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Enerige & Management > Regenerative - IEA: Ausbauziel bei Erneuerbaren bis 2030 wird verfehlt
Quelle: Fotolia / vencav
REGENERATIVE:
IEA: Ausbauziel bei Erneuerbaren bis 2030 wird verfehlt
Sonnenenergie ist in vielen Ländern inzwischen günstiger als alle anderen Formen der Energie. Das schafft auch Abhängigkeiten, vor allem von China, wie die IEA beobachtet.
 
Die Internationale Energieagentur(IEA) in Paris erwartet, dass bis 2030 neue Kapazitäten zur Nutzung erneuerbarer Energie von 5,5 Millionen MW in Betrieb genommen werden. Die globalen Kapazitäten wären dann 2,7 Mal größer als 2022, würden aber das auf der letzten Klimakonferenz anvisierte Ziel der Verdreifachung verfehlen.

Der Boom beim Ausbau vor allem der Sonnenenergie hat nach Ansicht von IEA-Direktor Fatih Birol drei Gründe: die Bemühungen zur Reduzierung der Treibhausgase, das Streben nach mehr Sicherheit in der Energieversorgung und den Preisverfall der Photovoltaik. Strom aus PV-Anlagen sei in vielen Ländern inzwischen die billigste Energie und verleihe der Energiewende eine neue Dynamik, sagte Birol in Paris bei der Vorstellung eines Berichtes über die globale Entwicklung der erneuerbaren Energien.

Das gilt vor allem für China. 60 Prozent der neuen PV-Anlagen gehen nach der IEA-Prognose bis 2030 in der Volksrepublik ans Netz, obwohl es dort schon seit 2020 keine staatlich garantierten Einspeisetarife mehr gibt. In China werden die meisten PV-Anlagen auch gebaut. Die chinesischen Fabriken produzieren viel mehr Solarzellen und -module als nachgefragt werden.

Weltweit ist die Produktionskapazität inzwischen doppelt so hoch wie die Nachfrage. Die Preise sind alleine im letzten Jahr um 50 Prozent gefallen auf knapp 12 Cent pro Watt installierte Leistung.

Mehr Anstrengungen beim Windkraft-Ausbau nötig

Die IEA rechnet damit, dass bis 2030 jede vierte Solarzellenfabrik schließen muss. Obwohl die Herstellung von Solarzellen und -module in den USA und Indien zwei bis drei Mal soviel kostet wie in China, erwartet die IEA, dass diese Länder ihre Produktion mindestens verdoppeln. Indien wird in den nächsten Jahren der am schnellsten wachsende Markt für erneuerbare Energien sein. Neben den günstigen Preisen für PV-Anlagen werden die Erneuerbaren in vielen Ländern durch den Staat kräftig gefördert.

In den USA und Europa erwartet die IEA eine Verdoppelung der Kapazität von Wind- und Solaranlagen. In den USA werde das Wachstum durch Steuergutschriften für Investoren unterstützt, in der EU durch Auktionen von Subventionen und PPAs. Die EU-Staaten würden ihr Ziel, die Kapazität ihrer Solaranlagen bis 2030 um 600.000 MW zu erhöhen, voraussichtlich erreichen. Mehr Anstrengungen seien beim Ausbau der Windenergie nötig.

In Paris geht man davon aus, dass sich die Windbranche in den nächsten Jahren wieder erholt. In Europa, den USA und Schwellenländern wie Indien hätten sich die Rahmenbedingungen für die Windenergie deutlich verbessert. Das habe die Kreditfähigkeit von Windkraftprojekten erhöht und werde ihre Finanzierung erleichtern. Man erwarte, dass der Zubau bis 2030 doppelt so hoch ausfalle wie in den sieben Jahren davor, heißt es in dem Bericht.

Im Gegensatz zu den Überkapazitäten in der Solarindustrie fehlten Investitionen in die Herstellung von Windrädern. Dort gebe es weiter Engpässe, die eine Befriedigung der absehbaren Nachfrage infrage stellten. Die Nachfrage nach Onshore-Windrädern, die durch Förderprogramme in den USA, Europa und Südostasien erwartet werde, könnte durch den absehbaren Ausbau der Lieferkette gerade noch gedeckt werden. Die bis 2030 geplanten Offshore-Projekte könnten jedoch ohne neue Fabriken für Windkraftanlagen und Komponenten nicht umgesetzt werden.

Die Wasserkraft wird in den nächsten Jahren weiter ausgebaut und leistet damit einen stabilen Beitrag zur Deckung der wachsenden Energienachfrage. Andere, erneuerbare Energien wie Geothermie oder Biomasse werden jedoch an Bedeutung verlieren, nicht zuletzt wegen mangelnder Förderung durch die Politik.

In der Förderpolitik der Regierungen spielen andere Überlegungen als günstige Preise eine immer größere Rolle. Im ersten Semester dieses Jahres erhielten 60 Prozent der erneuerbaren Kapazitäten, die versteigert wurden, den Zuschlag nicht alleine aufgrund des besseren Preises. Nachhaltigkeit, eine sichere Wertschöpfungskette oder die absehbare Integration eines Projektes in das System der Energiewirtschaft wurden bei der Zuteilung berücksichtigt - bei doppelt so vielen Projekte wie fünf Jahre davor.

Schleppender Stromnetz-Ausbau

Am Ende dieses Jahrzehntes wird nach der Prognose der IEA die Hälfte des Stroms aus erneuerbaren Energien erzeugt. PV-Anlagen (30 Prozent) werden dabei die Wasserkraft als wichtigste erneuerbare Energiequelle ablösen, gefolgt von der Windenergie. Diese Prognose beruht darauf, dass die Hürden, die die Nutzung der erneuerbaren Energien weiter behindern, zumindest teilweise beseitigt werden.

Das größte Problem, sagte Birol, sei der schleppende Ausbau der Stromnetze. Gegenwärtig warteten erneuerbare Anlagen mit einer Kapazität von 1,65 Millionen MW auf einen Netzanschluss, 150.000 MW mehr als vor einem Jahr. Dabei seien die Investitionen in die Netze rückläufig.

Die größten Anschlussprobleme gebe es in Europa und Lateinamerika, wo mehr Erneuerbare vor allem zu einer höheren Abschaltquote führten. In Großbritannien und Irland müssten Solar- und Windkraftanlagen inzwischen 5 bis 15 Prozent der Betriebszeit vom Netz genommen werden.

Trotz hoher Investitionen in Batteriespeicher fehle es in den meisten Märkten weiter an Flexibilität. Eine erfolgreiche Integration der Erneuerbaren erfordere mehr langfristige Speicherkapazität und mehr anpassungsfähige Nachfrage in großem Umfang.

Der Bericht der IEA  steht kostenfrei im Internet bereit.


 
 

Tom Weingärtner
© 2024 Energie & Management GmbH
Mittwoch, 09.10.2024, 15:39 Uhr

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