
Karl Prinz zu Wittgenstein lässt kein gutes Haar an der Politik. Quelle: E&M / Volker Stephan
VERANSTALTUNG:
In Südwestfalen blüht die Windenergie allmählich auf
Südwestfalen mit dem Sauerland galt lange als das Bayern Nordrhein-Westfalens. Also als jener Teil des Bundeslandes, der Windkraft kaum fördert. Jetzt atmet die Ökoenergie-Lobby auf.
Südwestfalen hat sehr unterschiedliche Leuchttürme. Einerseits die pittoreske Landschaft, andererseits die Schwerindustrie
als wichtigen Arbeitgeber. Für ein Unternehmen wie Wittgenstein Wind ist die Verbindung der Leuchttürme ein Anliegen: die
hügelige, bewaldete Umgebung zu nutzen, um Gewerbe und Industrie bezahlbaren Strom zu liefern, gerne über Direktleitungen
aus Windkraftanlagen.
Auf einer Zusammenkunft des Regionalverbands Südwestfalen im Landesverband Erneuerbare Energien NRW (LEE NRW) – mit dem Titel „Erneuerbare Energien – Chancen für Gewerbe und Industrie“ – holte Regionalverbandsvorsitzender Karl Prinz zu Wittgenstein, zugleich Geschäftsführer von Wittgenstein Wind, während seiner Eröffnungsrede zum Rundumschlag aus. Südwestfalen sei eine Vorreiterregion für die klimafreundliche Energiezukunft, „trotz der Politik und gegen alle Widerstände“.
Von dieser Redaktion im Anschluss befragt, konkretisierte Wittgenstein seine Kritik. Sie richte sich gegen alle Ebenen der Politik, vom Bund bis hinunter zu den Kommunen. Die abgewählte Ampel-Koalition nahm er sich nachträglich vor, weil der ehemalige Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) die Kernkraftwerke aus parteitaktischen Gründen endgültig abgeschaltet habe. Für den Klimaschutz, so Wittgensteins Auffassung, sei dies ein Bärendienst gewesen, weil stattdessen Kohlemeiler noch lange am Netz bleiben würden.
Keinen Dank an Robert Habeck und Friedrich Merz
Südwestfalen ist die Heimat des aktuellen Bundeskanzlers Friedrich Merz (CDU), genauer gesagt: das Sauerland. Hier Windenergie durchzusetzen, war über Jahre hinweg kaum möglich. Zu groß die Widerstände in Politik und Gesellschaft. So groß, dass das Sauerland oft wie das Bayern Nordrhein-Westfalens erschien. Im Freistaat galten lange die strengsten Ausbaubeschränkungen für Windkraft.
Karl Prinz zu Wittgenstein ist jedenfalls froh, dass das vom Bund ausgegebene Flächenziel für die Windkraft an Land in den einzelnen Bundesländern nun „endlich“ auch in Nordrhein-Westfalen in konkrete Planung überführt ist. Er meint damit die inzwischen vorliegenden Flächenkulissen der jeweiligen Planungsregionen, für Südwestfalen hat der Arnsberger Regionalrat das Werk erstellt.
Gleichwohl kritisiert er auch die schwarz-grüne Landesregierung für ihre Interimsgesetzgebung, also für den (erfolgreichen) Versuch, Windkraftprojekte in der Übergangszeit bis zur Verabschiedung der Regionalpläne aufzuhalten und letztlich zu verhindern. Projektierer hatten Dutzende Anträge für Turbinen eingereicht, für die sie sich Areale (auch) außerhalb der künftig vorgesehenen Flächen gesichert hatten.
Wittgenstein Wind hat nach Auskunft von Karl Prinz zu Wittgenstein selbst unter diesem juristischen Kniff der Landesregierung gelitten. Zwei Projekte mit insgesamt zwölf Anlagen seien dadurch gescheitert, inklusive entstandenem Schaden durch geleistete Vorarbeit. Er hat dies auch Friedrich Merz nicht vergessen, der sich in den entscheidenden Monaten noch auf die Seite der NRW-Landesregierung geschlagen hatte. Dadurch kam eine Bundesratsinitiative noch durch den alten Bundestag, das Schlagwort vom „Lex Sauerland“ – einem Gesetz nach Merzens Gusto – machte die Runde.
