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Enerige & Management > Wasserstoff-Tankstellen - H2 Mobility baut Wasserstoff-Tanknetz für Pkw zurück
Wasserstoffbetriebener Brennstoffzellenbus beim Tanken. Quelle: H2 Mobility
WASSERSTOFF-TANKSTELLEN:
H2 Mobility baut Wasserstoff-Tanknetz für Pkw zurück
Der H2-Tankstellenbetreiber H2 Mobility schließt im Laufe des Jahres über 20 Wasserstofftankstellen wegen mangelnder Nachfrage.
 
Zum 31. März ist die Wasserstofftankstelle in Siegen planmäßig außer Betrieb gegangen, wie die Westfalenpost bereits Mitte März ankündigte. Die Anlage an der Aral-Station in der Eiserfelder Straße ist eine von elf Wasserstofftankstellen, die der Betreiber H2 Mobility zum Ende des ersten Quartals 2025 dauerhaft vom Netz genommen hat. Bis zum Ende des zweiten Quartals sollen 11 weitere folgen.

Bei dem Berliner Unternehmen handelt es sich um den Betreiber des größten Wasserstofftankstellennetzes in Deutschland. Mit Stand 1. April 2025 betreibt es 57 Stationen zur Betankung von Pkw (700 bar) und 40 Stationen zur Betankung von Lkw beziehungsweise Nutzfahrzeugen (350 bar), so eine Sprecherin von H2 Mobility gegenüber der Redaktion. Bundesweit gäbe es insgesamt nur unwesentlich mehr: 68 Stationen mit 700 bar und 54 Stationen mit 350 bar, so die Sprecherin.

Betroffen von den Schließungen sind kleinere Anlagen mit Fokus auf Pkw, darunter neben Siegen auch Standorte wie Neuruppin, Ulm, Bonn, Aachen und Potsdam. Die elf geschlossenen Stationen werden zurückgebaut, erklärt die Sprecherin auf Anfrage. Dabei sollen möglichst viele Komponenten weiterverwendet werden. Der Rückbau betreffe Standorte, bei denen eine Umrüstung technisch nicht sinnvoll oder wirtschaftlich nicht tragfähig sei.

Als Hauptgrund für die Schließungen nennt H2 Mobility die unzureichende Nachfrage. An einzelnen Standorten, etwa in Neuruppin, sei die Auslastung deutlich hinter den Erwartungen geblieben. Der Markthochlauf bei Wasserstoff-Pkw sei schwächer verlaufen als erhofft, während die Nutzung im Nutzfahrzeugbereich steige. Das Unternehmen rechnet damit, dass der Großteil des Absatzes 2025 über 350-bar-Betankungen für Busse und Lkw erfolgen werde.

Netz wird an Nachfrage und Fahrzeugtypen angepasst

Die Schließungen sind Teil einer strategischen Neuausrichtung, wie der Tankstellenbetreiber betont. „Seit einigen Jahren konzentrieren wir uns auf einen regionalen, nachfragebasierten Ausbau der Wasserstoff-Infrastruktur für leichte und schwere Nutzfahrzeuge“, lässt sich Geschäftsführer Martin Jüngel in einer Mitteilung 17. Februar zitieren. Ältere Pkw-Tankstellen, die vor über zehn Jahren errichtet worden seien, würden den heutigen technischen Anforderungen nicht mehr genügen.

Ein zentrales Problem sei der Platzmangel: Busse und Lkw benötigten größere Vorfelder und weitere Wenderadien, als sie an klassischen Pkw-Tankstellen vorhanden sind. Auch die bauliche Höhe spiele eine Rolle: Die Dächer vieler älterer Anlagen seien zu niedrig, um Nutzfahrzeuge sicher betanken zu können.

Hinzu komme die Speicherkapazität: Während Pkw vergleichsweise kleine Mengen Wasserstoff benötigen, tanken Nutzfahrzeuge deutlich mehr. Die dafür nötige Technik – größere Speicher, leistungsfähigere Verdichter und Zapfanlagen mit 350-bar-Technologie – lässt sich an vielen Altstandorten nicht ohne Weiteres integrieren.

Manche Anlagen können baulich gar nicht nachgerüstet werden oder wären nach einem Umbau nicht wirtschaftlich zu betreiben. Dort, „wo es unvermeidbar ist“, müssten diese aus dem Netz genommen werden, so H2 Mobility. 

Ein Teil der bestehenden Standorte soll technisch aufgerüstet werden, wie es weiter heißt. So entstehen neue Zapfpunkte für Busse und Lkw mit 350-bar-Technologie. In Magdeburg etwa hat H2 Mobility eine bestehende Tankstelle erweitert und am Flughafen Hamburg eine ehemalige Pkw-Station in eine leistungsfähige Nutzfahrzeuganlage umgewandelt. In Bayreuth laufe aktuell ein Umbau.

Wirtschaftliche Rahmenbedingungen nicht gegeben

Für den Aufbau eines nachhaltigen Tankstellennetzes sieht das Unternehmen die Politik am Zuge. Die müsse wirtschaftliche Rahmenbedingungen schaffen, wie etwa eine gezielte Förderung regionaler Wasserstoff-Cluster, in denen Infrastruktur, Fahrzeugflotten und Erzeugungskapazitäten zusammengeführt werden. 

Auch eine Bündelung der Nachfrage sei wichtig. Nur größere Standorte mit Tageskapazitäten von bis zu 5 Tonnen Wasserstoff ließen sich dauerhaft kostendeckend betreiben, erklärt das Unternehmen. Neben gezielten Investitionszuschüssen für Modernisierungen seien auch strukturelle Maßnahmen wie die Förderung von Elektrolyse zur Herstellung von Wasserstoff und günstige Strompreise wichtig.

Ob H2 Mobility künftig überhaupt noch Tankstellen für Wasserstoff-Pkw betreibt, ist unklar. „Wir befinden uns in Gesprächen mit verschiedenen Marktteilnehmenden, um einen Fortbetrieb zu ermöglichen“, so das Unternehmen Im Fokus stehe jedoch ein wirtschaftlich tragfähiges Netz – und das sei derzeit im Bereich der Nutzfahrzeuge realistischer als im Pkw-Segment.
 

Davina Spohn
Redakteurin
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