale Gestaltungsmöglichkeiten für die Geschäftsprozesse, aber auch neue Anreize für horizontale Partnerschaften und Zusammenschlüsse“.

© 2025 Energie & Management GmbH
Samstag, 03.08.2024, 12:57 Uhr
Samstag, 03.08.2024, 12:57 Uhr
Mehr zum Thema