Direkte Stromlieferung für einen Stahlhersteller geplant
Jetzt hoffen die Windkraft-Entwickler in Südwestfalen, dass es durch die klaren Vorgaben von Bund, Land und Regionen weniger Widerstände gegen Energiewende-Projekte gibt. „Die Bürgermeister vor Ort sind nun aus der Schusslinie“, so Karl Prinz zu Wittgenstein. Er meint damit, dass Bürgerinitiativen angesichts der unmissverständlichen Vorgaben für vorgesehene Windkraft-Flächen keine örtlichen Politiker mehr auf ihre Seite ziehen könnten.
Dass es weiterhin genügend Klippen zu umschiffen gibt, ist kein Geheimnis. Windenergieanlagen sind angesichts der vielen Bestimmungen und Auflagen keine Selbstläufer, auch und gerade nicht in der Direktversorgung von Unternehmen. Wittgenstein Wind arbeitet nach eigener Angabe an einer Direktleitung zu einem Schwerindustrie-Unternehmen.
Mit dem Stahlhersteller geht Wittgenstein Wind eine Projektgesellschaft ein, die drei Windkraftanlagen bauen will. Eine davon ist für die Direktversorgung des Unternehmens vorgesehen, das seinen Sitz in weniger als drei Kilometern Entfernung hat. Überschüssiger Strom könnte in einem Wärmespeicher Verwendung finden.
Worüber Energierechtler sich noch den Kopf zerbrechen könnten: Dürfen die anderen beiden Anlagen des Parks zeitweise die Direktbelieferung übernehmen, sobald die eigentlich dafür vorgesehene Turbine ausfällt oder für Wartungszwecke stillsteht?
Der mit dem Projekt befasste Cliff Reppel, Architekt und Projektleiter bei Wittgenstein Wind, sieht an dieser Stelle „leider“ viel Klärungsbedarf. Was im Sinne der Energiewende und stabiler Strompreise für Unternehmen sei, davor sei immer noch die Bürokratie. Bis Ende des Jahres hofft Reppel, die Antragsunterlagen für Windpark und Direktanbindung einreichen zu können.
Auf einer Zusammenkunft des Regionalverbands Südwestfalen im Landesverband Erneuerbare Energien NRW (LEE NRW) – mit dem Titel „Erneuerbare Energien – Chancen für Gewerbe und Industrie“ – holte Regionalverbandsvorsitzender Karl Prinz zu Wittgenstein, zugleich Geschäftsführer von Wittgenstein Wind, während seiner Eröffnungsrede zum Rundumschlag aus. Südwestfalen sei eine Vorreiterregion für die klimafreundliche Energiezukunft, „trotz der Politik und gegen alle Widerstände“.
Von dieser Redaktion im Anschluss befragt, konkretisierte Wittgenstein seine Kritik. Sie richte sich gegen alle Ebenen der Politik, vom Bund bis hinunter zu den Kommunen. Die abgewählte Ampel-Koalition nahm er sich nachträglich vor, weil der ehemalige Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) die Kernkraftwerke aus parteitaktischen Gründen endgültig abgeschaltet habe. Für den Klimaschutz, so Wittgensteins Auffassung, sei dies ein Bärendienst gewesen, weil stattdessen Kohlemeiler noch lange am Netz bleiben würden.
Keinen Dank an Robert Habeck und Friedrich Merz
Südwestfalen ist die Heimat des aktuellen Bundeskanzlers Friedrich Merz (CDU), genauer gesagt: das Sauerland. Hier Windenergie durchzusetzen, war über Jahre hinweg kaum möglich. Zu groß die Widerstände in Politik und Gesellschaft. So groß, dass das Sauerland oft wie das Bayern Nordrhein-Westfalens erschien. Im Freistaat galten lange die strengsten Ausbaubeschränkungen für Windkraft.
