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Enerige & Management > Wasserstoff - Hochlauf stockt trotz Innovationsschub
Quelle: Shutterstock / r.classen
WASSERSTOFF:
Hochlauf stockt trotz Innovationsschub
Trotz Optimismus im Innovationssektor stockt der Wasserstoffhochlauf. Hohe Kosten, langsamer Netzausbau und regulatorische Hürden bremsen die Entwicklung, so der H2-Marktindex des DVGW.
 
Die anfängliche Euphorie über den Wasserstoffhochlauf in Deutschland scheint sich abgemildert zu haben. Viele Akteure entlang der Wasserstoff-Wertschöpfungskette sind besorgt darüber, ob sich die ambitionierten Ziele der Wasserstoffstrategie erreichen lassen. Zumindest zeigt dies der aktuell vom Deutschen Verein des Gas- und Wasserfaches (DVGW) vorgelegte „H2-Marktindex“.

Die Studie, die vom Energiewirtschaftlichen Institut an der Universität Köln (EWI) im Auftrag mehrerer Verbände wie dem Deutschen Verein des Gas- und Wasserfaches (DVGW), dem Verband der Chemischen Industrie (VCI) sowie der Wirtschaftsvereinigung Stahl (WV Stahl) durchgeführt wurde, verdeutlicht, dass der Hochlauf ins Stocken geraten ist. Der H2-Marktindex liegt derzeit bei 44 von 100 Punkten, was einem leichten Anstieg gegenüber dem Vorjahr entspricht (42 Punkte).

Während das im H2-Marktindex beleuchtete Innovationsumfeld am positivsten bewertet wird (57 von 100 Punkten), herrscht insbesondere bei der Infrastruktur und den regulatorischen Rahmenbedingungen noch erheblicher Nachholbedarf. Fernleitungsnetzbetreiber und Forschungseinrichtungen bewerten das Innovationsumfeld deutlich positiver als industrielle Großabnehmer, die vor allem regulatorische Hürden und mangelnde Wettbewerbsfähigkeit bemängeln.

Genehmigung des Wasserstoffkernnetzes verzögert sich weiter

Trotz Fortschritten, etwa bei der Planung des 9.700 Kilometer langen Wasserstoffkernnetzes bis 2032, wird der Infrastrukturausbau im Markt mit 31 Punkten weiterhin kritisch betrachtet. Besonders problematisch sind der schleppende Ausbau von Speicher- und Importkapazitäten, die jeweils nur 28 Punkte erreichen. Nicht im aktuellen H2-Marktindex berücksichtigt ist die jüngste Entwicklung, die die Stimmung noch weiter dämpfen dürfte: So wird die Bundesnetzagentur ihre zweimonatige Frist zur Genehmigung des Wasserstoffkernnetzes noch einmal hinauszögern, wie am 18. September bekannt wurde. 
Hervor geht dies aus einem veröffentlichen Hinweis der Regulierungsbehörde. Von „voraussichtlich Mitte Oktober“ ist jetzt darin die Rede. Als Grund nennt die Behörde „insbesondere ein Änderungsverlangen, das als Ergebnis der Konsultation des Antrags und der Prüfung durch die Bundesnetzagentur notwendig wurde“.

Als weiterer Hemmschuh für den Hochlauf werden im aktuellen H2-Marktindex die hohen Investitionskosten gesehen: Mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen (55 Prozent) nennt diese als zentrales Hindernis, während 49 Prozent auch die damit verbundenen Investitionsrisiken als große Herausforderung betrachten. Die Marktakteure betonen, dass gerade Investitionssicherheit und ein klarer politischer Rahmen notwendig sind, um den Hochlauf zu beschleunigen.

Nur zögerliche Investitionen auf dem Markt

Obwohl das politische Interesse an Wasserstoff zugenommen hat, sind die Bewertungen der Marktakteure mit Blick auf die politische Unterstützung weiterhin verhalten. Der H2-Marktindex bewertet den politischen Willen mit 51 Punkten, während der rechtliche Rahmen mit nur 35 Punkten negativer beurteilt wird. Zu komplexe Regulierungen und fehlende Kohärenz in der Förderpolitik werden als die größten Hemmnisse gesehen. Vornehmlich in der energieintensiven Industrie fordern Akteure wie der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) und die WV Stahl eine Verbesserung des politischen und regulatorischen Umfelds, um die Wettbewerbsfähigkeit neuer Wasserstoffanwendungen zu gewährleisten.

Der Stand der Marktentwicklung wird mit nur 35 Punkten als negativ eingeschätzt. Dies weist lauf DVGW auf eine erhebliche Planungsunsicherheit hin. Sowohl Produzenten als auch potenzielle Abnehmer von Wasserstoff zögern, Investitionen zu tätigen. Vor allem die Stahlindustrie als potenzielle Großabnehmerin zögere. Dabei nehme sie eine Schlüsselrolle ein, um die Nachfrage zu stabilisieren und den Markt in Schwung zu bringen. Die Unsicherheiten in Bezug auf Strom- und Wasserstoffpreise sowie die Rahmenbedingungen für den Infrastrukturausbau hemmen jedoch die Bereitschaft, in die Wasserstoffnutzung zu investieren.
 

Der H2-Marktindex 

Mithilfe des H2-Marktindex will der DVGW ermitteln, wie die Marktakteure einer Wasserstoffwirtschaft die Entwicklung des Wasserstoffmarktes in Deutschland wahrnehmen. Dabei sollen mögliche Problemfelder und relevante Indikatoren zur Messung des Fortschritts erfasst werden. Der H2-Marktindex umfasst die vier Themenfelder: Innovationsumfeld, politisch-regulatorischer Rahmen, Infrastrukturausbau und Marktentwicklung. Die Indexergebnisse werden auf einer Skala von 0 (negativ) bis 100 (positiv) aufgeführt.

Zur Erhebung des H2-Marktindex 2024 wurde eine Online-Befragung von Stakeholdern der Wasserstoffwirtschaft im Zeitraum Juni bis August 2024 durchgeführt. Insgesamt flossen 311 indexrelevante Rückmeldungen in die Auswertung ein. Weitere Informationen sowie das gesamte Gutachten und eine Zusammenfassung finden Sie auf der Internetseite des H2-Marktindex .
 

Davina Spohn
Redakteurin
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Donnerstag, 19.09.2024, 16:29 Uhr

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