Karl Prinz zu Wittgenstein ist jedenfalls froh, dass das vom Bund ausgegebene Flächenziel für die Windkraft an Land in den einzelnen Bundesländern nun „endlich“ auch in Nordrhein-Westfalen in konkrete Planung überführt ist. Er meint damit die inzwischen vorliegenden Flächenkulissen der jeweiligen Planungsregionen, für Südwestfalen hat der Arnsberger Regionalrat das Werk erstellt.
Gleichwohl kritisiert er auch die schwarz-grüne Landesregierung für ihre Interimsgesetzgebung, also für den (erfolgreichen) Versuch, Windkraftprojekte in der Übergangszeit bis zur Verabschiedung der Regionalpläne aufzuhalten und letztlich zu verhindern. Projektierer hatten Dutzende Anträge für Turbinen eingereicht, für die sie sich Areale (auch) außerhalb der künftig vorgesehenen Flächen gesichert hatten.
Wittgenstein Wind hat nach Auskunft von Karl Prinz zu Wittgenstein selbst unter diesem juristischen Kniff der Landesregierung gelitten. Zwei Projekte mit insgesamt zwölf Anlagen seien dadurch gescheitert, inklusive entstandenem Schaden durch geleistete Vorarbeit. Er hat dies auch Friedrich Merz nicht vergessen, der sich in den entscheidenden Monaten noch auf die Seite der NRW-Landesregierung geschlagen hatte. Dadurch kam eine Bundesratsinitiative noch durch den alten Bundestag, das Schlagwort vom „Lex Sauerland“ – einem Gesetz nach Merzens Gusto – machte die Runde.
Direkte Stromlieferung für einen Stahlhersteller geplant
Jetzt hoffen die Windkraft-Entwickler in Südwestfalen, dass es durch die klaren Vorgaben von Bund, Land und Regionen weniger Widerstände gegen Energiewende-Projekte gibt. „Die Bürgermeister vor Ort sind nun aus der Schusslinie“, so Karl Prinz zu Wittgenstein. Er meint damit, dass Bürgerinitiativen angesichts der unmissverständlichen Vorgaben für vorgesehene Windkraft-Flächen keine örtlichen Politiker mehr auf ihre Seite ziehen könnten.
Dass es weiterhin genügend Klippen zu umschiffen gibt, ist kein Geheimnis. Windenergieanlagen sind angesichts der vielen Bestimmungen und Auflagen keine Selbstläufer, auch und gerade nicht in der Direktversorgung von Unternehmen. Wittgenstein Wind arbeitet nach eigener Angabe an einer Direktleitung zu einem Schwerindustrie-Unternehmen.
Mit dem Stahlhersteller geht Wittgenstein Wind eine Projektgesellschaft ein, die drei Windkraftanlagen bauen will. Eine davon ist für die Direktversorgung des Unternehmens vorgesehen, das seinen Sitz in weniger als drei Kilometern Entfernung hat. Überschüssiger Strom könnte in einem Wärmespeicher Verwendung finden.
Worüber Energierechtler sich noch den Kopf zerbrechen könnten: Dürfen die anderen beiden Anlagen des Parks zeitweise die Direktbelieferung übernehmen, sobald die eigentlich dafür vorgesehene Turbine ausfällt oder für Wartungszwecke stillsteht?
Der mit dem Projekt befasste Cliff Reppel, Architekt und Projektleiter bei Wittgenstein Wind, sieht an dieser Stelle „leider“ viel Klärungsbedarf. Was im Sinne der Energiewende und stabiler Strompreise für Unternehmen sei, davor sei immer noch die Bürokratie. Bis Ende des Jahres hofft Reppel, die Antragsunterlagen für Windpark und Direktanbindung einreichen zu können.
Volker Stephan
© 2025 Energie & Management GmbH
Dienstag, 20.05.2025, 17:01 Uhr
Dienstag, 20.05.2025, 17:01 Uhr
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